Studie zur Mediennutzung Die News kommt per Smartphone - aber selten von Facebook

Berlin (dpa) - Das Smartphone wird für die Suche nach Nachrichten im Internet immer wichtiger, soziale Medien genießen dabei allerdings wenig Vertrauen. Fernsehen bleibt in Deutschland die am weitesten verbreitete Quelle für Nachrichten, gedruckte Zeitungen haben wieder etwas an Bedeutung gewonnen.

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Und die Marke eines Mediums ist für junge wie für ältere Nutzer weiterhin ausschlaggebend für den Zugang zu Nachrichten. Das sind Ergebnisse aus dem „Reuters Institute Digital News Report 2018“, dessen deutsche Teilstudie das Hamburger Hans-Bredow-Institut am Donnerstagabend in Berlin vorstellte.

Der „News Report“ untersucht jährlich die Nachrichtennutzung von erwachsenen Onlinern, also Menschen mit Internetzugang, im internationalen Vergleich.

Typisch für Deutschland: Die Onliner bevorzugen einen Mix aus traditionellen und neuen Medien. Dreiviertel (74 Prozent) verfolgen regelmäßig Nachrichten im Fernsehen, 65 Prozent online, 45 Prozent im Radio, 30 Prozent in gedruckten Zeitungen - das sind sogar 4 Prozentpunkte mehr als 2017.

Ebenfalls auffällig: Die Online-Ausgaben von Zeitungen (25 Prozent) und von Zeitschriften (29 Prozent) haben gleichzeitig um 3 Prozentpunkte zugelegt. Eine ähnliche Größenordnung (31 Prozent) hält sich beim Thema Nachrichten an soziale Medien wie Facebook oder YouTube.

Allerdings seien es nur knapp 2 Prozent, die Facebook & Co. als einzige Nachrichtenquelle nennen. „Die Menschen bekommen mit, dass nicht alles, was auf sozialen Medien kommuniziert und geteilt wird, etwas mit Journalismus zu tun hat“, sagte Sascha Hölig vom Hans-Bredow-Institut der Deutschen Presse-Agentur. „Sie merken, dass es da auch viele interessensgeleitete Verbreitung und gefälschte Informationen gibt und dass man sich besser bei professionellen Quellen über das Weltgeschehen informieren kann. Da gab es schon eine Art Lernprozess.“

„Zeit Online“-Chefredakteur Jochen Wegner zeigte sich zufrieden, dass die Medienmarken für die Leser eine so wichtige Rolle spielen. Wichtig sei es, weiter darüber nachzudenken, wie man mit den Lesern in Kontakt trete, um sie weiter einzubeziehen, sagte er auf einer Podiumsdiskussion anlässlich der Vorstellung der Studie in Berlin.

Der stellvertretende ZDF-Chefredakteur, Elmar Theveßen, hob hervor, dass es erfreulich wenig Menschen gebe, die sich nur aus einer Quelle informierten und dass die Glaubwürdigkeit der klassischen Medien hoch sei. „Das ist aber kein Grund, sich zurückzulehnen, denn es gibt auch zunehmend mehr Menschen, die sich über die Qualität der Berichterstattung Sorgen machen.“ Es sei zudem wichtig, die Arbeit der Journalisten transparent zu machen.

„Spiegel Online“-Chefredakteurin Barbara Hans betonte, dass die Leser ernst genommen werden wollten. Ebenso wichtig wie Schreiben sei es für gute Journalisten, zuzuhören und herauszufinden, was relevant für den Leser ist. „Das hat Journalismus lange Zeit falsch gemacht.“

Insgesamt ist das Interesse an Nachrichten hoch, wie die Daten der Studie zeigen: 95 Prozent der Befragten in Deutschland gaben an, sich mindestens mehrmals pro Woche über das aktuelle Weltgeschehen zu informieren, sogar etwas mehr als 2017 (94 Prozent).

Ein klarer Trend ist die Nutzung des Smartphones: In den vorigen Erhebungen waren jeweils Laptop beziehungsweise PC das bevorzugte Gerät. „In diesem Jahr befinden sich erstmals Smartphones auf gleichem Niveau“, heißt es in dem Bericht. Jeweils 78 Prozent haben beide Gerätetypen schon einmal genutzt. Für das Abrufen von Nachrichten liegen Laptop und PC mit 55 Prozent noch vor dem Smartphone (47 Prozent), aber in den Altersgruppen bis 45 Jahren ist es bereits umgekehrt. Und diese Entwicklung wird sich nach Höligs Einschätzung verstärken.

Ein anderer Trend scheint gebrochen: Während der Anteil der Onliner, die regelmäßig gedruckte Tageszeitungen erwerben, über mehrere Jahre rückläufig war, hat sich der Wert bei 42 Prozent stabilisiert - exakt auf Vorjahresniveau. Der Anteil derjenigen, die im Verlauf des vergangenen Jahres für Nachrichten im Internet bezahlt haben, liegt bei 8 Prozent, nur wenig über dem Wert von 2017 (7 Prozent) und auf gleichem Niveau wie vor zwei Jahren.

Dagegen fallen die Antworten auf die Frage nach der Bereitschaft, künftig im Internet für Nachrichten zu bezahlen, positiver aus: In allen Altersgruppen ist der Anteil gestiegen, der das für die kommenden zwölf Monate als wahrscheinlich einschätzt.