Dialog oder Gruppenbesprechung - Videochats per Webcam

München/Fürth (dpa/tmn) - „Kannst du mich sehen?“ Dank Webcam und Mikrofon ist der Traum vom Videotelefon längst Wirklichkeit geworden. Wichtiger als eine hohe Auflösung sind aber ein gutes Objektiv, ein vernünftiges Mikro und die richtige Software.

Telefonieren übers Netz ist beliebter denn je: Nach einer Studie von Eurostat im Auftrag des IT-Verbands Bitkom kommuniziert jeder fünfte Deutsche (21 Prozent) per Voice-Over-IP-Technologie (VoIP) mit Freunden im In- und Ausland. In anderen Ländern ist Internettelefonie sogar noch beliebter, insgesamt hat jeder vierte EU-Bürger (28 Prozent) schon Erfahrungen damit gesammelt. Flatrates für DSL und mobiles Internet erlauben die kostenlose Videokommunikation nicht mehr nur am PC, sondern auch am Handy, Tablet oder Fernsehgerät. Mehr als eine Webcam und ein Messenger-Programm sind dafür nicht nötig.

Viele Hersteller von Computerkameras werben mit besonders hohen Auflösungen - dem Kunden springt in großen Lettern ein „HD“ auf der Verpackung entgegen. Das bedeutet aber nur, dass die Kamera mit einer Auflösung von 1280 x 720 Bildpunkten (720p) aufzeichnen kann. Echte HD-Bilder mit 1920 mal 1080 Pixeln schaffen nur Kameras mit der Aufschrift „FullHD“. Solche Webcams sorgen theoretisch für ein detailreicheres Bild - zumindest solange die Internetverbindung nicht in die Knie geht. Sinkt die Auflösung, sinkt auch die Bildqualität.

Viel entscheidender für die Bildqualität sind daher andere Kriterien, sagt Thorsten Eggeling von der Zeitschrift „PC Welt“: „Wichtig ist zum Beispiel ein guter Autofokus, damit das Video bei kleinen Bewegungen nicht unscharf wird.“ Ebenfalls relevant: Die Qualität der Aufzeichnungselektronik und des Objektivs.

„Trotz gleicher Auflösung liefern besonders preiswerte Kameras für 20 bis 30 Euro fast immer ein schlechteres Bild als die etwas teureren Geräte für 60 bis 90 Euro“, sagt Eggeling. Nur mäßige Qualität bei niedrigen Auflösungen haben in der Regel auch die integrierten Webcams von Notebooks oder Fernsehern mit Netzzugang - für Gelegenheitsnutzer und schlechte Internetverbindungen sind solche Geräte in der Regel aber ausreichend.

Ob mit oder ohne Bild, Kommunikation erfolgt bei Internettelefonie vor allem über den Ton. Die Audioübertragung erreicht zwar nicht die Qualität eines Festnetzgesprächs, ist aber meistens auch nicht sonderlich schlechter als die eines Mobiltelefons, sagt Redakteur Eggeling. Grundsätzich sei der optimale Abstand zum Mikrofon zu beachten: „Das Mikrofon am Display-Deckel des Notebooks ist vom Sprecher schon relativ weit entfernt.“ Empfehlenswert ist in diesem Fall eine Umstellung auf das meist näher am Sprecher sitzende Mikrofon vorne am Gerät. Gibt es kein eingebautes Mikro, ist ein Headset die beste Lösung.

Nach der Einrichtung der Hardware müssen sich Nutzer noch die passende Software suchen. Eines der bekanntesten Programme ist Skype, das es für nahezu alle Betriebssysteme und auch für viele mobile Geräte gibt. Weitere beliebte Clients sind Windows Live oder Google Talk. Und Apple hat erst vor kurzem eine HD-Variante seines Dienstes Facetime eingeführt. Das Testurteil der Zeitschrift „Mac& i“ dazu ist allerdings harsch: „FaceTime ist bisher nur kompatibel zu sich selbst, kostet für ältere Macs Geld und beansprucht im sogenannten HD-Modus Upload-Bandbreiten ab VDSL.“

Auch für Online-Gamer sind Chat-Clients interessant, weil sie sich hier zum Beispiel für Spiele verabreden oder die Taktik der nächsten Runde besprechen können. Für die Bedürfnisse von Spielern gibt es spezielle Programme wie „TeamSpeak“ die so programmiert sind, dass sie den Rechner und die Netzwerkverbindung so wenig wie möglich belasten. Nach Angaben des Computermagazins „PC Games“ ist aber auch Skype für solche Zwecke eine sinnvolle Alternative.

Vor dem Einzug in soziale Netzwerke machen die VoIP-Clients ebenfalls nicht halt. „Skype-Nutzer können das Programm auch mit dem Facebook-Konto verbinden, Nachrichten direkt an ihre Freunde senden und sie zu einem Videochat auffordern“, erklärt „PCWelt“-Redakteur Eggeling. Der läuft dann über das Facebook Video Plug-in, das von den Teilnehmern aber erst installiert werden muss. Ähnliche Funktionen finden sich auch bei Netzwerken und Programmen wie Windows Live Messenger, MySpace und LinkedIn. Nutzer von Google+ können sich mit ihren Freunden per Google-Hangout zum Videochat verabreden.