Facebook wächst langsamer kurz vor dem Börsengang
New York (dpa) - Facebook kann sein enormes Wachstumstempo nicht halten. Dies zeigt ein Blick ins Innenleben des Internet-Unternehmens, den Investoren kurz vor dem geplanten Börsengang erhaschen können.
Am Montag legte das soziale Netzwerk seinen aktualisierten Börsenprospekt vor. Und manches, was die Geldgeber dort lesen, könnte ihnen sauer aufstoßen. Der Gewinn geht zurück.
Im ersten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um 45 Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar (807 Mio Euro). Für jede normale Firma wäre das ein Traumwert. Doch vom Senkrechtstarter Facebook sind Beobachter Besseres gewohnt. Das Plus hatte von 2009 auf 2010 noch bei 154 Prozent gelegen. Von 2010 auf 2011 waren es immerhin noch 88 Prozent mehr.
Auch beim Gewinn musste Facebook zu Jahresbeginn Abstriche machen. Auf die gewöhnlichen Aktionäre entfielen 137 Millionen Dollar und damit 10 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Grund für den Rückgang waren unter anderem deutlich gestiegene Marketing- und Entwicklungskosten. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte seine Mannschaft aufgestockt, und zwar um 46 Prozent auf gut 3500 Mitarbeiter.
Das soziale Netzwerk hatte Ende März 901 Millionen aktive Nutzer im Monat. Ende Dezember waren es erst 845 Millionen gewesen. Die Nutzer sind der Schatz von Facebook. Das Unternehmen erwirtschaftet den größten Teil seines Geldes mit Werbung, jedoch werden andere Einnahmequellen wie Onlinespiele immer wichtiger. Sie steuerten zuletzt beinahe ein Fünftel zum Umsatz bei.
Facebook dürfte in wenigen Wochen den größten Börsengang eines Internetunternehmens aller Zeiten hinlegen mit Einnahmen von aktuell 5 Milliarden Dollar. Der gesamte Börsenwert von Facebook - also inklusive der Anteile, die bei den Alteigentümern verbleiben - wird auf bis zu 100 Milliarden Dollar geschätzt.
Wie Facebook jetzt enthüllte, soll die Aktie an der Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden - das ist ein Schlag für die traditionsreiche New York Stock Exchange mit ihren klassischen Parketthandel. Bei dem Börsengang winken nicht nur Gebühren, sondern auch jede Menge Renommee. Das genaue Datum für den Börsengang ist aber weiterhin unklar.
Um sich interessanter für Anleger zu machen, hatte Facebook erst vor wenigen Wochen die Übernahme des Fotodienstes Instagram für 1 Milliarde Dollar verkündet. Das Börsenprospekt offenbart nun die Details des Kaufs: Demnach fließen 300 Millionen Dollar in bar, der Rest wird in Aktien bezahlt, 23 Millionen an der Zahl. Sollte der Kauf platzen - etwa wegen Bedenken der Wettbewerbshüter - stehen den Instagram-Eignern 200 Millionen Dollar als Trostpflaster zu.