Bitkom: Mobilfunk wird zunehmend zum Datenfunk
Berlin (dpa) - Die mobile Internetnutzung wird dank Smartphones und Tablets zunehmend zur treibenden Kraft im Mobilfunk-Markt. In diesem Jahr werde die Datenkomponente der prägende Treiber des Geschäfts sein, sagte Jens Schulte-Bockum, Präsidiumsmitglied des Bitkom und Geschäftsführer von Vodafone Deutschland.
Seit 2009 lege das Geschäft mit mobilen Datendiensten zweistellig zu, in diesem Jahr voraussichtlich um 10 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. Der Umsatz mit Handy-Gesprächen ging dagegen um 7 Prozent auf 11,9 Milliarden Euro zurück. Smartphones würden sich in diesem Jahr am gesamten Handy-Markt einen Anteil von 81 Prozent erobern und für 96 Prozent des Umsatzes sorgen.
„Deutschland wird zur digitalen Gesellschaft“, sagte Schulte-Bockum. „Im Jahr 2013 stehen die mobilen Datendienste für rund 44 Prozent des deutschen Markts für Mobilfunkdienste.“ Und der Wachstumstrend werde sich in Zukunft noch weiter beschleunigen. „Das mobile Internet über Smartphones ist von der Nische zum Massenmarkt geworden, der Massenmarkt wird zur Nische.“ Wichtiger Wachstumstreiber sei auch die mobile Nutzung Sozialer Netzwerke.
Die steigenden Datenmengen in den Mobilfunknetzen erforderten von den Netzbetreibern bis 2015 Investitionen in Höhe von acht bis zehn Milliarden Euro, die vor allem in den Ausbau der neuen LTE-Netze fließen. Mit LTE habe Deutschland in Europa eine Vorreiterrolle eingenommen, die nicht verspielt werden sollte. Der Netzausbau in den Städten sei von der Bundesnetzagentur gebremst worden.
Die Behörde habe mangels Personal die Anträge für weitere LTE-Sendestationen nur mit erheblichen zeitlichen Verzögerungen bearbeiten können und müsse nun einen Berg von 7 000 Anträgen abarbeiten. „Wir könnten beim Ausbau der mobilen High-Speed-Netze erheblich weiter sein, wenn die Regulierungsbehörde ihre Hausaufgaben gemacht hätte“, sagte Schulte-Bockum.
Der Geschäftsführer von Vodafone Deutschland verwies für bessere Planungssicherheit auf die Bedeutung von Mobilfunkfrequenzen. In den kommenden Jahren laufen einige Lizenzen, etwa für GSM und teilweise für UMTS, aus.
Für bessere Planungssicherheit sollten diese Lizenzen bis 2020 verlängert werden, forderte Schulte-Bockum. Die heutigen GSM-Frequenzen bildeten etwa die Basis für die Versorgung der Bevölkerung mit Sprachdiensten. Eine Neuvergabe könne die Versorgung nachhaltig beeinträchtigen. Zudem würden die hohen Erwerbskosten den Unternehmen wichtige Mittel entziehen, die für den Ausbau der Infrastruktur fehlen würde. „Die Bundesnetzagentur sollte ein Gesamtkonzept für die Nutzung dieser und weiterer Frequenzen erarbeiten“, fordert Schulte-Bockum.