Feature: Deal per Mausklick: Makler bedrängen Autohäuser
Berlin (dpa) - Mit Büchern und CDs fing es an. Heute gibt es kaum noch einen Artikel, der nicht problemlos über das Internet zu bestellen wäre. Aber würden Sie ihr neues Auto über einen Online-Vermittler kaufen?
Immerhin geht es da nicht um 20 oder 30 Euro, sondern um 10 000 Euro und sehr viel mehr.
„Das Auto ist das teuerste und beratungsintensivste Konsumgut, das es gibt“, sagt Andreas Partz, Sprecher der MeinAuto GmbH in Köln. Und entsprechend groß seien die Hemmungen der Kunden, vom angestammten Autohaus zum unbekannten Online-Portal zu wechseln, auch wenn dort höhere Rabatte winken.
Gut 50 000 Fahrzeuge wurden nach Branchenschätzungen im Jahr 2012 über das Internet an Privatleute verkauft. Das sind gerade einmal 4 Prozent aller 1,2 Millionen Neuzulassungen, die das Kraftfahrt-Bundesamt Privatfahrern zugerechnet hat. „Gegen den Trend“ einer allgemein schwachen Nachfrage erwartet Hermann Wolters vom Portal Carneoo in diesem Jahr etwa 80 000 Online-Verkäufe. Jeder fünfte deutsche Autofahrer (22 Prozent) hat nach einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Accenture schon einmal online ein Fahrzeug gekauft, aber nur jeder neunte einen Neuwagen (11 Prozent).
Online-Vermittler wie MeinAuto, Autohaus24 oder Carneoo locken die Kundschaft mit Preisnachlässen von bis zu 40 Prozent. Sie unterbieten damit den Händler vor Ort. Die Portale fungieren als Makler. Die Fahrzeuge liefern etwa 240 Autohändler, die möglichst große Stückzahlen loswerden wollen, um dafür von den Herstellern Bonuszahlungen zu kassieren. Die Vermittler-Portale erhalten eine Provision, nach Wolters' Angaben 1,35 bis 1,85 Prozent vom Listenpreis.
All den Autohändlern, die nichts mit dieser Art Vermittlung zu tun haben, ist das Geschäftsmodell ein Dorn im Auge. Anders als auf dem Gebrauchtwagenmarkt bildeten die Internet-Portale „keine realen Marktpreise ab, sondern vermitteln ein völlig verzerrtes Bild“, kritisiert der Präsident des Kraftfahrzeuggewerbes, Robert Rademacher. Deren extreme Sonderpreise kämen durch überschüssige Mengen zustande, von denen sich manche Händler trennen wollten, „um anspruchsvolle oder gar unrealistische Bonusziele so doch noch zu erreichen“.
„Wir dürfen das nicht einfach so auf uns zukommen lassen“, warnt Rademacher auf der jüngsten Bundestagung seines Verbandes ZDK. Er schlägt vor, dass die Hersteller mit ihren Vertragshändlern eigene Marken-Internet-Portale etablieren. Diese müssten, anders als bislang üblich, alle Informationen und Transaktionsmöglichkeiten bieten. Der Kunde soll sein Auto mit allen Wunschdetails zusammenstellen, zugleich Preise und Lieferzeiten der Händler sehen und dann einen Händler aussuchen können. Noch ist es nicht soweit, die Branche diskutiert Rademachers Vorstoß.
Die Online-Vermittler glauben nicht, dass sie durch Rademachers Initiative überflüssig gemacht werden können. „Das Projekt ist zum Scheitern verurteilt“, sagt Wolters. Abgesehen von den höheren Rabatten sei es nur auf ihren Webseiten möglich, für eine Wagenklasse die Modelle verschiedener Hersteller nach Preis und Ausstattung zu vergleichen.