Mobil vernetzt - Was Social-Media-Apps können
Hamburg/Berlin (dpa/tmn) - Social-Media-Apps von Drittanbietern haben oft mehr drauf als die Originalanwendungen von Facebook, Twitter & Co. Sie bündeln etwa mehrere Konten und erleichtern so die Verwaltung des sozialen Lebens.
Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten.
Soziale Netzwerke wollen auch unterwegs gepflegt werden. Dafür bieten die Platzhirsche eigene Apps fürs Smartphone oder Tablet. „Eigentlich bieten Twitter und Facebook sehr gute Clients, die für den normalen Nutzer ausreichen“, sagt Achim Barczok von der Computerzeitschrift „c't“. Dennoch können Alternativen je nach Anwendungsszenario sinnvoll sein.
„Social Clients können vielfältig genutzt werden“, sagt Andreas Weck vom Technologiemgazin „t3n“. „Um Nachrichten zu konsumieren, Statusupdates abzuschicken oder Statistiken zu erhalten - und zwar gebündelt in einem Dashboard.“
Auch der Schutz der Privatsphäre kann für eine alternative App sprechen. „Dort kann ich besser regulieren, was ich dem Dienst verrate“, sagt Achim Barczok. Die Facebook-App frage etwa Kontakt- oder Ortsdaten ab. Dies könne bei anderen Apps unterbunden werden. Oft sind auch schon alternative Social-Media-Clients in den mobilen Betriebssystemen verankert. Damit kann dann direkt aus vielen Anwendungen heraus gepostet werden.
Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale Bundesverband hebt hervor, dass Clients von Drittherstellern oft Funktionen bieten, die über den Umfang der Originale hinausgehen oder übersichtlicher sind. Bei manchen alternativen Twitter-Clients könnten etwa die Tweets farblich gekennzeichnet werden.
Ein Beispiel dafür ist Tweetbot für iOS (18 Euro). „Die App ist optisch schicker und übersichtlicher als der Original-Client“, sagt Barczok. Sie biete Zusatzleisten zur schnellen Navigation durch Ansichten und bereite Gesprächsverläufe übersichtlich gebündelt auf. Twicca oder TweetCaster für Android bieten ebenfalls viele Extras. Slices für iOS (4,50 Euro) sortiert die Tweets teils automatisch in Ordner und sorge für mehr Übersichtlichkeit. So ließen sich etwa Posts von Freunden oder News-Seiten voneinander trennen. Ein Beispiel für eine alternative Facebook-App ist Friendcaster für iOS und Android. Weil man sich darüber in mehrere Facebook-Konten einloggen kann, sei sie vor allem für den beruflichen Einsatz interessant, sagt Barczok. Allerdings biete Friendcaster nicht alle Möglichkeiten der Facebook-App. Es bestehe die Gefahr, dass der Nutzer je nach persönlichen Sicherheitseinstellungen nicht alle Postings sieht oder seine Nachrichten nicht überall lesbar sind.
Ähnlich verhalte es sich mit HootSuite. „Zwar ist der Nutzer auch hier einerseits eingeschränkt, kann aber andererseits auf mehreren Netzwerken wie Facebook, LinkedIn und Twitter gleichzeitig posten“, sagt Barzcok. Als Besonderheit bietet HootSuite für iOS und Androiddie Möglichkeit zur zeitversetzten Veröffentlichung der Postings.
„Der Teufel steckt im Detail“, sagt Andreas Weck. Der Nutzer müsse vorher entscheiden, was genau er mit dem Tool anstellen möchte und welche Netzwerke unterstützt werden sollen - gerade Google+, Xing oder LinkedIn seien längst nicht überall integriert. Dashboard-Dienste wie Sprout Social oder Falcon Social bieten die Integration vieler Dienste und umfangreiche Steuermöglichkeiten, kosten aber eine relativ hohe monatliche Abogebühr.
Schon eher für Privatnutzer infrage kommt Buffer für iOS und Android, weil es wie HootSuite auch eine kostenlose Basisversion bietet. Über Buffer könnten Statusupdates auf Facebook, Google+, Twitter, LinkedIn und App.net abgesetzt und die Reichweite gemessen werden, erklärt Weck. Auch das kostenlose Bottlenose.com bindet verschiedene Netzwerke ein, bietet aber keine Apps. Als Besonderheit stelle der Dienst Trendthemen aus den Netzwerken in einer Tagcloud dar, sagt Weck.
„Ähnlich wie Facebook schränkt auch Twitter in letzter Zeit die Nutzung seiner Schnittstellen verstärkt ein“, sagt Barczok. Dennoch gebe es bei Twitter noch eine größere Vielfalt. Hintergrund seien finanzielle Gründe: „Bei alternativen Apps kann es sein, dass Werbung nicht eingeblendet wird.“
Auch Florian Glatzner bedauert, dass die Netzwerke den Zugriff auf ihre Schnittstellen einschränken: „Es kommt auf jeden Fall dem Verbraucher zugute, wenn diese offengelegt werden“, sagt er. Allerdings sollten Nutzer beim Experimentieren mit Social-Media-Apps immer auch auf die Vertrauenswürdigkeit der Anbieter achten. Man müsse sich bewusst sein, dass die Anbieter der Dienste und Clients alle Posts theoretisch mitlesen oder auswerten können - genau wie die Netzwerke selbst.