Das Foto für zwischendurch: Smartphone oder Kompaktkamera?
Berlin (dpa/tmn) - Nur telefonieren war gestern - Handys und vor allem Smartphones können heute surfen, spielen und fotografieren. Das Handy gezückt, ein Klick, fertig ist der Schnappschuss. Doch kann das Ergebnis mit den Aufnahmen einer Digitalkamera mithalten?
Berlin (dpa/tmn) - Nur telefonieren war gestern - Handys und vor allem Smartphones können heute surfen, spielen und fotografieren. Das Handy gezückt, ein Klick, fertig ist der Schnappschuss. Doch kann das Ergebnis mit den Aufnahmen einer Digitalkamera mithalten?
Der Markt für Smartphones boomt: Rund 14,63 Millionen Geräte wurden 2011 nach Zahlen der GfK-Marktforschung in Deutschland verkauft, fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Die kleinen Alleskönner empfangen und verschicken Mails, suchen im Internet den schnellsten Weg durch fremde Städte - und können dabei gleich noch die Sehenswürdigkeiten fotografieren. Doch als Ersatz für eine Kompaktkamera taugen Smartphones nur in wenigen Fällen.
Wie schön Fotos mit dem Smartphone werden, hängt von vielen Faktoren ab. Die Auflösung ist nur einer davon. Die Mehrheit der Smartphones hat inzwischen Kameras mit mindestens fünf Megapixeln. Doch viele Pixel bedeuten nicht zwingend gute Bildqualität: „Wichtig ist auch die Größe des Bildsensors“, sagt Ronald Dammschneider von der Stiftung Warentest. Dieser fällt bei Smartphones oft sehr klein aus. Bei einer sehr hohen Auflösung müssen sich viele Bildpunkte den geringen Platz teilen. Es entstehen unschöne Muster, Konturen verschwimmen, die Farben strahlen nicht mehr: Das Bild „rauscht“.
Eine Kompaktkamera bringt in der Regel ein Objektiv mit, das zum Zoomen ein- und ausgefahren wird. Smartphones verfügen aus Platzgründen meistens nur über einen digitalen Zoom. „Je mehr man beim digitalen Zoom ein Bild vergrößert, desto stärker gehen Kontraste verloren, und das Bildrauschen wird schlimmer“, sagt Dammschneider. Das Smartphone eignet sich daher eher für Motive, denen man auch ohne Zoom nahe kommen kann.
Viele Smartphones verfügen inzwischen über einen Autofokus. Dieser stellt aber meistens einfach alle Objekte im Sucher scharf, erklärt Wolfgang Pauler, Redakteur des Technik-Portals „Chip Online“. Porträts mit unscharfem Hintergrund, mit Tiefe, seien so nicht möglich. „Der Autofokus bei Digitalkameras arbeitet hier meist feiner.“ Hinzu kommt, dass Smartphones zum Fotografieren oft mit nur einer Hand gehalten werden können, die andere Hand muss auf dem Touchscreen den Auslöser betätigen. „Fotos werden dann schnell schief“, warnt Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband. Wer mit seinem Smartphone viel fotografieren will, greift deshalb am besten zu einem Gerät mit physischem Auslöser am Gehäuserand.
„Bei Dämmerung oder nachts versuppen die meisten Smartphone-Fotos“, sagt Tobias Habura vom Magazin „Photographie“. Höchstens bei Nahaufnahmen sei die Qualität ordentlich. Gruppenbilder in der schummerigen Kneipe oder ein Panoramabild der nächtlichen Skyline könne man mit dem Handy aber in der Regel vergessen, sagt Wolfgang Pauler: „Ich kenne kein Modell, bei dem man selbst die Belichtungsdauer erhöhen könnte.“
Dafür verfügen viele Smartphones mittlerweile über sogenannte Motivprogramme. Wie bei Digitalkameras lässt sich so beim Fußballspiel die Voreinstellung „Sport“ oder bei Kirschblüten das Profil „Makro“ anwählen. Auch eine Selbstauslöserfunktion ist inzwischen fast Standard. „Das Menü ist bei Digitalkameras aber meist üppiger, sie sind ja fürs Fotografieren konzipiert“, sagt Dammschneider. „Das Smartphone ist quasi ein Schweizer Taschenmesser - das Fotografieren ist nur eine Funktion von vielen“.
Wie das Taschenmesser lässt sich das Smartphone leicht mitnehmen - nicht jede klobige Digitalkamera passt in die Hosentasche. „Dafür kann beim Auswählen der Foto-Funktion einige Zeit vergehen“, gibt Dammschneider zu bedenken. Für den Schnappschuss aus der Hüfte ist auch eine kurze Auslösezeit entscheidend. Wer mit dem Smartphone Konzerte oder andere vergängliche Motive ablichten will, sollte darauf achten, dass der Auslöser nicht länger als eine halbe Sekunde benötigt. „Sonst ist eine Digicam die bessere Wahl“, so Dammschneider.
Wer seine Fotos vor allem für das Internet und diverse soziale Netzwerke schießt, ist mit dem Smartphone oft besser bedient. „Ich habe beim Smartphone immer Internet dabei, das ist natürlich klasse“, sagt Tobias Habura. „Für die kleine Größe, in der die Fotos auf der Pinnwand oder im digitalen Album erscheinen, ist die Qualität absolut ausreichend.“ Auch Kompaktkameras werden inzwischen mit WLAN ausgerüstet, noch ist das aber eher die Ausnahme. Smartphones können ihre Bilder außerdem meist kabellos auf den Rechner übertragen - bei Kompaktkameras ist dafür häufig eine Ladestation notwendig.