Chefin der VZ-Netzwerke: „Stehen vor großer Neuausrichtung“

Berlin (dpa) - Die VZ-Netzwerke stehen vor einem großen Umbruch. Das Unternehmen, das künftig unter dem Namen Poolworks firmiert, will seine Online-Plattform SchuelerVZ zu einem „edukativen“ Portal für junge Nutzer umbauen.

Die Zukunft der Schwester-Angebote StudiVZ und MeinVZ ist ungewiss. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa äußerte sich die seit Oktober 2011 amtierende Firmenchefin Stefanie Waehlert zu den Plänen für die mit Problemen kämpfende Holtzbrinck-Tochter.

Im Herbst 2011 - kurz vor Ihrem Amtsantritt - kündigte das Unternehmen ein neues Design für die VZ-Portale an, jetzt kommt der nächste Umbau. Warum?

Waehlert: „Das Redesign war ein Versuch der Stabilisierung. Die jetzige Strategie ist ein Befreiungsschlag für die gesamte Firma, es ist eine tiefgreifende Neuausrichtung.“

SchülerVZ - künftig Idpool - soll zu einem „edukativen Angebot“ werden. Was heißt das?

Waehlert: „SchuelerVZ genießt eine sehr gute Reputation. Bei Datenschutz und Jugendschutz sind wir führend in Deutschland. Darauf bauen wir auf. Idpool wird einen Mehrwert für Kids und Jugendliche bieten: Sie können ihre Interessen und Fähigkeiten entwickeln, darstellen, sich austauschen, aber auch ihre Talente entdecken. Die Vision ist, eine Plattform zum kollaborativen Lernen zu entwickeln. Mit unserem neuen vertikalen Ansatz unterscheiden wir uns von Facebook, das einen generalistischen Ansatz verfolgt. Die Basis ist das Social Network. Darauf bauen wir neue Features auf.“

Wie wollen Sie damit Geld verdienen?

Waehlert: „Das Geschäftsmodell wird in Stufen aufgebaut. Im ersten Schritt steht die Werbefinanzierung im Mittelpunkt, das wird auch so bleiben. Ergänzend kommen Premium-Inhalte und möglicherweise Abo- Modelle hinzu, wenn wir mehr schulische Lerninhalte anbieten.“

Wie wollen Sie SchulerVZ mit anderen Holtzbrinck-Angeboten verzahnen?

Waehlert: „SchuelerVZ passt strategisch perfekt ins Portfolio von Holtzbrinck, denn die Verlagsgruppe ist ja stark auf Bildung und Wissenschaft ausgerichtet und investiert in edukative Angebote. Für den ersten Schritt bietet sich zum Beispiel an, mit dem Kindermagazin "ZEIT Leo" zusammenzuarbeiten; wenn es perspektivisch um Lerninhalte geht, sind Beteiligungen wie die Lernplattform Bettermarks interessante Partner.“

Was passiert mit StudiVZ und MeinVZ?

Waehlert: „Es gibt für beide Plattformen einige Szenarien. Wir prüfen die Optionen, der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Deshalb kann ich dazu im Moment nicht mehr sagen.“

Sie haben das 50-köpfige Technik-Team in eine neue Firma überführt. Welche Rolle spielt sie künftig?

Waehlert: „Die Firma kümmert sich aktuell noch schwerpunktmäßig um die Neuausrichtung der VZ-Netzwerke. Aber sie arbeitet schon an weiteren Aufgaben in der Holtzbrinck-Gruppe. Das Know-how in der agilen Software-Entwicklung wird künftig nicht nur für Idpool, sondern die Verlagsgruppe insgesamt eingesetzt. Das trägt der Entwicklung Rechnung, dass Medienhäuser immer mehr zu Software-Unternehmen werden. Wir wollen diese technologische Expertise in anspruchsvolle digitale Produkte und Services einbringen.“

Ist das Unternehmen derzeit profitabel?

Waehlert: „2011 waren wir an der Gewinnschwelle. 2012 ist ein Jahr, das durch Investitionen geprägt ist, außerdem mussten wir leider Personal abbauen. Deswegen schreiben wir keine schwarzen Zahlen. Wir gehen von einem erfolgreichen Neustart aus, das wird sich 2013 in den Zahlen auswirken.“