CeBIT-Start mit Visionen und Zukunftssorgen
Hannover (dpa) - Zum CeBIT-Start präsentiert die Industrie digitale Visionen. Doch die Technologie-Messe in Hannover wirft auch ein Schlaglicht auf große Zukunftssorgen. So droht dem deutschen Mittelstand laut einer Studie eine Zweiklassengesellschaft bei der Digitalisierung.
Der Grund: Vor allem kleine Firmen geraten in Rückstand. Zudem macht der Wandel den Fachkräfte-Mangel noch sichtbarer. Das müsse dringend angegangen werden, sagte der Geschäftsführer des Digitalverbandes Bitkom, Bernhard Rohleder. Einer Studie zufolge kann aber auch die Digitalisierung selbst das Problem lindern.
CeBIT-Chef Oliver Frese betonte am Sonntag, die Ausrichtung der CeBIT (14. bis 18. März) auf Fachbesucher sei ein Erfolg gewesen: „Die CeBIT ist die weltweit wichtigste Veranstaltung für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft.“ Auch sei sie die größte Messe, bei der es um Cloud-Dienste geht, bei denen Software und Daten direkt aus dem Netz kommen.
Die CeBIT hatte als Publikumsmesse in den vergangenen Jahren Rückgänge bei der Zahl der Besucher und teilnehmenden Unternehmen verzeichnet. Zur vergangenen Auflage kamen noch gut 200 000 Gäste. Die Ausstellerzahl blieb stabil bei 3300. Flankiert wird die Ausstellung von einem Kongress-Programm.
Zu den Schwerpunkten in diesem Jahr gehören neue Anwendungen für Unternehmens-IT, Cloud-Dienste, Smartphone-Apps, Sicherheits-Software - aber auch Drohnen, 3D-Druck und maschinelles Lernen.
Zugleich scheitert laut einer Studie des Beratungskonzerns EY jeder dritte Mittelständler in Deutschland bei dem Versuch, stärker auf den Trend der Digitalisierung zu setzen. Die größten Hemmschuhe sind demnach zu kleine Budgets, Fachkräftemangel oder fehlendes Wissen im eigenen Betrieb.
Die Digitalisierung sei aber kein „Jobkiller“, betonte die Beratungsgesellschaft PwC nach einer Untersuchung. Durch sie werde sich der erwartete Engpass von 4,2 Millionen Arbeitskräften in Deutschland bis 2030 um die Hälfte verringern. „Die gesellschaftliche Diskussion über die Digitalisierung der Arbeitswelt ist weitgehend von Ängsten geprägt“, warnte der Vorstandssprecher von PwC Deutschland, Norbert Winkeljohann.
Sicherheit ist ein weiteres zentrales CeBIT-Thema. Nach Ansicht des Chefs der Düsseldorfer Verschlüsselungs-Firma Secusmart ist es um die Datensicherheit von Managern, aber auch Landespolitikern schlecht bestellt. „Die Bundesverwaltung hat ein sehr gutes Schutzniveau erreicht, aber die meisten Top-Politiker auf Landesebene sind bei ihren Telefonaten weitgehend ungeschützt“, sagte Secusmart-Mitgründer Christoph Erdmann der Deutschen Presse-Agentur. Das durch Enthüllungen von Edward Snowden geschärfte Bewusstsein für illegale Lauschangriffe verblasse wieder.
Secusmart versorgt Bundesbehörden mit abgesicherten Smartphones auf Basis von Geräten des kanadischen Anbieters Blackberry, der die Düsseldorfer Firma übernommen hat. Demnächst kommen Tablets hinzu, auf denen auch vertrauliche Dokumente gelesen werden können.
Messe-Chef Frese zeigte sich überzeugt, dass es Veranstaltungen wie die CeBIT auch weiterhin geben werde, auch wenn sie sich verändern würden. „Kein Medium wird den persönlichen Kontakt ersetzen können“, sagte er mit Blick auf die rasante Entwicklung der Technologie für virtuelle Realität, bei der man mit Spezialbrillen in digitale Umgebungen eintauchen kann. Gerade wenn es wie bei Unternehmens-IT um hohe Ausgaben gehe, sei es wichtig, die potenziellen Partner persönlich kennenzulernen.