Blackberry-Chef zu Sparprogramm: „Wir brauchen Bochum!“
Berlin (dpa) - Der Blackberry-Hersteller RIM will trotz drastischer Sparmaßnahmen an seinem Entwicklungszentrum in Bochum festhalten. Vorstandschef Thorsten Heins sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.
„Da sehe ich im Moment wenn überhaupt, dann nur geringfügige Einschnitte, weil wir nach wie vor unser europäisches Entwicklungszentrum in Bochum brauchen.“ Nach einem Sturz in die roten Zahlen hat das kanadische Unternehmen in der vergangenen Woche den Abbau von 5000 der 16 500 Arbeitsplätze angekündigt. Mit der umfassenden Umstrukturierung sollen bis zum Ende des Finanzjahrs im Februar 2013 eine Milliarde Dollar an Kosten gespart werden.
„Die nächsten Quartale werden herausfordernd“, sagte Heins. In Europa, Asien und anderen Regionen gebe es weiter wachsende Nachfrage nach Blackberry-Produkten. „Aber wir sind halt in den USA doch recht stark unter Druck, besonders im Consumer-Segment.“ Dieser Druck werde weiter anhalten, bis „zu einem frühen Zeitpunkt im ersten Quartal 2013“ die ersten Geräte mit dem neuen Betriebssystem Blackberry 10 in den Markt kämen.
Zu Spekulationen über einen möglichen Verkauf einzelner Geschäftsbereiche sagte Heins, die Geschäftsleitung lasse sich von Investmentbanken beraten, „um zumindest alle Optionen zu verstehen“. Dies sei auch ganz im Interesse der Aktionäre von RIM. „Wir schauen uns schon verschiedene Möglichkeiten an, aber der Focus ist völlig darauf ausgerichtet, Blackberry 10 in den Markt zu bringen.“ Auch sei es kaum sinnvoll, jetzt auf ein anderes Betriebssystem wie Windows 8 zu wechseln, „weil wir dann gar keine Differenzierung mehr sehen für uns“.
Blackberry sei nicht eine Gerätemarke, sondern stehe für ein umfangreiches Konzept von Lösungen, gerade auch für Unternehmenskunden, betonte Heins. Die integrierte Strategie umfasse die Hardware ebenso wie die Software-Dienste und das Datennetz, das weltweit 650 Telekommunikationsanbieter verbinde. Die Überlegung, die Produktion von Hardware abzugeben, sei zwar ein naheliegender Gedanke. „Aber die hohe Sicherheit, die Blackberry bietet, liegt natürlich auch mit im Gerät. Das ist einer der Gründe, warum wir nicht in China fertigen; wir wollen diese Stärke eigentlich nicht aufgeben.“
Der deutsche Manager, der seit Januar die Geschäfte von RIM leitet, sagte: „Ich verstehe absolut den Unmut der Aktionäre über den Zustand der Firma, wie sie heute ist.“ Er sei aber „sehr zuversichtlich, dass RIM mit Blackberry 10 eine Zukunft habe. Die Verschiebung des Betriebsystems auf Anfang nächsten Jahres habe nichts mit Problemen der Architektur zu tun, sondern mit der erforderlichen Integration zahlreicher neu hinzugekommener Funktionen. „Wir machen ja hier nicht ein Upgrade von Blackberry 6 auf Blackberry 7 - wir bauen eine völlig neue Plattform auf, von der Hardware über Betriebssystem und Treiber bis hin zum Rahmen für neue Anwendungen.“