Deutsche Gamestage: Spielebranche trifft sich in Berlin

Berlin (dpa) - Die Spieleindustrie ist im Umbruch. Der Siegeszug der Tablets hat die Branche umgekrempelt - und beflügelt die Stimmung. Auf den Gamestagen in Berlin beraten Entwickler und Unternehmensgründer über die Zukunft der Branche.

Computerspiele auf dem Tablet, in Sozialen Netzwerken und für den Browser gehören zu den Trends auf den Deutschen Gamestagen (23. bis 27. April) in Berlin. Entwickler, Unternehmensgründer und interessierte Nutzer diskutieren dort über die Zukunft der Branche. Dank internationaler Ausrichtung weckt der Treffpunkt deutlich mehr Interesse. In diesem Jahr werde sich die Besucherzahl voraussichtlich mehr als verdoppeln, sagte Stephan Reichert, Geschäftsführer des Ausrichters Aruba Events. Die Veranstalter erwarten mehr als 2000 Besucher.

Die digitale Spielebranche ist längst eine relevante wirtschaftliche Größe und technologischer Taktgeber. Auch in der Werbung und für die Bildung werden Spiele als Mittel für mehr Aufmerksamkeit entdeckt. „Auf die Branche geht ein großer Teil der Dynamik und der Aufbruchstimmung in Deutschland zurück“, sagte Ernst Burgbacher, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Deshalb sei es auch wichtig, dass die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen würden.

Die Games-Branche sei längst raus aus der Schmuddelecke, sagte Björn Böhning, Chef der Senatskanzlei des Landes Berlin. Auch Städte wie Hamburg und München umwerben seit einiger Zeit die Branche. „Wir sind stolz darauf, dass sich die Branche heute in Berlin trifft.“ Auch in seiner Rolle als Startup-Zentrum gibt Berlin der Spielebranche immer wieder neue Impulse.

Für die vielen kleinen Startups sei aber Zugang zu mehr Wagniskapital heute ganz entscheidend, sagte Burgbacher. Die Finanzierung sei für junge Unternehmen derzeit eine der größten Herausforderungen. Dabei sei auch Scheitern eine wichtige Erfahrung. Einmal gescheiterte Unternehmer hätten sehr viel Mut bewiesen - „da sollten wir etwas von der Kultur aus den USA adaptieren“, sagte Burgbacher.

Insgesamt erlebt die Branche derzeit einen gigantischen Umbruch. Die klassischen Anbieter von Computer- und Videospielen sehen sich der schnell wachsenden Konkurrenz durch Anbieter von Browsergames oder Spielen auf Smartphones und Tablets gegenüber. Mit klassischen Videospielen auf DVD oder Blu-Ray macht die Branche laut Marktforscher der NPD Group inzwischen nur noch knapp die Hälfte des Umsatzes weltweit. Der Rest kommt unter anderem von Spielen, die über den Internet-Browser, über Soziale Netzwerke oder an Smartphone oder Tablet gespielt werden.

Das bringt eine Vielzahl neuer junger Unternehmen auf den Plan. Vor allem im mobilen Bereich sei das Wachstum der Spielebranche riesig, sagte Oren Tversky von Unity Technology. Allein über Apples App Store gingen wöchentlich 5000 Apps neu an den Start. Die Marktforscher von Gartner gehen davon aus, dass in diesem Jahr ganze 80 Milliarden Apps von Nutzern heruntergeladen werden.

Der Markt für Tablet-Spiele entwickle sich derzeit rasant, sagte Carsten Fichtelmann, Gründer des Hamburger Entwicklerstudios Daedalic. „Der Markt für die gleichen Spiele auf Smartphones geht dagegen eher zurück.“ Die neuen Plattformen seien auch eine Herausforderung. Viele Geschäftsmodelle müssten neu entwickelt werden. „Und Gründer gab es in der Branche eigentlich immer viele. Es sei aber möglicherweise einfacher geworden, mit eigenen Inhalten Überraschungstitel zu platzieren.

Die Gamestage werden von einem umfangreichen Rahmenprogramm flankiert. So verleihen die Branchenverbände BIU und GAME gemeinsam mit Staatsminister Bernd Neumann den Deutschen Computerspielepreis. Auch der von dem Fachmagazin „GamesMarkt“ und der G+J Entertainment Media ausgerichtete Games Award wird vergeben.