Die Universalschnittstellen USB und Thunderbolt
Berlin (dpa/tmn) - Eine kleine Buchse hat im Jahr 1996 für eine kleine Revolution in der PC-Welt gesorgt. Heute ist die Verbindung von Geräten über USB allgegenwärtig. Doch mit Thunderbolt nimmt ein leistungsfähiger Nachfolger langsam Fahrt auf.
Eine universelle Schnittstelle hat es Ende der 90er Jahre erstmals ermöglicht, beliebige Geräte wie Drucker, Scanner oder Kamera ohne komplizierte Konfiguration bei laufendem Betrieb an den Rechner anzuschließen. Längst hat sich der Universal Serial Bus, kurz USB, als allgegenwärtiger Standard für den Datenaustausch durchgesetzt. Inzwischen hat der USB-Port allerdings einen Herausforderer bekommen. Mit Thunderbolt steht ein potenzieller Nachfolger bereit, der um ein vielfaches leistungsfähiger ist und USB damit den Rang ablaufen könnte.
Der Chiphersteller Intel feiert in einer Werbekampagne seinen Mitarbeiter Ajay Bhatt heute als coolen „Rockstar“. Der Amerikaner indischer Herkunft war maßgeblich an der Erfindung der USB-Schnittstelle beteiligt. Erstmals war es damit möglich, auf eine Vielzahl von Schnittstellen zu verzichten und auch ohne vorherige Installation von Software Geräte an den PC per „plug and play“ anzuschließen - bald darauf auch Daten auf einem Stick zu speichern. Und nahezu alle Hersteller von Computer- und Peripheriegeräten bauten die Schnittstelle in ihre Produkte für eine reibungslose Kommunikation ein.
Noch heute ist USB 2.0 weit verbreitet, die Version kam erst 2000 mit einer Übertragungsrate von theoretisch 480 Megabits pro Sekunde (Mbps) als „Hochgeschwindigkeits“-Interface auf den Markt. Mit einer 40-mal schnelleren Datenübertragung als die Vorgängerversion eignet sich die 2.0-Version erstmals auch für Videoplayer. Inzwischen wird die Schnittstelle jedoch immer häufiger zum Nadelöhr, da heute der Umgang mit digitalen Medien auch in hoher Auflösung und mit großen Datenmengen immer selbstverständlicher zum Alltag gehört.
Externe Festplatten, die sich per USB an den Rechner anschließen lassen, fassen inzwischen Hunderte Gigabyte an Daten. Die Geschwindigkeiten der Übertragung wird zudem oft durch andere Komponenten wie Controller ausgebremst. Seit diesem Jahr stehen nun erste Geräte mit USB 3.0 in den Startlöchern. Die Dreier-Version verspricht eine nochmals verzehnfachte Übertragungsgeschwindigkeit. Ein Gigabyte an Daten kann damit laut Intel in nur 3,3 Sekunden etwa von einem externen Flash-Laufwerk auf den Rechner transportiert werden. Ein HD-Film mit 25 Gigabyte brauchte dann statt 13,9 Minuten wie zuvor nur noch 70 Sekunden, um auf den Rechner gespielt zu werden.
Inzwischen hat Intel zusammen mit Apple und Sony jedoch einen neuen Standard zur schnellen, kabelgebundenen Übertragung veröffentlicht. Unter dem Namen Thunderbolt setzt Apple die Technologie bereits im Macbook Pro, Macbook Air und beim neuen Mac mini ein. Auch Sony verwendet die zuvor unter dem Namen Lightpeak bekannte Technik in seinem Vaio Z21, wo Thunderbolt für die Verbindung von Notebook und Dockingstation sorgt. Erste Peripheriegeräte kommen von LaCie, die erst vor wenigen Wochen eine externe Festplatte für Macs mit bis zu 2 Terabyte Kapazität mit Thunderbolt-Schnittstelle auf den Markt gebracht hat.
Die schnelle Übertragung von Daten in einer Geschwindigkeit von bis zu 10 Megabit pro Sekunde ermöglicht über Thunderbolt die Übertragung eines HD-Films in voller Länge in weniger als 30 Sekunden. Diese Schnelligkeit könnte Thunderbolt zum neuen universellen Standard machen. „Wir haben unsere Idee einer einfachen und schnellen Datenübertragung zwischen PCs und Geräten verwirklicht“, schwärmt Intel-Manager Mooly Eden.
Neben der Schnelligkeit hat der neue Standard aber noch einen weiteren, wesentlichen Vorteil: Über ihn lassen sich verschiedene Daten wie Audio, Video, Daten und sogar Strom gleichzeitig übertragen. „Thunderbolt ist genial und sehr universell einsetzbar“, sagt Johannes Schuster, Redakteur der Fachzeitschrift „Mac & i“. Da die nötigen Kabel jedoch aktiv sind, seien sie im Vergleich sehr teuer, selbst wenn aus Kostengründen statt der Glasfaser meist Kupferkabel verwendet werde. „Thunderbolt wird sich vermutlich vor allem im High-End-Markt etablieren.“
Apple zeigt aktuell mit seinen neuen Monitoren, was in dem neuen Standard steckt. Neben USB-Ports, Ethernet-Buchse und einer Firewire-Schnittstelle macht der Thunderbolt-Port den Bildschirm zur Schaltzentrale und leistungsfähigen Dockingstation für den Laptop. Was Thunderbolt künftig noch an Potenzial entwickelt, bleibt abzuwarten. USB 3.0 werde aber in jedem Fall immer günstiger sein, sagt Schuster. „Als Massenschnittstelle hat USB deshalb deutlich mehr Chancen.“ Und einen weiterer großer Vorteil: USB 3.0 ist mit allen seinen Vorgängern abwärtskompatibel.