Facebook: Friedrich will „Ruhe reinbringen“

Berlin (dpa) - Ariane Friedrich war völlig cool. Knapp zwei Wochen nach ihrem folgenreichen Facebook-Eintrag zeigte sich Deutschlands beste Hochspringerin in Berlin erstmals wieder öffentlich, von Nervosität ob des jüngsten Aufregers war überhaupt nichts zu spüren.

Weil es in der medialen Auseinandersetzung mit der Hochspringerin zuletzt kaum noch um Höhen, Trainingswerte oder Leistungsstände ging, hatten die Organisatoren der Pressekonferenz schon in der Einladung betont, nur Fragen zum Sport an Friedrich zuzulassen. Als dann doch eine Frage zu Facebook gestellt wurde, zuckte auf dem Podium ISTAF-Chef Gerhard Janetzky. Friedrich aber sagte ganz entspannt: „Ich kann das beantworten.“

In der Causa geht es um sexuelle Belästigung Friedrichs, die Anzeige erstattet hat. Weil die Leichtathletin zugleich aber im Internet Namen und Wohnort des vermeintlichen Täters öffentlich gemacht hatte, brach über 28-jährige Frankfurterin ein Online-Gewitter herein. Für manche ist ihr Kommentar via Facebook „Lynchjustiz“, andere zeigten sich mit der Polizeikommissarin solidarisch. Nun will die Sportlerin vor allem eines: „Ruhe reinbringen in das Thema, das sehr hochgekocht ist.“

Details zum laufenden Verfahren verriet Friedrich am Donnerstag nicht - dazu müsse man sich an die Staatsanwaltschaft wenden. „Wenn man immer wieder darüber spricht und darauf angesprochen wird, macht mich das rasend“, sagte die Hallen-Europameisterin von 2009. Sie sagt das bestimmt, aber mit einem Lächeln. Von Frust oder gar Zorn ist bei der deutschen Rekordhalterin mit den pinken, kurzen Haaren nichts zu spüren.

Nach einer 13 Monate langen Wettkampfpause - im Dezember 2010 riss Friedrichs Achillessehne - sieht sie sich sportlich auf guten Weg Richtung Olympia. „Im Moment sieht es nicht danach aus, dass es eine Vollkatastrophe wird“, verkündete sie. Trotz der schwierigen Zeit nach dem Facebook-Aufreger sei ihre Trainingsrhythmus „überhaupt nicht gestört“. In den vergangenen zwei Wochen wechselte sie oft die Sportanlagen, um sich bestmöglich abzuschotten. Es sei „gar nicht schlecht, auf unterschiedlichen Plätzen zu trainieren“.

Ende Mai werde sie voraussichtlich den ersten Wettkampf im Freien bestreiten. Dann gehe es vor allem darum, die Norm für Olympia zu schaffen. „1,95 Meter sind nicht ohne“, sagte ihr Trainer Günter Eisinger, der den Kalender seiner Sportlerin vor den Spielen in London noch nicht genau festgelegt hat. Auf jeden Fall sollen größere Meetings bestritten werden. „Ich springe besser, wenn mir 20 000 Leute zusehen und nicht zwei“, meinte Friedrich.

Die extravagante Athletin braucht den Wettkampfdruck. „Meine Nervenstärke ist sehr gut“, meinte sie und ergänzte mit einem Schmunzeln: „Diese wurde in der letzten Zeit auch sehr geschult.“ Ganz ausklammern kann sie Facebook und die Folgen trotz des sich selbst auferlegten völligen Verzichts auf Internet, Zeitunglesen, Radio hören und Fernsehen also offenbar nicht. „Ich lebe momentan nach dem Motto: Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.“

Seit vorvergangenem Wochenende sei sie „mehr zur Ruhe gekommen“, berichtete die Sportlerin. Sie habe beispielsweise Zeit gefunden, sich die drei Hörbücher „Tribute von Panem“ anzuhören. Der Bestseller handelt von einer jungen Frau, die in einer apokalyptischen Zukunft ums Überleben kämpft. Etwas martialisch, aber ganz entfernt passt die Story vielleicht sogar zur aktuellen Situation von Ariane Friedrich.