Sergej Brin: Googles Cheftechnologe und Gewissen
Berlin (dpa) - Sergej Brin gilt als technologischer Kopf von Google - und als moralisches Gewissen. Seit Beginn war der 1973 in Moskau geborene Russe die treibende Kraft bei der Entwicklung der Algorithmen für die damals einzigartige Suchtechnologie, die den Erfolg von Google begründete.
Nach der Neuordnung an der Spitze des Weltkonzerns mit seinem Studienfreund Larry Page als Chef (CEO) und Eric Schmidt als Firmenbotschafter wird der medienscheue Brin als „Chef-Visionär“ weiter Motor für die technische Entwicklung im Hintergrund bleiben.
Im Alter von sechs Jahren kam Brin, Sohn jüdischer Emigranten, aus der damaligen Sowjetunion in die USA. Die Familie war vor der ständigen Diskriminierung jüdischer Bürger aus der UdSSR geflohen. Sein Vater hatte als Mathematiker jahrelang unter Repressionen und Berufsverbot gelitten.
Brin studierte an der Stanford Universität in Kalifornien Mathematik und Informatik. Nach seinem Masterstudium, das er mit Auszeichnung abschloss, lernte er Mitte der 90er Jahre bei einem Doktoranden-Seminar auch seinen späteren Geschäftspartner Larry Page kennen. Zur Promotion kam es dann nicht mehr: 1998 brachte Brin zusammen mit Page die heute weltweit größte Suchmaschine ins Netz und gründete das Unternehmen Google. Heute gilt Brin mit einem geschätzten Vermögen von 17,5 Milliarden Dollar („Forbes“) als Multimilliardär.
Das „Geheimrezept“ für den überwältigenden Erfolg von Google waren damals die neuartigen Suchalgorithmen, die Brin mit Page entwickelte. Anders als damals gängige Internet-Suchen konnte die Technologie der beiden Studenten erstmals die Treffer nach ihrer potenziellen Relevanz bewerten. Im sogenannten „Page Rank“-Verfahren wurde zum Beispiel auch ermittelt, wie oft der gesuchte Begriff auf einer Seite zu finden ist und wie viele andere Sites auf eine bestimmte Treffer- Seite verweisen. Danach wurden die Treffer sortiert.
Auch für Googles offizielles Unternehmensmotto „Don't be evil“ (sei/tue nichts böses), das auf den Mitarbeiter Paul Buchheit zurück gehen soll, gilt Brin als maßgeblicher Verfechter. Selbst der größte wirtschaftliche Erfolg dürfe nicht moralisch fragwürdiges Verhalten rechtfertigen, so die Maxime, die als eine der wesentlichen Säulen der Unternehmensphilosophie gilt.
Der Leitspruch hat Google allerdings auch vielfach bösen Spott eingetragen. „"Don't be evil" sei nicht viel mehr als „ein Haufen Schrott“, wetterte zum Beispiel Apple-Chef Steve Jobs nach Googles Attacke auf das iPhone durch dessen erstes Handy-Betriebssystem Android.
Zuletzt war Google mit seinem Leitsatz in die Schlagzeilen geraten, als sich der Suchmaschinen-Betreiber Anfang 2010 aus dem boomenden Markt in China zurückzog. Der staatlich verordneten Zensur im Reich der Mitte wollte sich das Unternehmen nicht mehr beugen. Brin hatte den Schritt maßgeblich vorangetrieben. Die Politik der Volksrepublik habe ihn zu sehr an das totalitäre Regime in der Sowjetunion erinnert, begründete Brin damals den Rückzug.