Facebook verteuert Aktien wegen hoher Nachfrage
Facebook wischt alle Zweifel am Erfolg des Mega-Börsengangs vom Tisch: Die Nachfrage nach den Aktien ist so stark, dass das soziale Netzwerk sie zu einem besseren Preis losschlagen will. Der Gesamtwert von Facebook klettert dadurch in schwindelerregende Höhen.
New York (dpa) - Facebook wird zu seinem Börsengang von Anlegern überrannt. Die Nachfrage nach den Aktien des boomenden sozialen Netzwerks ist derart groß, dass die Anteilsscheine nun zu höheren Preisen verkauft werden. Der Aufschlag füllt vor allem einem Mann das Konto: Mark Zuckerberg. Der Gründer und Firmenchef ist auch der größte Anteilseigner. Er wird eigene Aktien unters Volk bringen.
Das soziale Netzwerk erhöhte die Preisspanne auf 34 bis 38 Dollar je Anteilsschein. Bislang waren 28 bis 35 Dollar angepeilt. Der Anteil von Zuckerberg wird mit jedem zusätzlichen Dollar beim Aktienkurs rund 500 Millionen Dollar mehr wert. Schon jetzt gehört der 28-Jährige zu den reichsten Menschen der Welt.
Die erwarteten Gesamteinnahmen der Aktienplatzierung steigen durch die neue Preisspanne im äußersten Falle um 1 Milliarde auf 12,8 Milliarden Dollar. Zusammen mit den Aktien, die bei den Alteigentümern verbleiben, wäre Facebook damit an der Börse bis zu 104 Milliarden Dollar wert oder umgerechnet 80 Milliarden Euro. Das ist mehr, als Deutschlands teuerste börsennotierte Konzerne Siemens oder Volkswagen mit all ihrer Technologie, ihren riesigen Fabriken und Abertausenden Mitarbeitern auf die Waage bringen.
Der endgültige Preis wird allerdings erst kurz vor dem ersten Handelstag an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq bekanntgegeben. Das dürfte der kommende Freitag sein (18. Mai). Laut Medienberichten könnte es sein, dass die Bücher für Kaufofferten bereits an diesem Dienstag geschlossen werden. Facebook ist der größte Internet-Börsengang aller Zeiten.
Allein in Asien sei die Nachfrage nach Facebook-Aktien 25 Mal höher als das Angebot, schrieb die „New York Times“. Mit der hohen Nachfrage gilt auch als sicher, dass die sogenannte Mehrzuteilungsoption gezogen wird. Das ist eine Art Reserve der Banken - im Falle von Facebook würden damit weitere 50 Millionen Aktien platziert und die Gesamteinnahmen stiegen auf gut 14,7 Milliarden Dollar.
Mit der Anhebung der Preisspanne hat Facebook-Chef Zuckerberg aufkeimende Zweifel am Erfolg des Börsengangs vom Tisch gewischt. In den vergangenen Tagen war vor allem das noch schwach ausgebaute Facebook-Geschäft auf den Smartphones und Tablet-Computern in den Fokus gerückt. In den Apps taucht viel weniger Werbung auf als auf der Website - entsprechend dürftig sind die Einnahmen von Facebook.
Angesichts der großen Nachfrage nach den Facebook-Papieren dürfte es für Privatanleger schwer werden, gleich zu Beginn Aktien zu erhalten. Von den hiesigen Kreditinstituten hilft lediglich die Deutsche Bank beim Börsengang mit. Den meisten Facebook-Fans bleibt damit nichts anderes übrig, als die Aktien im regulären Handel zu kaufen - mit dem Risiko, dass der Preis dann noch höher liegt als ohnehin schon.
Facebook hat nach letzten Zahlen 901 Millionen Mitglieder. In Deutschland sind es nach Daten des IT-Analyse-Unternehmens Social Bakers mittlerweile 23,6 Millionen - das sind 1,9 Millionen mehr als noch vor einem halben Jahr. Auch weltweit hatte der Zustrom bis zuletzt angehalten.
Ob Facebook den Boom auch nachhaltig auf die Börse übertragen kann, muss sich erst noch zeigen. Die Bewertung von mehr als 100 Milliarden Dollar ist eine große Wette auf die Zukunft: Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen gerade mal 3,7 Milliarden Dollar Umsatz und 1 Milliarde Dollar Gewinn. Facebook wird also mit dem 100-fachen des aktuellen Gewinns bewertet. Im Vergleich: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Google beträgt knapp 15. Bei Apple liegt das KGV bei 13.
Facebook-Chef Zuckerberg persönlich muss zudem zeigen, dass er mit der Wall Street klarkommt, wo andere Regeln gelten als im Silicon Valley. Schon sein Auftritt im Kapuzenpulli vor New Yorker Investoren hatte für Stirnrunzeln in der Finanzwelt gesorgt.
Nun wolle Zuckerberg auch noch den Handelsauftakt in New York schwänzen, berichteten unter anderem das „Wall Street Journal“ und das Blog „TechCrunch“. Während andere Firmen-Chefs zum Börsengang ihrer Unternehmen traditionell die Eröffnungsglocke an dem Finanzmarkt läuten, will Zuckerberg den Berichten zufolge lieber mit Mitarbeitern im kalifornischen Facebook-Hauptquartier feiern. Zu Jubeln gibt es reichlich: Viele Angestellte werden durch den Börsengang zu Millionären.