Computerspiele in 3D: Hoffen auf den Wow-Effekt

Köln (dpa/tmn) - Im Kino sind 3D-Filme voll im Trend - doch bei Computerspielen will sich der Tiefeneffekt nicht so recht durchsetzen. Die nötigen Geräte gibt es durchaus - wenn auch oft zu stattlichen Preisen.

Was fehlt, sind die Spiele.

Die Unterhaltungsindustrie hat - nicht ganz uneigennützig - 3D als den nächsten großen Trend ausgerufen. Spiele sind für die räumliche Darstellung eigentlich das perfekte Medium: Ob Autorennen, Ego-Shooter oder Fantasiewelten im Stil von „World of Warcraft“ - die Spieler sollen in die virtuelle Umgebung eintauchen, und die räumliche Tiefe kann dabei helfen. Doch bei der Spielemesse Gamescom in Köln (17. bis 21. August) wird einmal mehr deutlich, dass die Branche noch Überzeugungsarbeit leisten muss.

Es ist ein Dilemma: So lange es noch nicht genügend 3D-Inhalte gibt, geben die Kunden kein Geld für die teuren Monitore und Fernseher, Brillen und Grafikkarten aus. Doch so lange kaum jemand so eine Ausrüstung hat, investieren die Spieleentwickler nur zögerlich in die neue Technologie.

Einen schwierigen Start hatte etwa Nintendo mit seiner mobilen Konsole 3DS, die Anfang des Jahres auf den Markt kam. Das Gerät hat einen 3D-Bildschirm. Das Besondere: Fürs räumliche Sehen benötigen Spieler keine Spezialbrille - ein Novum. Der Verkauf lief anfangs jedoch schleppender als von Nintendo erhofft. Ein Grund: Sehnlich erwartete Titel wie „Metal Gear Solid“ oder eine Version von „Legend of Zelda“ waren zum Start noch nicht fertig. Der Konzern senkte daher den Preis um ein sattes Drittel auf rund 170 Euro.

In Deutschland sei der Start des Nintendo 3DS passabel gelaufen, sagt Bernd Fakesch, der hier die Geschäfte führt - 200 000 Einheiten habe man verkauft, nicht zuletzt durch die deutliche Reduzierung der Konsole. „Aber zum Launch hätten wir noch ein paar starke Titel gebraucht.“ Bekannte Figuren wie Super Mario etwa. „Wir haben aber richtig starke Titel für das Weihnachtsgeschäft. Das hilft auch dem Geräteverkauf - Software sells Hardware“, ist der Manager überzeugt.

Noch mehr hat sich Sony dem Thema 3D verschrieben - nicht zuletzt um den Verkauf seiner Fernseher anzukurbeln. „Wir müssen attraktive Inhalte anbieten, um das Thema salonfähiger zu machen“, sagt Uwe Bassendowski, Deutschland-Chef des Konzerns. Der Verbreitungsgrad der Geräte sei aber noch nicht hoch genug.

Sony wirbt auf der Gamescom mit beidem, Hardware und Software. So kündigte der Konzern an, einen vergleichsweise günstigen 3D-Monitor in Europa auf den Markt zu bringen. 500 Euro soll das Gerät kosten, inklusive zweier Brillen. Und Spiele wie das aufwendig programmierte und beworbene „Uncharted 3“ sollen die Spielefans vom Tiefeneffekt überzeugen. Insgesamt gebe es 50 3D-fähige Titel für die Playstation 3, betont das Unternehmen. Die Konsole lässt sich dafür aufrüsten, anders als die Konkurrenten Xbox 360 und Nintendo Wii.

Bislang steht Sony allerdings recht allein da. Viele Software-Hersteller warten ab. Klar, man unterstütze neue Technologien, sagt etwa Electronic-Arts-Manager Jens-Uwe Intat - „aber 3D ist nur einer von ganz vielen Trends, und momentan ist er nicht der wichtigste für uns.“ 3D sei einfach noch nicht genug verbreitet. Auch Ubisoft bringt zum Weihnachtsgeschäft lediglich einen Titel für die neue Technologie heraus: „Assassin's Creed: Revelations“ - echte Begeisterung sieht anders aus.

Als reiner Gerätehersteller hat LG keine Spiele im Angebot. Die Koreaner wollen deswegen Nutzer dazu bringen, selbst Fotos und Videos in 3D aufzunehmen. Dafür hat der Konzern ein Smartphone und einen Tablet-PC mit Doppel-Kamera im Angebot, die aus den zwei Bildern eine stereoskopische Ansicht erstellen. Diese Aufnahmen kann man dann auf einem 3D-Fernseher anschauen - oder dem Android-Handy Optimus 3D, das - ähnlich wie die Nintendo 3DS - 3D-Inhalte abspielt, ohne dass Nutzer eine Brille brauchen.

Für Hardcore-Spieler haben die Koreaner zudem einen Monitor entwickelt, der 3D ohne Brille ermöglicht. Der D2000N kommt im Dezember für rund 1000 Euro den Markt - er ist damit das erste Gerät dieser Art, das sich Privatleute leisten können. Es verfolgt über eine Kamera die Position der Augen und passt das Bild in Echtzeit daran an. Das 3D-Bild ist allerdings nur für einen Zuschauer sichtbar.

„Die Technologie steht noch am Anfang“, sagt LG-Sprecher Wilmes. Er setzt darauf, dass die Preise sinken und massenkompatibel werden. Außerdem hofft er, dass viele Nutzer sich auf Messen wie der Gamescom begeistern lassen. „Die Leute müssen es sehen, dann stellt sich auch der Wow-Effekt ein.“