Die passende Anlage fürs Musikhören daheim
München (dpa/tmn) - Wie lassen sich die eigenen vier Wände angemessen beschallen? Muss es die neueste Technik sein - oder können Musikliebhaber ihr vorhandenes Equipment mit Zukäufen auf den aktuellen Stand bringen?
Das kommt auf den Anspruch an.
Wo sich im Handel früher Hi-Fi-Bausteine und große Standboxen stapelten, sind heute die Reihen ausgedünnt. Ins Rampenlicht gerückt sind vernetzte Kompaktanlagen, Audio-Streamer oder Funklautsprecher.
Die klassische Komponentenanlage ist nicht ganz vom Markt verschwunden. Doch an wen richten sich die oft teuren und meist platzraubenden Einzelbausteine? „An den Musikliebhaber, also denjenigen, der sich konzentriert zum Musikhören niederlässt und Musik nicht als Hintergrundrauschen betrachtet“, sagt der Münchner Hi-Fi-Experte Axel Grüning. Hierzu zählten meist Klassik- und Jazz-Hörer, für die eine sehr gute Wiedergabequalität essenziell sei.
Für Musikliebhaber führt an einer klassischen Komponentenanlage, die beispielsweise aus Player, Verstärker und einem Paar Boxen besteht, auch heute noch kein Weg vorbei, sagt Bernhard Rietschel von der Zeitschrift „Audio“. „Trotz zunehmender Miniaturisierung und damit geringerem Platzbedarf bei gleicher Qualität ist wirklich hochwertiges Hi-Fi nicht beliebig verkleinerbar.“
Platzsparender und günstiger sind die bei Verbrauchern sehr beliebten Kompaktanlagen. „Die Verkaufszahlen stehen im Verhältnis von vier zu eins zugunsten der Audio Home Systeme“, sagt Roland Stehle von der Gesellschaft für Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) in Frankfurt am Main.
Kompaktanlagen, die auch als Audio- oder Hi-Fi-Systeme oder bei besonders geringer Größe auch als Mini- oder Mikroanlagen bezeichnet werden, müssen gar nicht schlecht klingen. „Wenn das Zimmer nicht sehr groß ist und die geforderten Lautstärken nicht sehr hoch sind, kann man mit einer hochwertigen Minianlage sehr gut Musik hören“, sagt Rietschel.
Solche Systeme eignen sich auch als Zweitanlage und lassen sich oft klanglich durch neue Boxen verbessern, wenn man mit dem Sound der mitgelieferten nicht zufrieden ist. Zudem sind sie immer öfter netzwerktauglich: Man kann Musik aus dem Heimnetzwerk - also von Smartphones, Tablets, Netzwerkspeichern (NAS) oder Notebooks - ebenso abspielen wie Internet-Radio oder Streamingdienste.
Relativ neu auf dem Markt sind noch WLAN-Lautsprecher - Boxen mit integriertem Verstärker, die viele dieser Streaming-Funktionalitäten inklusiver komfortabler App-Bedienung von Haus aus mitbringen. Dazu kommt meist noch eine Multiroom-Funktion zum Beschallen mehrerer Räume. Bei einem aktuellen Vergleich von 14 Funklautsprechern bescheinigte die Stiftung Warentest 12 Modellen mindestens guten Klang - und das auch bei teils sehr kompakten Gehäusen. „Elektronik und Lautsprecherbau haben die Grenze verschoben“, erklären die Experten. Optimierte Verstärker „verbiegen“ den Frequenzgang entgegengesetzt zu den Schwächen der Gehäuse. Zudem verzerrten moderne Lautsprechermembranen selbst bei starken Schwingungen kaum noch. So könnten auch kleine Boxen viel Luft für mehr Bass bewegen.
Viel länger schon gibt es für den Nahbereich konzipierte Aktivboxen ohne Funkmodule, die oft auch als Monitore bezeichnet werden. „Diese stellen eine Insellösung dar, sind also für einen Arbeitsplatz geeignet“, sagt Grüning. Sollen die Aktivboxen an Computer oder Laptop angeschlossen werden, deren Soundchip eher miese Klangqualität liefert, lässt sich ein Digital-Analogwandler in Form eines USB-Sticks zwischenschalten.
Und wie lassen sich Anlagen mit einigen Jahren auf dem Buckel auffrischen und ans Netz bringen? Dies gelingt mit Geräten, die gemeinhin als Netzwerk-Player oder auch als Audio-Streamer bezeichnet werden. Sich lassen sich auch einfach an ältere Systeme anschließen. „Diese ermöglichen einer konventionellen Anlage Zugriff auf Abo-Dienste, die Wiedergabe von Webradio und den Zugriff auf Musik, welche im heimischen Netzwerk gespeichert ist“, erklärt Grüning. Mancher Player hat gar kein Display mehr und ist per App steuerbar.
Ohnehin lösen sich die Grenzen zwischen den Gattungen auf: Einige Player haben einen Verstärker und einen DAB-Radio-Tuner an Bord, gingen also auch als Netzwerk-Receiver oder Kompaktanlage durch - wenn auch mit dem Formfaktor eines Einzelbausteins. „Es gibt sogenannte All-in-one-Systeme, welche nur mehr nach einem Paar ordentlicher Lautsprecher verlangen“, fasst Grüning zusammen. Und die könnten so gut sein, „dass sie vielen konventionellen Anlagen den Schweiß auf die Stirn treiben“.