Endlich Ruhe: Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung
Wuppertal (dpa/tmn) — Die aktive Geräuschunterdrückung von Kopfhörern macht es möglich, Musik trotz Lärms in der Umgebung entspannt zu genießen. Eine praktische Erfindung, die ganz nebenbei noch das Gehör schont.
Kopfhörer mit Lärmbremse sind aber oft auch relativ teuer.
Straßen- und Baustellenlärm, das dumpfe Brummen im Flugzeug oder das Stimmenwirrwarr in der Bahn: Die Geräuschkulisse außerhalb der eigenen vier Wände ist oft nur schwer erträglich. Kein Zufall also, dass viele den Alltagskrach gerne mit Musik aus dem Kopfhörer ausblenden. Doch um die ungewollten Außengeräusche komplett zu übertönen, muss der Lautstärkeregler oft komplett aufgedreht werden. Das ist auf Dauer nicht nur unangenehm, sondern schadet auch dem Gehör.
Abhilfe schaffen Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung. Der englische Begriff dafür lautet „Active Noise Cancelling“. Außengeräusche werden damit durch eine spezielle Technologie reduziert und im Idealfall sogar komplett unterdrückt. „Davon profitieren vor allem Pendler, die entspannt in den Tag starten oder nach der Arbeit ungestört Musik hören wollen“, sagt Henning Juknat vom Branchenverband High-End-Society.
Die Technologie ist schon länger im Einsatz, zum Beispiel bei Headsets für Piloten. Sie funktioniert über mehrere Mikrofone, die im Kopfhörer verbaut werden. Diese zeichnen Umgebungsgeräusche auf und geben sie in veränderter Form an die Ohren weiter. Was widersinnig scheint, sorgt tatsächlich für Ruhe: Die echten und die modifizierten Umgebungsgeräusche löschen sich quasi gegenseitig.
Dass die Geräuschunterdrückung tatsächlich funktioniert, hat zum Beispiel Tonmeister und -Ingenieur Jörg Grünsfelder beobachtet, der an der Akademie Deutsche POP in Stuttgart unterrichtet: „Für die Anwender lohnt sich eine Anschaffung, es werden in jedem Falle extreme Störgeräusche vermindert.“ Am besten klappt die Unterdrückung dort, wo dauerhaft der gleiche Lärm dröhnt, also zum Beispiel neben den Turbinen eines Flugzeugs.
Die speziellen Kopfhörer lassen sich sogar ohne Musik nutzen: So hilft die Geräuschunterdrückung auch beim ungestörten Arbeiten oder Lesen. „Angestellte können sich, etwa in lauten Büros, dadurch viel besser konzentrieren“, erklärt Audioexperte Juknat. Allerdings ist dann statt den Kollegen ein je nach Kopfhörer unterschiedlich starkes Grundrauschen zu hören, schreibt die Computerzeitschrift „c't“, die elf Kopfhörer mit aktiver Lärmunterdrückung getestet hat. Beim Musikhören störe das Rauschen dagegen meistens nicht.
Weniger aufwendig, dafür aber auch weniger effektiv ist die passive Geräuschunterdrückung: In-ear-Kopfhörer halten zum Beispiel schon durch ihre Bauform einen Teil der Außengeräusche fern. Auch Bügelkopfhörer können Lärm ausblenden. Wie die Stiftung Warentest bei Tests herausgefunden hat, funktioniert das in der Regel aber nur mit ohrumschließenden Modellen zufriedenstellend. Ohraufliegende Kopfhörer seien dagegen für laute Umgebungen weniger geeignet.
Die Tester raten außerdem, bei der Kaufentscheidung nicht nur auf die Geräuschunterdrückung zu achten. Ein guter Klang nütze zum Beispiel wenig, wenn der Kopfhörer nicht richtig sitzt. Im Idealfall sollten Verbraucher das Gerät daher einmal anprobieren, bevor sie Geld dafür ausgeben. Dabei lässt sich auch gleich die Stabilität überprüfen, damit der neue Kopfhörer nicht nach dem ersten Sturz sofort kaputtgeht.
Wichtig ist zumindest bei Modellen mit aktiver Geräuschunterdrückung auch der Energieverbrauch: Die Technologie funktioniert nur mit Strom, entweder von einem eingebauten Akku oder separaten Batterien. Bei der Laufzeit hat die Stiftung Warentest große Unterschiede festgestellt: Einige Geräte schaffen mit einer Akkuladung bis zu 24 Stunden, andere geben schon nach etwa 9 Stunden den Geist auf.
Wer solche bösen Überraschungen vermeiden will, muss für gute Kopfhörer mit Lärmschutz etwas tiefer in die Tasche greifen. Zwar gebe es im Einzelhandel auch Modelle für etwa 60 Euro, sagt Henning Juknat. „Wirklich hochwertig sind entsprechende Kopfhörer aber erst in der Preisklasse ab etwa 200 Euro.“ Zu diesem Ergebnis kommt auch die „c’t„ in ihrem Test: Die beiden Testsieger „sind mit Preisen um 300 Euro keine Schnäppchen“, so das Fachmagazin.
Den perfekten Kopfhörer gibt es allerdings auch für diesen Preis nicht: Verbraucher müssten sich beim Kauf immer zwischen gutem Klang, leistungsstarker Geräuschunterdrückung und möglichst wenig Grundrauschen entscheiden. Denn die meisten Kopfhörer schwächeln nach Angaben der „c't“-Experten in mindestens einer Disziplin.