Filtersoftware zum Surfen ist keine gute Kindersicherung

Düsseldorf (dpa/tmn) - Das Internet ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Umso wichtiger ist es, dass Kinder den Umgang mit dem Netz lernen. Allerdings lauern hier Gefahren. Filtersoftware soll sie theoretisch ausblenden, kann engagierte Eltern aber nicht ersetzen.

Es wäre so einfach: Ein Filterprogramm installieren und schon können Eltern ihr Kind sorglos im Internet surfen lassen. Doch die erhältlichen Filterprogramme bieten keinen ausreichenden Schutz. Eltern kommen nicht um die Aufgabe herum, ihr Kind beim Surfen zu begleiten und anzuleiten.

Aktuelle PC-Betriebssysteme haben bereits eine Kindersicherung integriert. Eltern können damit die Computernutzung zeitlich begrenzen, Altersgrenzen für Spiele festlegen und Programme auf dem Rechner sperren. Apple hat außerdem bereits Inhaltsfilter für seinen Browser integriert, für andere Programme lassen sich Alternativen kostenlos herunterladen. Ausreichenden Schutz bietet das laut der Initiative Klicksafe.de aber nicht. Wer eine umfassendere Inhaltsfilterung sucht, muss zusätzliche Programme installieren.

Ob Eltern zu einem kostenlosen oder kostenpflichtigen Programm greifen sollten, hängt von den gewünschten Anwendungen ab. In der Zuverlässigkeit gebe es kaum einen Unterschied, sagt Kristina Hammann von Jugendschutz.net. Jugendschutz.net rät zu deutschen Produkten, da US-amerikanische Filter etwa bei Gewaltdarstellungen schlechtere Ergebnisse lieferten.

Filtersoftware arbeitet üblicherweise mit sogenannten White- und Blacklists. Die Hersteller durchforsten das Internet und stellen Inhalte, die besonders gut für Kinder geeignet sind, auf die Weiße Liste. Jugendgefährdende Angebote kommen auf die Schwarze. Dieses Verfahren läuft weitgehend automatisiert. Das führt jedoch manchmal dazu, dass ungefährliche Seiten fälschlicherweise geblockt werden, problematische aber durch die Filter rutschen. „Die Blockade-Zuverlässigkeit liegt bei maximal 80 Prozent“, sagt Michael Schnell, Projektleiter beim Verein Internet-ABC in Düsseldorf. Eltern bleibt nur die Möglichkeit, solche Angebote per Hand freizugeben - und andere zu blockieren.

Auch bei der Europäischen Kommission schneiden die deutschen Programme eher mäßig ab. Zwei Programme sind Anfang des Jahres von der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) unter Auflagen anerkannt worden: die Software des Vereins JusProg und das Kinderschutzprogramm der Deutschen Telekom. Damit gibt es erstmals Angebote, die von offizieller Seite empfohlen werden. Sie laufen bisher nur auf Windows-Rechnern.

„Es gibt im Netz aber unzählige Inhalte. Kein Filterhersteller kann alle überblicken“, sagt Siegfried Schneider, Vorsitzender der KJM. Deshalb sollen deutsche Webseitenbetreiber problematische Inhalte künftig mit einem Label versehen, das von den Jugendschutzprogrammen ausgefiltert wird. Wer ein solches Label hat, darf auf andere Schutzfunktionen verzichten. Doch darin liegt ein Problem. Haben Eltern keines der anerkannten Jugendschutzprogramme installiert, kommen Kinder sogar leichter an entwicklungsbeeinträchtigende Inhalte, sagt Schneider.

Laut Michael Schnell von Jugendschutz.net können Filter aber ohnehin nur eine Ergänzung zur Medienerziehung sein. Am Anfang sollten Kinder das Internet gemeinsam mit ihren Eltern erkunden. Wichtig ist, dass Eltern mit ihrem Nachwuchs über Risiken wie kostenpflichtige Abos, Anmache in Chats und Cyber-Mobbing sprechen - ohne das Internet zu verteufeln. Außerdem sollten sie den Kindern erklären, wie sie Werbung erkennen und ihre Daten schützen. Stößt das Kind auf verwirrende Seiten oder tappt es in eine Kostenfalle, muss es den Eltern davon erzählen können, ohne zu fürchten, künftig gar nicht mehr ins Netz zu dürfen.