Branchenriese Tui kündigt Vertrag mit Unister
Leipzig/Hannover (dpa) - Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Unister belasten jetzt das Geschäft des Reisevermittlers. Von Portalen wie ab-in-den-Urlaub.de und fluege.de verschwinden die Tui-Angebote.
Wegen der Ermittlungen gegen die Unister-Gruppe hat der Reise-Riese Tui den Agenturvertrag mit dem Leipziger Online-Reisevermittler fristlos gekündigt. „Das bedeutet, dass es ab sofort keine Tui-Produkte mehr über die Unister-Portale ab-in-den-Urlaub.de und fluege.de zu kaufen gibt“, sagte Tui-Sprecher Mario Köpers am Dienstag in Hannover.
Unklar blieb zunächst, wie schwer der Tui-Absprung für Unister wiegt. Unister-Sprecher Konstantin Korosides erklärte, der Tui-Anteil am Reiseumsatz der Leipziger liege „im einstelligen Prozentbereich“. „Unister arbeitet mit über 100 Reiseveranstaltern und Leistungsträgern zusammen. Deshalb werden wir hier entsprechende Alternativangebote problemlos dem Endkunden zur Verfügung stellen können.“ Ein Sprecher des Reiseanbieters Thomas Cook sagte auf Anfrage, man beobachte die Situation. Vorerst gelte die Unschuldsvermutung.
Tui-Sprecher Köpers machte zwar keine Angaben, wie viele Reisen über die Portale der Leipziger verkauft wurden, sagte aber: „Unister ist ein großer Player im Online-Markt. Wir verzichten definitiv auf eine ganze Menge Umsatz, um nicht in diesen Sumpf hineinzugeraten.“
Der Unister-Sprecher suchte zugleich nach anderen Erklärungen. Der Schritt des Reisekonzerns komme nicht überraschend, „da die Branche seit längerem darüber spekuliert, ob die Tui aus strategischen Gründen die Zusammenarbeit mit Online-Fremdportalen beenden möchte. Auch in anderen europäischen Ländern sehen wir diese Entwicklung.“
Tui ließ betonte dagegen, dass die Vorwürfe gegen Unister der Auslöser seien: „Wir sind Qualitäts- und Marktführer. Eine Zusammenarbeit mit einem Vermittler, der im Verdacht der massiven Steuerhinterziehung und auch der Datenschutzverletzung steht, kommt für uns nicht infrage.“
Laut Köpers hatte Tui schon der Vergangenheit Ärger mit Unister, weil der Online-Vermittler gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Tui verstoßen habe. Unister habe von den Kunden bei Buchung 100 Prozent des Reisepreises kassiert, und nicht wie von Tui vorgesehen 25 Prozent. Zugleich seien aber zunächst nur die 25 Prozent an Tui weitergereicht worden. Anders als mit Unister arbeite Tui mit allen anderen großen Online-Portalen weiter zusammen.
Die sächsische Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Unister wegen des Verdachts der illegalen Geschäftemacherei und des Steuerbetrugs. Auf ihren Reiseportalen sollen die Leipziger ohne Genehmigung Versicherungsprodukte verkauft haben. Drei führende Unister-Manager waren in der vergangenen Woche nach einer Razzia verhaftet worden.
Am Dienstag saßen alle drei Unister-Manager noch in U-Haft. Das Amtsgericht Dresden hatte jedoch am Montag den Haftbefehl gegen einen der Männer außer Vollzug gesetzt, wenn eine Kaution gezahlt werde. Bislang sei das Geld jedoch nicht hinterlegt worden, sagte Wolfgang Klein, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. Die Ermittlungsbehörde hat zudem Beschwerde gegen den Beschluss des Amtsgericht eingelegt. Sie sieht weiter eine Verdunkelungsgefahr und will erreichen, dass alle Unister-Chefs in U-Haft bleiben. Über die Beschwerde muss das Landgericht Dresden entscheiden. Damit sei in den nächsten Tagen zu rechnen.