CeBIT-Trend: Cloud-Computing wird alltagstauglich
Hannover (dpa/tmn) - Lange galt Cloud Computing als Spielfeld großer Unternehmen - inzwischen sind auch die Verbraucher alltäglich in der „IT-Wolke“ unterwegs. Die Anbieter entdecken sie als lukrative Zielgruppe und führen immer neue Dienste ein.
Viele nutzen es - aber kaum einer weiß, wie es heißt: Cloud Computing ist nur jedem achten Internetnutzer ein Begriff. Dabei speichert bereits jeder Dritte private Daten im Netz oder nutzt Web-Dienste statt Software auf dem PC, wie aus einer aktuellen Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom hervorgeht. Ein profitables Geschäftsfeld - kein Wunder, dass die Technikbranche auf der CeBIT in Hannover (1. bis 5. März) nicht nur Unternehmen, sondern auch Verbraucher in die Wolke locken will.
Vor allem die Generation Facebook nutzt sie schon ganz selbstverständlich: um Urlaubsfotos zu zeigen, Kontakte zu sammeln oder im Browser zu spielen. Auf der CeBIT finden Verbraucher allerdings wenig Unterhaltsames - die Neuerungen sind eher an der Schnittstelle zum Job angesiedelt. Ganz trennen lässt sich das ohnehin nicht.
Zum Beispiel bei der Büro-Software. Google hat den Wettbewerb in diesem Segment mit seinem Docs-Paket angeheizt. Kurz vor der CeBIT erlaubte sich der Konzern eine Spitze gegen den Rivalen Microsoft: Das Plugin „Cloud Connect“ steht nun allen Nutzern zur Verfügung - mit dem Zusatzprogramm können sie Dokumente aus Word, Excel oder Powerpoint im Online-Speicher von Google ablegen.
Auf der Messe wirbt der Internetriese für sein Programmpaket Apps, mit dem Firmen Dienste wie E-Mail, Online-Speicher und eben Büroprogramme aus der Wolke bekommen. Auch mancher Privatnutzer wird in der Halle 6 (Stand H14) vorbeigucken.
Microsoft war das Cloud Computing lange suspekt - jetzt setzt der Hersteller von Office und Windows voll auf die Rechnerwolke, zu sehen am Messestand des Konzerns (Halle 4, Stand A26). Word, Powerpoint und Excel etwa gibt es als kostenlose Web-Applikationen. In Hannover kündigte das Unternehmen an, den E-Postbrief der Deutschen Post in seine Bürosoftware zu integrieren. Damit sollen Verbraucher wie Unternehmen per E-Mail rechtssicher kommunizieren können.
Ein Büro im Netz will auch Web.de bieten. Die Tochterfirma der United Internet AG rüstet ihr Online-Postfach um Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationssoftware auf. Nutzer können so eigene Dokumente anlegen und Mail-Anhänge öffnen, ohne extra eine Anwendung starten zu müssen. Das Paket unterstütze die wichtigsten Formate, erklärte das Unternehmen. Viel Eingewöhnung soll nicht nötig sein: „Das Design des Office-Pakets ist bewusst an die Optik anderer bekannter Office-Lösungen angelehnt.“
Abgelegt werden die Daten auf der Online-Festplatte SmartDrive, die Web.de bereits früher eingeführt hat. Wer nicht Premium-Nutzer ist, muss sich jedoch beschränken: Nur 100 Megabyte Speicherplatz sind kostenlos, wer unbegrenzte Kapazität will, muss zahlen.
Die United Internet AG baut damit ihr Cockpit fürs Netz weiter aus. Bereits vor zwei Jahren hatte der Konzern zahlreiche Web-Dienste so in das Postfach eingebunden, dass Nutzer mit einem Klick bei Facebook, Otto oder Elitepartner landen. Auch Chat-Software und eine Lesezeichen-Verwaltung sind integriert.
Strato (Halle 6, Stand J24/1) verbindet das Cloud Computing mit einem anderen Megatrend: Am Dienstag stellt das Unternehmen Apps vor, mit denen Nutzer von Smartphones und Tablet-Computern einfacher auf die Online-Festplatte HiDrive zugreifen können. Diese Speichermöglichkeit im Netz kostet für Verbraucher zwischen 2 und 30 Euro - je nach Platz und Funktionen. Unternehmen bekommen Spezial-Pakete ab 40 Euro.
Bis zur Messe habe man eine „sechsstellige Zahl“ an Kunden gewonnen, erklärt Strato - die 100 000er-Grenze ist also geknackt. „Dass inzwischen mehr Smartphones als PCs verkauft werden, treibt diese Entwicklung weiter voran“, sagt Firmenchef Damian Schmidt.
Strato wirbt damit, dass die Daten in deutschen Rechenzentren liegen und damit dem hiesigen, strengen Recht unterliegen. Mit diesem Pfund will auch US-Konkurrent Mozy (Halle 3, Stand A26) wuchern: Die Server stünden in Europa, überdies seien zwei Gigabyte Speicher für private Nutzer kostenlos. Wer mehr Platz braucht, muss rund 5 Euro pro Monat investieren.
Trotz aller Begeisterung für Cloud-Dienste lesen viele Verbraucher lange Dokumente lieber auf Papier. Doch wie vom Tablet-Computer oder Smartphone drucken? Dieses Problem hat sich der deutsche Anbieter Cortado (Halle 3, Stand A24) vorgenommen. Sein Dienst Cortado Workplace bietet nicht nur einen Online-Speicher, sondern ermöglicht es auch, Dokumente per WLAN oder Bluetooth direkt an einen Drucker zu senden. Die Basisversion mit zwei Gigabyte Kapazität ist kostenlos.