Digitaler Stellvertreter fürs Papier: PDF feiert 20. Geburtstag
Berlin (dpa) - Wer einen Computer nutzt, hat auch schon mal mit PDF zu tun gehabt: Das universelle Dateiformat bringt alles auf den Bildschirm, was es auch auf Papier gibt - und inzwischen weit mehr als das.
Vor zwei Jahrzehnten ging es los, heute ist PDF allgegenwärtig.
Vielfalt kann verwirrend sein: docx, odt, pages, indd - so lauten nur einige der Datei-Endungen digitaler Textdokumente und jede von ihnen verlangt eine ganz bestimmte Software. Ohne das passende Programm lässt sich das Dokument nicht öffnen. Als Einheitsformat bietet sich das „Portable Document Format“ (PDF) an, das am 15. Juni 20 Jahre alt wird und nach Angaben seines Erfinders das meistgenutzte Dateiformat der Welt ist.
„Der Traum vom papierlosen Büro ist leider immer noch nicht wahr geworden“, sagt Ulrich Isermeyer, Münchener Manager bei Adobe, dem kalifornischen Software-Unternehmen, wo PDF vor zwei Jahrzehnten entwickelt wurde. Mit seinen umfassenden Möglichkeiten könne PDF diese Vision aber umsetzen.
Adobe-Gründer John Warnock startete das Projekt 1990 mit dem Ziel, eine universelle Sprache für den Austausch von Dokumenten zu schaffen: Diese sollten beim Empfänger genauso aussehen, wie sie der Absender gestaltet hat, mit denselben Schriftarten und identischem Layout über alle Betriebssysteme und Geräte hinweg.
Als dann am 15. Juni 1993 die Software Acrobat 1.0 erschien, stieß dieses erste PDF-Programm auf keine große Begeisterung. Das Paket bestand aus einem Werkzeug für das Erstellen von PDFs, aus dem Reader für das Lesen von PDFs und aus dem „Distiller“ für die Umwandlung von Dateien in dem damals für die Druckindustrie wichtigen Technikstandard Postscript in PDF. Denn PDF sollte auch die so genannte Druckvorstufe unterstützen, als digitales Layout für den Druck von Broschüren oder Büchern.
Der Siegeszug von PDF begann erst, als sich Adobe 1994 entschloss, den Reader kostenlos bereitzustellen. Damit wurde die Voraussetzung geschaffen, das neue Format auf Millionen von Computern und mobilen Geräten nutzen zu können. Seit 1995 gibt es den Reader als Erweiterung für den Browser, so dass PDF-Dokumente auch im Internet eine wachsende Verbreitung fanden.
Seit 2008 ist PDF ein ISO-Standard. „Damit gehört PDF nicht mehr der Firma Adobe, wir haben das an die ISO übergeben“, sagt Isermeyer. Demnächst steht eine Überarbeitung des Standards an, rund 500 verschiedene Unternehmen sind daran beteiligt. Neben Adobe bieten inzwischen auch viele andere Software-Unternehmen Computer-Programme und Smartphone-Apps an, mit denen man PDF-Dokumente erzeugen, bearbeiten und anschauen kann.
Für bestimmte Einsatzzwecke gibt es inzwischen Varianten wie PDF/E zur Einbindung von interaktiven 3D-Modellen oder PDF/A für die Langzeitarchivierung. „Auch in 50 Jahren ist ein als PDF/A gespeichertes Dokument noch lesbar“, sagt Adobe-Manager Isermeyer.
Skeptischer ist da der Langzeitarchivierungsexperte der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, Tobias Steinke: „Wir sind der Meinung, dass man nicht seriös vorhersagen kann, wie lange ein Dateiformat gültig ist, kein Dateiformat ist für die Ewigkeit.“ Für ihren gesetzlichen Auftrag, neben Büchern auch alle digitalen Publikationen aufzubewahren, erstellt die Bibliothek daher Metadaten zu jedem Dokument, um rechtzeitig zu erkennen, welche Art von Dokumenten in ein aktuelleres Format konvertiert werden sollte. Aus Sicht des Experten sind offene und standardisierte Formate grundsätzlich besser für die Archivierung geeignet als nur von bestimmten Firmen gepflegte Formate. „PDF/A ist da für uns schon eine Erleichterung, wir waren auch an der ISO-Standardisierung beteiligt.“
Negative Schlagzeilen hat die 20 Jahre alte Technik immer wieder mit Sicherheitslücken gemacht. „PDF ist eine komplizierte Bestie, ein Format mit so vielen Funktionen, dass jede von bösen Jungs als Angriffsfläche missbraucht werden kann“, sagt Marc Rogers, Sicherheitschef der Hackerkonferenz Defcon und Malware-Forscher beim Software-Spezialisten Lookout. In 20 Jahren habe es aber auch einiges an Verbesserungen in dieser Hinsicht gegeben, etwa die Absicherung in einer Sandbox-Struktur und mehr Transparenz. Wichtig ist aber auch, dass die Anwender stets die aktuellste Version der Reader-Software installiert haben und Sicherheits-Updates nicht als lästige Unterbrechung wegklicken.
Das neue Format sei inzwischen im Wesentlichen fertig entwickelt, sagt Isermeyer. Beim Dateiumfang oder der Geschwindigkeit gebe es aber noch Möglichkeiten zur Optimierung, ebenso bei der Unterstützung von Spezialfunktionen. Die Version 12 von Adobe Acrobat dürfte im nächsten Jahr erscheinen - offizielle Informationen gibt es dazu noch nicht. Der Acrobat soll weiterhin auch als Einzelpaket verkauft werden, während Adobe beim Photoshop und anderen Kreativwerkzeugen jetzt auf das Modell der Mietsoftware (Software as a Service) setzt. Gut vorbereitet sei PDF auf die Zukunft des Webs, sagt Isermeyer: „HTML5 und PDF ergänzen sich wie Ebony und Ivory.“