Forschung übers Netz in Deutschland mangelhaft

Berlin (dpa) - Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Internet hinkt in Deutschland nach Einschätzung eines neuen Instituts der internationalen Entwicklung hinterher. „In den USA beispielsweise ist das viel stärker institutionalisiert und bekommt auch mehr Mittel“,.

Das sagte die Gründungsdirektorin des Alexander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft, Jeanette Hofmann, am Freitag bei einer Pressekonferenz in Berlin. In Deutschland werde zwar auch an vielen Instituten und Hochschulen über das Internet geforscht. „Aber die sind nicht gut vernetzt und kommen nicht zusammen“, kritisierte die Politikwissenschaftlerin. Das am Dienstag offiziell eröffnete Institut unter dem Dach der Berliner Humboldt-Universität solle diese Lücke füllen.

Zum Auftakt hatte das Institut Wissenschaftler, Studenten und Interessierte zu einer dreitägigen Konferenz eingeladen. „Wir wollten hören, was die wichtigen Fragen sind und wo die Probleme liegen“, sagte Mit-Gründungsdirektor und Verfassungsrechtler Ingolf Pernice. Darauf aufbauend sollen nun die Forschungs- und Lehrpläne des Instituts entworfen werden.

Unter anderem sollen Fragen einer Regulierung des Netzes analysiert werden und Beiträge zur Entwicklung von geeigneten Geschäftsmodellen entwickelt werden. Die Ergebnisse der Tagung seien „überwältigend“ gewesen, sagte Pernice. „Ich erschrecke fast, wie groß das Feld ist.“

Neben Hauptsponsor Google, der das Institut in den kommenden drei Jahren mit 4,5 Millionen Euro unterstützt, sollen weitere Geldgeber gefunden werden. „Es gibt bereits Interessenten und auch sehr konkrete Gespräche“, sagte Pernice.

Neben der Humboldt-Universität gehören auch die Universität der Künste (UdK) in Berlin und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) sowie das Hamburger Hans-Bredow-Institut für Medienforschung zu den Gründern der neuen Einrichtung. Sowohl die Forscher als auch der Sponsor selbst haben immer wieder betont, dass Google keinen Einfluss auf die wissenschaftliche Arbeit nehmen werde.