BKA warnt vor wachsender Cyber-Kriminalität
Mainz (dpa) - Die wachsende Internetkriminalität stellt die Polizei vor immer größere Probleme. „Die Lampe, mit der wir Licht ins Dunkel zu bringen versuchen, wird schwächer“.
Das sagte die BKA-Abteilungsleiterin für organisierte Kriminalität, Sabine Vogt, am Donnerstag bei einer Expertentagung in Mainz. „Sie ist an einigen Stellen schon erloschen.“
Cybercrime als Teil der organisierten Kriminalität sei Realität, sagte Vogt. Das Center for Strategic and International Studies gehe für 2013 von 575 Milliarden Dollar (rund 460 Mrd. Euro) Schaden weltweit aus. Das entspreche etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Schweden 2013. Die Expertin forderte ausreichend rechtliche Möglichkeiten für Online-Durchsuchungen.
Die Bandbreite der Kriminalität im Netz ist laut Europol riesig: Kreditkartenbetrug, Drogen- und Waffenhandel, sexuelle Ausbeutung von Kindern, Extremismus, Terrorismus, Spionage.
„Online kann wirklich jeder Cyber-Krimineller werden“, beklagte Troels Oerting - er ist bei der Polizeibehörde Europol der Chef des Europäischen Zentrums zur Bekämpfung der Cyberkriminalität. Die Täter seien schwierig zu verfolgen. Nur vier Prozent der Webseiten seien erfasst. Heutzutage könnten zahlreiche Computer weltweit auf einen Schlag manipuliert werden, etwa beim Kreditkartenbetrug. „Es gibt keine Online-Streife.“ Mit mehr Vorsorge, Schutz und der Hilfe aller Staaten könne man Cybercrime aber handhaben.
Ein wachsendes Problem sind nach Einschätzung des BKA auch kriminelle Rockerbanden aus Deutschland, die sich global ausbreiten: „Rockerkriminalität wird von Deutschland aus exportiert“, sagte BKA-Abteilungsleiterin Vogt. Die Ausweitung betreffe Afrika, Asien und Südamerika. Seit 1983 seien in Deutschland 31 Rocker-Vereine verboten worden. Die vier größten Gruppen hätten derzeit rund 10 000 Mitglieder. Das BKA prüfe auch die Verbindung von Rockergruppen und Extremismus.
Auch Wirtschaftskriminalität nimmt zu und hat riesige Folgen: Die Schadenssumme inklusive Steuer- und Zolldelikten sowie Geldwäsche habe 2013 in Deutschland bei über 640 Millionen Euro gelegen, sagte die BKA-Expertin. Die Schnelligkeit, die Finanzinstrumente und die weltweit „kaskadenartig sich vermehrenden Transaktionen“ machten die Strafverfolgung schwierig. Außerdem lasse die internationale Rechtshilfe zu wünschen übrig: „Wir kommen nicht hinterher.“ Derzeit werde ein Petabyte Daten geprüft, das entspreche 400 Millionen Aktenordnern mit je 500 Blatt.