Bitte nicht füttern: Der richtige Umgang mit Trollen im Netz
Berlin (dpa/tmn) - Mit ihren ätzenden Kommentaren mischen Trolle so manche Community im Internet auf. Mitleser und Administratoren sollten ihnen gegenüber aber gelassen bleiben. Das hilft auch dabei, nicht versehentlich selbst zum Störenfried zu werden.
Hässlich und gemein treibt der sogenannte Troll sein Unwesen in den Diskussionsforen des Internets. Beleidigende oder unsachliche Kommentare zu posten, ist sein schönster Zeitvertreib. Zwei Arten von Trollen unterscheidet die Medienjournalistin und Bloggerin Ulrike Langer: „Krakeeler, oft unflätig, und Belehrer. Letztere schreiben oft ellenlange schwer verständliche Ausführungen, die selten etwas mit dem eigentlichen Thema zu tun haben.“ An konstruktiven Diskussionen sei der Troll gar nicht interessiert. „Sie sind für ihn nur ein Mittel, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.“
Diese Suche nach Aufmerksamkeit ist es auch, die dem Troll seinen Namen gibt, nicht das Fabelwesen aus der germanischen Mythologie. Stattdessen bezieht sich der Name auf den englischen Begriff für das Schleppangeln mit Köder: „trolling with bait“. „Don't feed the troll“ lautet dementsprechend die oberste Regel zum Umgang mit ihm: nicht füttern, sondern ignorieren. „Falsche Behauptungen zu korrigieren oder zu argumentieren hilft bei echten Trollen nicht“, hat Ulrike Langer gelernt. „Dann weichen sie auf Nebenkriegsschauplätze aus.“
Um sich davor zu schützen, in endlose Diskussionen mit einem Troll zu geraten, empfiehlt Langer, Kommentarspalten oder Webseiten direkt zu meiden, auf denen sich Trolle tummeln. „Mir ist meine Zeit und Mühe viel zu wertvoll, als das ich sie auf ungepflegt wirkenden Kommentarseiten vergeuden würde“, sagt die Expertin. „Sollen die Trolle dort doch unter sich bleiben.“
Zuständig für die Diskussionskultur auf ihren Seiten sind die jeweiligen Administratoren. Tipps für sie hat die Fachzeitschrift MediumMagazin (Ausgabe 07-08/2013) zusammengestellt. Demnach sollten sich Blog- und Foren-Wächter nicht auf die Störer konzentrieren, sondern eher mit denen diskutieren, die wirklich etwas zu sagen haben. Entspricht ein Beitrag nicht den Regeln, löschen die Administratoren ihn am besten mit einer kurzen Begründung, in Ausnahmefällen auch mit einem persönlichen Kommentar. Nimmt die anonyme Schmähkritik überhand, sollten Webseitenbetreiber aber ruhig auch Mut zur klaren Linie zeigen, rät die Zeitschrift: Eventuell hilft dann nur noch ein Klarnamenzwang.
Unter dem eigenen Namen zu posten ist für Ulrike Langer übrigens eine gute Strategie, um in der Hitze einer Diskussion nicht selbst zum Troll zu werden: „Ich kommentiere nur unter Klarnamen“, sagt sie. „Auf diese Weise zwinge ich mich darüber nachzudenken, was ich schreibe, und ob ich auch später noch dazu stehen würde, denn es ist für alle Zeiten mit meinem Namen verbunden.“
Allerdings kann die Macht der Administratoren, Regeln wie den Klarnamenzwang einzuführen, den Widerspruchsgeist der Trolle auch erst wecken. „Typische Admins versuchen, Wände gegen die Trolle einzuziehen“, sagt Alexander Glück, Autor von „Handbuch für den Forentroll“.
Diese Regulierungswut zeige sich oft besonders dann, wenn Forennutzer Ansichten vertreten, die die Administratoren nicht teilen. In solchen Fällen kann die Trollerei also sogar ein Zeichen dafür sein, dass bei der Moderation etwas falsch läuft. Allzu großer Konsens kann die Trolle aber genauso anlocken.
Die gemeinsame Auseinandersetzung mit einem Troll kann eine Community allerdings auch zusammenschweißen. Es kann also auch Gründe geben, den Störenfried nicht sofort auszuschließen. Alexander Glück plädiert in seinem Buch sogar dafür, Trolle zu integrieren: „Administratoren sollten sie nicht immer nur als Störer sehen, sondern ihre Kommentare positiv aufnehmen“, sagt er. „Dann kann sich der Troll in ein normales Forenmitglied verwandeln.“
Literatur:
Alexander Glück: Handbuch für den Forentroll. Röhrig Universitätsverlag, 2013, 135 Seiten, 17,80 Euro, ISBN-13: 978-3861105350