DLD: Das Internet verändert alles - sogar Kriege

München (dpa) - Kriege werden künftig auch im Netz geführt, ist Virenexperte Eugene Kaspersky überzeugt. Während Spionage im Internet mit Hilfe von Schadsoftware längst Alltag ist, werden Viren selbst zu Waffen.

In zehn Jahren werden Schadprogramme in der Lage sein, Geräte auch physisch zu beschädigen, warnte Kaspersky am Montag in München auf der Innovationskonferenz DLD13. Technologien für das Internet entwickelten sich in einem atemberaubenden Tempo. „Unglücklicherweise entwickeln sich die Cyber-Bedrohungen genauso schnell.“

Doch nicht nur Bedrohungen werden komplexer - auch die Möglichkeiten wachsen weiter, egal ob es um Medien, Bezahldienste oder Produktion geht. Dabei erzeugt der digitale Alltag immer größere Datenmengen. Diese Daten müssen nicht nur verwaltet werden, sie sollen auch nutzbar sein. Die Analyse-Technik dazu wird die unter dem Begriff „Big Data“ zusammengefasst. „Wir selbst sind jetzt ein Datenprodukt“, verkündete auf der DLD-Konferenz in München DJ Patil, ein Star der neuen Bewegung von Datenwissenschaftlern.

Für Firmen eine verlockende Aussicht. Allein der zukünftige Markt für Geschäftsmodelle mit den Standortdaten von Nutzern wird auf 100 Milliarden Dollar geschätzt. Der Boom von Smartphones und die Vernetzung etwa von Autos werden diesen Trend in den kommenden Jahren noch deutlich vorantreiben.

Vor allem wird der einzelne Nutzer stärker in den Focus treten. Nach Einschätzung des Yahoo-Spitzenmanagers Henrique De Castro steht das Netz vor dem nächsten Entwicklungsschritt hin zu einem hochgradig personalisierten Medium. Für den Nutzer bedeute das Konzept „Mein Internet“ einen ständigen Strom von für ihn relevanten Informationen, Austausch mit Freunden, aber speziell zugeschnittene Werbung, sagte De Castro am Montag. Vor allem klassische Internet-Portale stelle das vor große Herausforderungen. Es gehe darum, für Nutzer die richtige Mischung aus redaktionellen Qualitätsinhalten, fremden sogenannten aggregierten Inhalten sowie den sozialen Medien zu finden.

Probleme sieht De Castro für das traditionelle lineare Fernsehen. Gerade die nachwachsende Internet-Generation sei immer weniger bereit, fehlende Nutzerfreundlichkeit und Personalisierung oder ein zielloses Zappen durch feste Kanäle zu akzeptieren. Fernsehmacher sehen das allerdings anders. Sie sehen etwa in Videoangebote und TV-Inhalten auf Smartphones oder Tablet-Computern eine Ergänzung.

„Ich glaube fest daran, dass das lineare Fernsehen noch eine lange Zukunft hat“, sagte der Chef des Kabelnetzbetreibers Unitymedia, Lutz Schüler. Die Digitalisierung verändere die Mediennutzung zwar massiv, dennoch könnten Sender und Anbieter von dieser Revolution profitieren - und auch künftig Geld verdienen. ProSiebenSat.1-Digital-Vorstand Christian Wegner sagt, es gebe nicht nur genug Platz für all diese Angebote, sie würden sich sogar gut ergänzen. „Wir sehen, dass das TV-Geschäft ein Treiber für die Digitalisierung ist.“

Gerade die privaten Anbieter böten der Werbeindustrie eine Reichweite, die andere Medien nicht schaffen könnten. Grundlage für diese Wirksamkeit seien hochwertige Inhalte, die nur große Sender bieten könnten. RTL und ProSiebenSat.1 würden zusammen allein gut zwei Milliarden Euro im Jahr für Inhalte ausgeben. Den Zuschauern werde es zwar weniger wichtig sein, wo sie etwas sehen, nicht aber was sie sehen. „Es geht um die richtigen Inhalte.“ Das Netz sei wie Kabel oder Satellit ein weiterer Kanal für die Produkte der Fernsehsender.

Der Chef der Lifestyle-Plattform Glam, Samir Arora, sagte, das gelte auch für die Werbung, die durch das Netz smarter werde. „Eine Anzeige für ein neues Auto jemanden zu zeigen, der gerade ein Auto gekauft hat, ist komplette Verschwendung.“ Gerade hier könnten Web-Angebote von TV-Sendern ihre Stärken ausspielen - anders als das etwa Zeitungen oder Magazinen möglich sei. „Das Digitalgeschäft ist eben keine Erweiterung für das Print-Geschäftsmodell. Es ist aber sehr wohl eine Erweiterung für das Geschäftsmodell Fernsehen.“