Bloatware müllt auch Handys zu - Rooten als Ausweg
Berlin (dpa/tmn) - Das Problem tritt bereits bei neuen Telefonen auf. Der Speicher ist voll mit Software, die nie gebraucht wird. Mit den Jahren kommen weitere Programme hinzu. Irgendwann hilft nur noch aufräumen oder rooten.
Ein Gerät voll mit unerwünschten Programmen und nervenden Testversionen: Sogenannte Bloatware („Blähware“) kennt man von neu gekauften Computern. Sie tritt aber immer häufiger auch bei Android-Smartphones und -Tablets auf - und ist dort besonders ärgerlich, weil sich die betreffenden Apps von Herstellern, Netzbetreibern und Drittanbietern sowie viele Google-Anwendungen gar nicht löschen lassen. Darauf weist der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hin.
Vor allem bei Geräten mit wenig Speicher, die sich auch nicht per SD-Karte erweitern lassen, könne das zum drängenden Problem werden. Oft sei schon bei Auslieferung fast die Hälfte des Speichers belegt. Im Zweifel heißt es dann andere Apps deinstallieren oder - falls vorhanden - auf eine SD-Karte verschieben, was aber auch nicht immer möglich ist.
Eine Möglichkeit, die Apps doch noch loszuwerden und Speicherplatz freizuräumen, ist das sogenannte Rooten. Dadurch erlangt der Nutzer Zugriff auf sonst gesperrte Bereiche des Android-Betriebssystems. Dazu gehört auch die Rechteverwaltung für Apps. Darüber kann man etwa verhindern, dass Anwendungen zur Identifizierung des Nutzers auf die IMEI-Nummer des Smartphones oder die IMSI-Nummer der SIM-Karte zugreifen. Denn diese Nummern lassen sich anders als die Google-Werbe-ID nicht ändern, die man regelmäßig unter „Einstellungen/Konten/Google/Datenschutz/Anzeigen“ zurücksetzen sollte, um eine Profilbildung zu erschweren, raten die Experten.
Wer rootet muss wissen, dass danach im Prinzip jede Anwendung Root- oder Administratoren-Rechte bekommen kann. Der Nutzer muss fortan also genau darauf achten, ob und welcher App er Root-Rechte erteilt, wenn diese danach verlangt. Außerdem verweigern die meisten Hersteller den Angaben zufolge nach dem Rooten Garantie oder Gewährleistung. Das fällt natürlich bei älteren Geräten irgendwann nicht mehr ins Gewicht. Je nach Smartphone-Modell sind ganz unterschiedliche Schritte und Tools zum Entsperren notwendig.
Man kann auch noch einen Schritt weiter gehen und ein alternatives Betriebssystem installieren, das die Root-Rechte von Haus aus mitbringt. Über die sogenannten ROMs bekommt man auch dann noch Android-Aktualisierungen für sein Gerät, wenn es vom Hersteller längst nicht mehr unterstützt wird. Eines der bekanntesten und verbreitetsten alternativen ROMs ist CyanogenMod. Vor dem Rooten oder einer ROM-Installation ist ein Backup des Systems und aller wichtigen Daten geboten.