Eric Schmidt: Der Schiedsrichter

New York/Berlin (dpa) ­ Wenn die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page sich mal wieder die Köpfe heißgeredet hatten, musste in den vergangenen Jahren Eric Schmidt die Gemüter abkühlen und den Streit schlichten.

Im August 2001 hatten die beiden Uni-Absolventen den erfahrenen IT-Manager an Bord geholt, um als Chief Executive Officer das Steuer bei Google zu übernehmen und das Startup an die Börse zu führen.

Schmidt ist gelernter Ingenieur der Elektrotechnik, Netzwerk- Spezialist und Software-Entwickler. Nach seinem Studium an der Princeton University und der University of California in Berkeley arbeitete er unter anderem am legendären Forschungsinstitut Xerox PARC. Als Technikchef von Sun Microsystems war er auch an der Entwicklung der Programmiersprache Java beteiligt, bevor er 1997 Chef des Microsoft-Konkurrenten Novell wurde.

Seine Kombination von technischem und betriebswirtschaftlichen Know-how, aber auch die jahrelangen Erfahrungen im Wettbewerb mit Microsoft machten Schmidt zu Idealbesetzung, als die Google-Gründer und ihre Risikokapitalgeber nach einem „Erwachsenen vom Dienst“ suchten.

Er sollte dafür sorgen, dass im kreativen Chaos des jungen Startup-Unternehmens kommerziell verwertbare Dienste entstehen. Schmidt organisierte mit Page und Brin den Google-Campus als universitätsähnliche Umgebung, in der die Mitarbeiter mit freiem Essen und anderen Goodies wie kostenlosen Massagen bei Laune gehalten werden ­ damit sie sich noch mehr auf ihre Arbeit fokussieren können.

Den ersten Meilenstein erreichte Schmidt am 19. August 2004, als die Aktie von Google zum Kurs von 85 Dollar an der Börse platziert wurde. Das Papier erreichte im Dezember 2007 später ein Allzeithoch von 715 Dollar und wird heute für 627 Dollar gehandelt.

Mit dem Aufstieg von Google zu einem der erfolgreichsten Unternehmen der Welt trat Schmidt immer wieder im Fernsehen oder auf Konferenzen auf, um den Menschen zu erklären, dass Google keine Datenkrake sei. Er musste auch erläutern, warum Google vier Jahre brauchte, um zu erkennen, dass man nicht unter den Zensurgesetzen der Volksrepublik China arbeiten könne. Mit Schlips und Kragen übernahm Schmidt die Rolle des seriösen Chefverkäufers.

Bei manchen Auftritten fühlte Schmidt sich auch missverstanden: Etwa als er Jugendlichen empfahl, zum Schutz ihrer Privatsphäre durch kompromittierende Inhalte in sozialen Netzwerken mit 18 Jahren ihren Namen zu ändern, löste dies eine Welle der Empörung aus. „Das war doch nur ein Scherz“, sagte Schmidt dann in zahllosen Interviews, in denen er auf den außergewöhnlichen Ratschlag angesprochen wurde.

Als geschäftsführender Verwaltungsratsvorsitzender (Executive Chairman) soll Schmidt weiterhin eng in die strategische Ausrichtung von Google eingebunden bleiben. Ob er aber tatsächlich diese Rolle einnehmen kann oder nur einen Frühstücksdirektor abgeben soll, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. An attraktiven Jobangeboten dürfte es notfalls nicht fehlen.