Facebook ändert Datenschutz-Einstellungen für Teenager
Berlin (dpa) - Teenager im Alter unter 18 Jahren waren bei Facebook bislang in einer Art Schutzzone unterwegs: So konnten sie bislang keine Einträge posten, die alle Nutzer ohne Einschränkung sehen. Jetzt kippt das weltgrößte Online-Netzwerk diese Begrenzung - aber mit Warnhinweisen.
Nutzer im Alter zwischen 13 und 17 Jahren können künftig für alle Welt sichtbare öffentliche Einträge machen. Bislang konnten die geteilten Texte, Fotos und Videos nur von ihren Freunden oder den Freunden der Freunde gesehen werden. Wenn die Teenies nun einen größeren Empfängerkreis zulassen, wird ihnen beim ersten Mal ein Warnhinweis angezeigt, wie Facebook in einem Blogeintrag ankündigte.
Zugleich wird bei neuen Facebook-Mitgliedern im Alter zwischen 13 und 17 Jahren künftig als Standard-Empfängerkreis für ihre Einträge „nur Freunde“ voreingestellt. Bisher waren die Informationen automatisch auch für Freunde von Freunden freigegeben. Die Grundeinstellung für bestehende Nutzer ändert sich nicht, auch sie werden aber die Warnung bei ihrem ersten öffentlichen Eintrag bekommen.
Der Warnhinweis besteht aus einem Pop-up-Fenster, in dem es heißt: „Wusstest Du, dass öffentliche Beiträge von jedem gesehen werden können, nicht nur von Personen, die du kennst?“ Außerdem wird darauf hingewiesen, dass der Nutzer und alle in dem Beitrag markierten Freunde damit Freundschaftsanfragen und Nachrichten von Personen erhalten können, die sie nicht persönlich kennen. Eine kürzere zweite Warnung folgt, wenn man weiterhin öffentliche Einträge posten will. Zugleich springt mit dem ersten öffentlichen Beitrag auch die Standard-Einstellung für neue Posts automatisch um.
„Wir haben besonders auf eine klare, verständliche Sprache geachtet“, sagte Facebooks deutscher Politik-Verantwortlicher Gunnar Bender zu den Warnhinweisen. Facebook sei es wichtig, dass junge Nutzer erst öffentlich Beiträge posten könnten, nachdem sie auf diese Weise eine „Lernkurve“ durchlaufen. „Wir wollen den Jugendlichen die Möglichkeit geben, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.“ Es gebe etwa politisch engagierte Teenager wie zum Beispiel das pakistanische Mädchen Malala Yousafzai, für die weitreichende Kommunikationsmöglichkeiten wichtig seien. Die 16-Jährige, die sich für Kinderrechte einsetzt, war nach einem Attentat der Taliban weltbekannt geworden.
Die Teenager werden künftig ihre Einträge bei dem Online-Netzwerk auch für Abonnenten freischalten können. „Wir nehmen die Sicherheit der Teenager sehr ernst“, hieß es im Blogeintrag mit Blick auf die Warnmeldungen. Zugleich verwies Facebook ausdrücklich darauf, dass Teenager bei anderen Online-Diensten auch öffentlich posten könnten. Das Online-Netzwerk steht im Wettstreit um die Gunst junger Nutzer unter anderem mit dem Kurznachrichtendienst Twitter, der inzwischen hauseigenen Fotoplattform Instagram und der von Yahoo gekauften Blog-Anbieter Tumblr.
Um Privatsphäre und Datenschutz bei Facebook mit seinen mehr als einer Milliarde Mitglieder gibt es seit Jahren Diskussionen. In den USA stimmte Facebook nach Ermittlungen wegen einer verwirrenden Änderungen der Einstellungen regelmäßigen Kontrollen für 20 Jahre zu. In Deutschland werfen einige Datenschützer wie Thilo Weichert aus Schleswig-Holstein dem Netzwerk systematische Regel-Verstöße vor. Auf Drängen der Datenschützer stellte Facebook in Europa die automatische Erkennung der Gesichter von Freunden in Fotos ein.