Hewlett-Packard behält nun doch sein PC-Geschäft

Palo Alto (dpa) - Hewlett-Packard wird auch künftig Computer bauen. Nach zwei Monaten der Ungewissheit gab der amerikanische Hightech-Konzern den Plan auf, die Computer-Sparte abzuspalten oder zu verkaufen.

Das wäre zu teuer geworden, erklärte die neue Chefin Meg Whitman.

Ihr aus Deutschland stammender Vorgänger Léo Apotheker hatte den Bereich im August zur Disposition gestellt. Der überraschende Umbau hatte den Aktienkurs in die Tiefe gerissen und Apotheker den Job gekostet. Seine Entscheidung, die Tablets und Smartphones mit dem Betriebssystem webOS einzustampfen, bleibt hingegen bestehen.

„HP steht zur Personal Systems Group“, betonte Whitman am Firmensitz im kalifornischen Palo Alto - der Geschäftsbereich PSG umfasst Produktion und Vertrieb von Notebooks und Desktops. „Zusammen sind wir stärker.“ Eine neue Überprüfung habe dies klar ergeben, sagte sie. Whitman, einst Chefin der Online-Handelsplattform Ebay, hatte als Mitglied des Verwaltungsrates zuvor Apothekers Pläne unterstützt.

Nach aktueller Überzeugung des Managements ist das PC-Geschäft aber zu eng mit allen anderen Sparten verzahnt, als dass eine Trennung sinnvoll wäre. „Es hat sich am Ende auch gezeigt, dass die Kosten für den Aufbau eines eigenständigen Unternehmens jegliche Vorteile einer Abspaltung zunichte gemacht hätten“, argumentierte Whitman.

Die PC-Sparte aus dem Konzern herauszulösen, hätte einmalige Kosten von 1,5 Milliarden Dollar verursacht, rechnete Finanzchefin Cathie Lesjak in einer Telefonkonferenz vor. Unter Apotheker sei dafür lediglich mit 300 bis 400 Millionen Dollar gerechnet worden, berichtete das „Wall Street Journal“. Zudem hätte HP jedes Jahr eine Milliarde mehr für Bauteile zahlen müssen, weil die Preisvorteile eines Großeinkäufers weggefallen wären, sagte Lesjak.

Das PC-Geschäft ist die größte Sparte im Konzern mit einem Umsatz von 29,5 Milliarden Dollar in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres - das ist fast ein Drittel des Gesamtumsatzes von 95,1 Milliarden Dollar.

Die HP-Aktie reagierte vorbörslich mit einem minimalen Minus von 0,11 Prozent. Zum einen war ein solcher Ausgang der neuen Analyse bereits von vielen erwartet worden. Zum anderen macht der PC-Markt gerade nicht seine beste Zeit durch. Vor allem Verbraucher greifen immer öfter zu Smartphones und Tablet-Computer, der Absatz klassischer Computer schwächelt.

Das PC-Geschäft von Hewlett-Packard ist zwar groß und profitabel - jedoch ist die Rendite deutlich niedriger als in anderen Sparten. Deswegen wollte Apotheker das Unternehmen stärker auf lukrativere Geschäftsbereiche wie Software und Dienstleistungen ausrichten - ganz nach dem Vorbild des IT-Urgesteins IBM, das bestens durch die Wirtschaftskrise gekommen war und an der Börse vier Mal soviel wert ist wie HP. Den von Apotheker eingefädelten Kauf des britischen Software-Spezialisten Autonomy für mehr als 10 Milliarden Dollar zog HP bereits durch.

Die Kehrtwende beendet nun aber zumindest eine Zeit der Ungewissheit. Die Befürchtung war, dass große Kunden abspringen könnten, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht. Das erwies sich jedoch nach Einschätzung der Marktforscher von Gartner als unbegründet: Hewlett-Packard konnte seinen Marktanteil im dritten Quartal sogar noch auf 17,7 Prozent ausbauen - das ist weit vor Lenovo mit 13,5 Prozent und Dell mit 11,6 Prozent.

Whitman war Mitte September als HP-Chefin angetreten und hatte von Beginn an angedeutet, dass sie das Geschäft behalten könnte. Vor allem Firmenkunden wollen sicher sein, dass sie beim Computerkauf auch noch in mehreren Jahren mit einer zuverlässigen Wartung rechnen könnten. PSG-Chef Todd Bradley versprach, HP werde investieren, um auch die Nummer eins zu bleiben.

Was aus der Software-Plattform webOS für mobile Geräte wird, werde in den kommenden Monaten entschieden, sagte Whitman. Zunächst einmal werde sich HP bei den Tablets auf Microsofts nächstes Betriebssystem Windows 8 verlassen. „Wir müssen im Tablet-Geschäft präsent sein“, betonte die Konzernchefin. Zugleich deutete sie an, dass sie Hewlett-Packard eine Schrumpfkur verordnen könnte: „HP versucht, eine Menge Sachen zu machen. Und ich glaube fest an die Idee, wenige Dinge richtig, richtig gut zu machen.“

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