Facebook-Trend: Dinge, die wir nicht sagen
Facebook-Nutzer einer Stadt tauschen sich zurzeit in ironisch-zynischen Gruppen darüber aus, welche Sätze aus ihrem Mund niemals fallen werden.
Düsseldorf. „Heute wieder gehobene Abendunterhaltung auf der Bolker Straße“ — „Die Mieten in Düsseldorf sind absolut bezahlbar“ — „Fahrrad fahren ist in Düsseldorf wirklich völlig ungefährlich“. Wer schreibt solche Sätze über die Landeshauptstadt? Ein völlig Ortsunkundiger? Ein Optimist? Ein Fantast?
Nein, es sind Facebook-Nutzer aus Düsseldorf, die sich in einer ironisch-zynischen Gruppe über ihre Heimatstadt austauschen. „Dinge, die ein Düsseldorfer nicht sagt“, heißt die Gruppe, rund 9000 Düsseldorfern „gefällt“ das. Für Außenstehende machen die Sätze wenig Sinn, der Düsseldorfer muss schmunzeln. So zum Beispiel beim Satz: „Wir treffen uns vor Burger King“. Klar, jeder Düsseldorfer trifft sich vor dem Altstadt-Abend bei McDonalds an der Heinrich-Heine-Allee und eben nicht vor dem großen Konkurrenten.
Aber nicht nur die Düsseldorfer tauschen sich über Sätze aus, die sie nicht sagen würden. „Stau auf der A 46? Hab ich noch nie erlebt!“ — „Es spielt überhaupt keine Rolle, ob man aus Elberfeld oder Barmen kommt!“ — „Lass den Schirm ruhig Zuhause. Brauchst ihn nicht“. Hier unterhalten sich eindeutig Wuppertaler über ihre Heimat. Kritische Ironie auch in anderen Städten: „Dank der zahlreichen Parkplätze am Hauptbahnhof fahre ich nur noch mit der Bahn zur Arbeit“, sagt kein Mönchengladbacher. „Hier wird Sauerkraut hergestellt? Noch nie gerochen“, würde keinem Neusser über die Lippen kommen. Auch in Krefeld gefallen mehr als 1500 Facebook-Nutzern Sätze wie: „Der Theaterplatz: ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt.“
Mittlerweile gibt es für jede größere Stadt in Deutschland entsprechende Gruppen, deren Zuspruch zurzeit stark wächst. Wer mehr darüber erfahren will, wie die Menschen aus der Heimatstadt ticken, was sie ähnlich ironisch sehen und was sie im Subtext kritisieren, der ist in diesen Gruppen genau richtig. Wie immer bei Facebook-Trends ist aber Eile geboten, denn das Interesse der Nutzer ebbt ebenso schnell ab, wie es aufgekommen ist.