Das Schweigen der Lüfter: Tipps gegen Computerlärm
Berlin (dpa/tmn) - Ist es ein Rasenmäher? Ein Flugzeug? Oder doch nur der PC? Hochleistungscomputer nerven ihre Besitzer oft mit höllischem Lärm. Ein wenig Bastelei bringt die Krachmacher aber schnell zum Schweigen.
Und neue Rechner sind heute ohnehin meist eher still.
Völlig egal, ob Computernutzer am PC in Ruhe arbeiten oder in fremde Spielewelten abtauchen wollen - ein laut brummender Rechner kann dabei nur stören. Im Geschäft sieht man Notebooks und Desktop-Geräten aber leider kaum an, welchen Lärm sie veranstalten, im Onlinehandel gibt es noch weniger Anhaltspunkte. Wie findet man also einen angenehm stillen Computer?
Richtig Krach schlagen heute insbesondere Hochperformance-PCs für Spieler, sagt Kirstin Wethekam, Projektleiterin Multimedia bei der Stiftung Warentest. Vor allem Lüfter treiben hier den Lärmpegel in die Höhe. Denn die brummenden Ventilatoren sitzen in solchen Computern nicht nur auf dem Prozessor und am Netzteil, sondern auch auf den Grafikkarten. „Die hochgetakteten Grafikchips auf diesen Karten würden sonst kochend heiß werden“, erklärt Christian Herzog, Bereichsleiter beim IT-Verband Bitkom.
Insgesamt habe der Markt aber dafür gesorgt, dass die Rechner heute etwas ruhiger sind als vor einigen Jahren. „Zumindest Geräte, die in Onlineshops gekauft wurden, können ja innerhalb von zwei Wochen zurückgeben werden“, sagt Herzog. „Deshalb achten viele Hersteller darauf, keine Höllenmaschine als Lüfter einzubauen.“
Warentesterin Wethekam sieht das ähnlich: Beim letzten Test von Note- und Ultrabooks hätten alle Kandidaten im Kriterium „Betriebsgeräusche“ Noten zwischen „Gut“ und „Befriedigend“ erhalten. Die Ultrabooks mit energiesparenden Prozessoren, hochwertigem Gehäuse und einem Grafikchip, der meist direkt auf dem Prozessor sitzt, seien dabei in der Regel etwas leiser als Standard-Notebooks - allerdings meistens auch teurer.
Bei der Suche nach einem Flüster-PC könnte theoretisch auch der Blaue Engel helfen. Die vom Umweltbundesamt (UBA) vergebene Kennzeichnung bewertet neben Faktoren wie Energieverbrauch, Langlebigkeit und recyclinggerechter Konstruktion auch die Geräuschemissionen. 38 Dezibel (dB) im Leerlaufbetrieb und 42 dB bei aktivierter Festplatte dürfen nicht überschritten werden. Ein Fernseher auf Zimmerlautstärke ist etwa 60 dB laut, ein sprechender Mensch in der Regel etwas leiser.
Allerdings bemühen sich viele PC-Hersteller gar nicht erst um das Label mit dem blauen Engel. Und so finden sich auf der entsprechenden Webseite des UBA nur zwölf Geräte eines einzigen Herstellers, während es bei Druckern mehr als 300 Modelle sind. Ein eigenes Label nur für die Lautstärke gibt es nicht. Verbraucher sind also darauf angewiesen, dass der Hersteller von sich aus auf die Betriebslautstärke des Computers hinweist. Ein als leise beworbener PC sollte nach Angaben von Bitkom-Experte Herzog im Leerlauf nicht lauter als 45 dB werden.
Wer keinen neuen Rechner sucht, sondern sein bestehendes Modell leiser machen will, hat mehrere Möglichkeiten. Relativ simpel ist der Einbau eines Lüfters mit größeren Flügeln, der mit geringeren Drehzahlen die gleiche Luft ins Gehäuse schafft wie die kleinflüglige Konkurrenz. „Vor Jahren gab es auch Bausätze, um die Lüfterdrehzahl zu regeln“, erklärt Herzog. Da die kleinen Ventilatoren ihre Geschwindigkeit aber inzwischen von sich aus an die Temperatur von Prozessor oder Grafikchip anpassen, ist das heutzutage überflüssig.
Leiser wird der PC auch durch das Deaktivieren nicht benötigter Bauteile. Die Energiemanagement-Funktion von Windows lässt sich zum Beispiel so einstellen, dass sie nach einer gewissen Zeitspanne die Festplatten abstellt. Separate Grafikkarten in Notebooks lassen sich oft mit einem Schalter am Gehäuse ausknipsen. Und schließlich gibt es für Desktop-PCs Prozessoren mit passivem Kühlelement, erklärt Herzog: „Das ist ein großer Metallblock mit Lamellen. Wenn die mit einem guten Luftablass kombiniert werden, ist der Rechner so leise wie ein Tablet-Computer.“
Auf originellere Lösungen setzten PC-Bastler, die sich selbst Casemodder nennen. Zwar geht es ihnen vor allem um das Aussehen des Computers. Viele Casemodder-Ideen machen den Rechner aber nicht nur schöner, sondern auch leiser, erklärt Alexander Gliserin, seit vielen Jahren Leiter der Jury bei den Deutschen Casemod Meisterschaften. Von Autos hätten sich die Tüftler zum Beispiel die Idee der Wasserkühlung abgeschaut, die nahezu lautlos arbeitet und die vielen Lüfter im Computergehäuse ersetzt.
Von einigen Bastlern wird dieses Prinzip auf die Spitze getrieben: Im Vorjahr siegte bei den Meisterschaften der Casemodder zum Beispiel ein Gerät, bei dem das Gehäuse aus mit Wasser gefüllten Kupferrohren bestand, die einen Kühlkreislauf bildeten. Laien müssen für Ruhe unter dem Schreibtisch aber weder mit Schläuchen noch mit Kupferrohren hantieren, sagt Gliserin. Denn die Standardlüftungen seien inzwischen so gut, dass eine Wasserkühlung „nur noch für Highend-Rechner im Super-Leistungsbereich“ sinnvoll sei.