Ein Test deckt auf: So zuverlässig sind Wetter-Apps

Berlin (dpa/tmn) - Beim Blick auf das Smartphone lacht die Sonne — aber dann wird man draußen trotzdem nass. Wetterapps haben deshalb nicht nur Anhänger. Taugen sie überhaupt für Vorhersagen?

Man hat es geahnt: „Wetter-Apps liefern häufiger falsche Informationen“, sagt Prof. Uwe Ulbrich vom Institut für Meteorologie an der FU Berlin. Die Güte der Vorhersage hänge von der Aufbereitung der Wetterdaten ab. „Dabei gibt es einen Widerstreit zwischen den Kosten für die Interpretationssoftware und den Einnahmen für die Dienste aus Werbung oder kostenpflichtigen Apps.“

Die Stiftung Warentest hat kürzlich Wetterapps verglichen. Ihre Prognosen für neun Städte weltweit mussten sich gegen jene lokaler Wetterstationen behaupten. Die meisten Apps lieferten dabei insgesamt ordentliche Vorhersagen, sagt Testleiter Dirk Lorenz. Besonders bei der Temperatur schnitten die meisten Anwendungen recht gut ab: „Die Abweichungen betrugen im Mittel zwischen ein und 1,5 Grad Celsius.“

Problematischer ist die Aussagekraft digitaler Wetterhäuschen beim Niederschlag. „Das lag vor allem an der unterschiedlichen Darstellungsweise der Apps“, sagt Lorenz. Stellen einige Anwendungen Regen mit Symbolen dar, zeigen andere die Wahrscheinlichkeit in Prozent an. Oft müsse der Nutzer die Symbole interpretieren. Darüber hinaus seien exakte Prognosen sehr schwierig, weil Niederschläge zeitlich und örtlich extrem unterschiedlich ausfallen könnten.

„Einige Wettersituationen sind schwierig vorherzusagen“, sagt auch Prof. Ulbrich. „Ob Wolkenbildungen an der Grenze abregnen oder nicht, ist schwer zu prognostizieren“, sagt er. Ein sogenanntes Wetter- oder Niederschlagsradar, das die Wolken-Ausbreitung im Zeitverlauf darstelle, sei deshalb ein Kriterium für eine gute App. Dazu kämen eine vernünftige Kurzfristvorhersage mit Temperaturanzeige und Regenwahrscheinlichkeit, generelle Informationsvielfalt sowie die Benutzerfreundlichkeit.

Für Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD) dürfen in einer guten App auch Unwetterwarnungen nicht fehlen. Hilfreich sei zudem eine größtmögliche Regionalisierung. „Am besten sollte das Angebot über GPS für den aktuellen Ort angepasst werden“, rät der Experte. Grundsätzlich gelte aber: „In der Vorhersage gibt es keine hundertprozentige Deckung.“

Wer glaubt, mit einer Temperatur und Luftdruck messenden Wetterstation bessere Vorhersagen erzielen zu können, irrt: Die Prognosen der Stationen, die die Werte oft auch an Smartphones weitergeben können, seien wesentlich ungenauer als die Vorhersagen der App-Wetterdienste, sagt Warentester Lorenz.

Geräte, die auch Wetterdaten von Dienstleistern beziehen und mit den eigenen lokalen Daten kombinieren, böten zwar genauere Prognosen als herkömmlichen Stationen, sagt Prof. Ulbrich. Sie könnten aber mit den Prognosen der Wetterdienste dennoch nicht mithalten.

Eine gute Wetter-App muss kein Geld kosten. Im Test lieferte die kostenlose Anwendung Wetter.Info gemeinsam mit der kostenpflichtigen App WeatherPro die besten Vorhersagen (Note 2,4). „Wenn der Kunde Werbebanner akzeptiert, reicht auch eine Gratis-App“, sagt Lorenz. Andererseits seien die Anwendungen mit rund vier Euro auch nicht besonders teuer.

Allerdings bewerteten die Tester das Datenschutz-Niveau der beiden und der meisten anderen getesteten Apps als kritisch. Denn diese schicken für den eigentlichen Dienst unnötige Daten wie etwa die Geräte-ID an die Server des Anbieters und teils sogar an Dritte. Als unkritisch wurden nur zwei Apps eingestuft: Die kostenlose Wetter App von WetterOnline, die mit akzeptablen Vorhersagen (Note 2,6) nah an die besten im Test herankommt, sowie die auf iPhones vorinstallierte Yahoo-Wetter-App mit mittelmäßigen Prognosen (Note 3,0).

Als sehr kritisch wurde keine der getesteten Apps bewertet. Grundsätzlich als zweischneidiges Schwert sehen die Warentester die Standorterkennung per GPS: Sie sei zwar einerseits praktisch, andererseits erlaube sie den Anbietern aber auch, den Aufenthaltsort des Nutzers nachzuvollziehen.

Und welche Apps nutzen die Profis? Während DWD-Mann Kirsche auf die Daten seines Arbeitgebers zugreift, nutzt Lorenz gleich mehrere Apps: „Ich suche mir dann das Wetter raus, das mir am besten gefällt“, sagt der Warentester. Ein Ansatz, der auch bei Prof. Ulbrich Zustimmung findet. „Das ist zwar zeitaufwendig, aber die Wahrscheinlichkeitsschätzung bei der Nutzung mehrerer Apps ist wesentlich genauer“, sagt der Meteorologe.

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