Blackberrys sollen wieder normal laufen

Berlin (dpa) - Nach vier Tagen voller Ausfälle sind die Blackberry-Nutzer wieder online. Die Chefs des Herstellers Research in Motion (RIM) erklärten am Donnerstag in einer Telefonkonferenz, dass die Störungen weltweit behoben seien.

Kleinere Verzögerungen könnten aber noch dadurch entstehen, dass in den Speichern des Blackberry-Netzwerks Millionen Nachrichten festhängen und darauf warten, nacheinander gesendet zu werden.

„Mein Blackberry ist wieder zum Leben erwacht“, bestätigte ein Blackberry-Nutzer noch während der Telefonkonferenz. Die Ausfälle hatten in Europa, dem Nahen Osten und Afrika begonnen und sich dann über Indien und Südamerika bis nach Kanada und in die USA ausgeweitet. Es handelte sich um den größten Ausfall in der Unternehmensgeschichte.

Mehrere Millionen Nutzer konnten nicht oder nur mit Aussetzern E-Mails senden und empfangen, Blackberry-eigene Textnachrichten absetzen oder im Internet surfen. Telefonieren und SMS schreiben funktionierte dagegen, weil dafür nicht auf das spezielle Blackberry-System zurückgegriffen wird, sondern auf das Netz der Mobilfunkanbieter.

Blackberrys haben im umkämpften Smartphone-Markt zuletzt stark an Boden verloren, sind aber insbesondere bei Geschäftsleuten noch sehr beliebt. Die mobilen Internetdienste laufen über Rechenzentren von RIM. Deshalb gelten die Blackberrys als besonders sicher gegen Schnüffelattacken von außen. Daher verwenden auch Behörden häufig die Geräte des kanadischen Herstellers.

Durch den Ausfall hat sich RIM aber den Zorn vieler seiner Kunden zugezogen, die teils seit Montag vom mobilen Internet abgeschnitten waren. Vor allem stieß den Nutzern sauer auf, dass sich die Verantwortlichen erst spät zum Ausmaß und den Gründen für die Technikpanne äußerten.

Co-Chef Mike Lazaridis entschuldigte sich am Donnerstag in einer Videobotschaft. „Sie erwarten Besseres von uns, und ich erwarte Besseres von uns“, sagte Lazaridis, der das Unternehmen gegründet und zu einem der Vorreiter bei den Smartphones aufgebaut hatte. „Sie sind auf zuverlässige Echtzeit-Kommunikation angewiesen, und wir lassen Sie nun im Stich“, wandte sich auch IT-Chef Robin Bienfait in einer Mitteilung an die Nutzer.

Insbesondere das Google-Betriebssystem Android und Apple mit dem iPhone machen dem Blackberry immer stärkere Konkurrenz. Außerdem hat Microsoft mit Windows Phone die Blackberry-Anwender im Visier. Im zweiten Quartal war der Marktanteil der Blackberrys stark gefallen und die Verkäufe gingen zurück.

Ein RIM-Großaktionär forderte nun im „Handelsblatt“ den Verkauf oder die Fusion mit einem anderen Unternehmen. „Blackberry würde gut zu Microsoft oder Facebook passen“, sagte Vic Albioni, Chef von Jaguar Financial. „Aber auch Hewlett-Packard oder Oracle kämen infrage“, erklärte der Manager, der nach eigenen Angaben 13 Investoren mit gut acht Prozent der Stimmrechte vertritt. Eine weitere Option sei die Aufspaltung in die Bereiche Netzwerk, Geräteentwicklung und Patente.