Computer-Experte: Spiele auf CD sterben aus
München (dpa) - Andreas Lange ist Jurymitglied des Deutschen Computerspielpreises. Am Rande der Preisverleihung in München sprach er über Trends in der Branche - und erklärt, warum das Facebook-Bauernhof-Spiel Farmville tot ist und was auf dem Markt künftig noch aussterben wird.
Was sind Ihrer Ansicht nach die großen neuen
Computerspiel-Trends?
Andreas Lange: Die neuen Virtual Reality-Brillen werden von allen mit
großer Spannung erwartet. Das sind schon ganz andere
Spiel-Erlebnisse. Dabei wird es allerdings spannend sein, welche
Spiel-Prinzipien sich überhaupt in Virtual Reality übertragen lassen.
Mit schnellen und rasanten Spielen wird das nicht funktionieren. Das
ist dann zu viel. Das werden für die Spiele-Designer neue
Herausforderungen. Das zweite große Thema sind Mixed-Reality-Games,
die man üblicherweise auf dem Handy spielt. Das sind Spiele wie
Ingress von Google, bei denen man sich tatsächlich im Realraum
bewegen muss. Man hat also eine Vermischung von physikalischen und
virtuellen Orten, muss beispielsweise in der realen Wüste Pokemons
mit seiner App einsammeln und dazu wirklich an dem Ort sein. Nintendo
wird das Spiel im Laufe des Jahres auf den Markt bringen.
Und was geht gar nicht mehr?
Lange: Spiele, die auf Social-Media-Plattformen wie Facebook
aufsitzen wie Farmville. Es wird heute nicht mehr als so interessant
und spannend empfunden, Statusmeldungen von seinen Freunden zu
bekommen, was für ein neues Beet angelegt wurde. Hier hat sicher eine
Übersättigung stattgefunden. Die Zukunft der Spiele liegt nicht auf
sozialen Plattformen.
Und welcher Trend wird sich als nächster verabschieden?
Lange: Ich glaube, wir stehen vor der Verabschiedung der
klassischen Datenträger mit Verpackung und Handbuch. Wir haben fast
30 000 Original-Spieleboxen in unserer Museumssammlung. Das war
früher das normale, es gab ja keine anderen Vertriebswege. Man musste
die Leute von den Regalen aus ansprechen. Da hat inzwischen ein
radikaler Wandel hin zum Download eingesetzt. Manchmal gibt es zwar
noch DVD-Boxen, aber die enthalten dann keinen Datenträger mehr,
sondern nur noch einen Download-Code.
Glauben Sie an die Zukunft der Spielekonsole?
Lange: Die Konsolen sind ziemlich stabil. Der Spielplatz Wohnzimmer
mit dem großen Fernseher, bequemen Sesseln und dem gemeinsamen
Spielen mit mehreren ist eine emotionale Ebene, die Smartphones und
auch die Virtual Reality-Brille nicht bieten können. Hier muss man
die Ur-Natur der Spiele sehen, die vor allem daraus ihre Attraktion
aus dem gemeinsamem Erleben schöpfen.
Besteht die Hauptzielgruppe für Computerspiele heute noch aus
15-jährigen Jungs?
Lange:Die Gamer werden älter - wenn auch nicht ganz so alt, wie
die Statistiken der Verbände es nahelegen. Die weisen inzwischen ein
Durchschnittsalter von Ende 30, Anfang 40 aus, aber das ist mit
Vorsicht zu genießen. Oft wird dabei danach gefragt, wer schon einmal
in seinem Leben ein Computerspiel gespielt hat - und das heißt ja
noch lange nicht, dass sie regelmäßig spielen. Aber insgesamt erhöht
sich das Durchschnittsalter natürlich. Die Gamer der ersten Stunde
sind heute 70. Eine Generation, die nie damit in Berührung gekommen
ist, gibt es also fast gar nicht mehr. Außerdem sind zunehmend auch
weibliche Spieler am Start. Früher stand die Technik bei
Computerspiele noch sehr im Vordergrund. Heute, seit alles intuitiver
ist, spielen auch Frauen mehr.
ZUR PERSON:Andreas Lange ist Direktor des Computerspielemuseums in
Berlin. Das Museum verfügt nach Angaben auf der Homepage über mehr
als 25 000 originale Datenträger mit Computerspielen und Anwendungen
und über 120 verschiedene Konsolen und Computersysteme.