Gartner schraubt Prognosen für PC-Markt nach unten

Egham (dpa) - Das Marktforschungsinstitut Gartner hat am Mittwoch seine Prognosen zum Wachstum im weltweiten PC-Markt zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten nach unten korrigiert.

Wegen der anhaltenden Zurückhaltung der Verbraucher beim PC-Kauf dürfte die Absatzsteigerung in diesem Jahr nur noch bei 9,3 Prozent liegen, teilten die Marktforscher mit. Ursprünglich hatte man mit einem Wachstum von 15,9 Prozent gerechnet, im März korrigierten die Marktbeobachter ihre Schätzungen auf 10,5 Prozent für 2011 nach unten. Vor allem das Interesse der Verbraucher an Mini-Notebooks, das lange den Markt angetrieben habe, sei deutlich zurück gegangen, sagte Gartner-Analyst Ranjit Atwal. Und die populären Tablets setzen dem guten alten Personal Computer immer mehr zu.

Seit rund einem Jahrzehnt beruht das Wachstum in der PC-Branche auf dem Interesse der privaten Konsumenten, die zunehmend an mobilen Notebooks und den kleinen Netbooks Gefallen gefunden haben. Unternehmenskunden halten sich dagegen weiter deutlich zurück, wenn es darum geht, ihre alten PC-Systeme durch neue zu ersetzen. Bei den privaten Verbrauchern geht allerdings die Kauflust nicht nur wegen der anhaltend unsicheren Wirtschaftslage, sondern auch wegen fehlender technischer Anreize nun ebenfalls zurück. Immer weniger Grund sehen auch private Nutzer, ihren PC durch einen neuen auszutauschen.

Einen wesentlichen Anteil daran hat die derzeitige Popularität der neuen Tablets wie Apples iPad. Sie setzen dem Markt der mobilen Computer kräftig zu. Eine Kannibalisierung durch die neue Geräteklasse sieht Atwal zwar nicht. „Wir glauben, dass eine direkte Substitution der Media-Tablets für mobile PCs minimal ausfallen wird.“ Aber viele Verbraucher, die einen Tablet-PC nutzen, ließen sich inzwischen viel Zeit, bis sie sich ein neues Notebook zulegten.

Nach Schätzungen von Gartner dürften in diesem Jahr insgesamt 385 Millionen PCs abgesetzt werden. Für den jungen Markt der Tablets rechnet die Marktforschung bereits mit rund 55 Millionen Geräten. Auch leistungsfähige Smartphones machen mit ihren zahlreichen Computer- und Internet-Funktionen den traditionellen mobilen Rechnern Konkurrenz. Durch diese Entwicklung steht der Computer-Landschaft laut Gartner eine weitreichende Veränderung bevor.

Den PC als einzige Plattform für alle Gelegenheiten werde es bald nicht mehr geben, sagt Atwal. „Der PC-Markt erfährt derzeit dramatische strukturelle Veränderungen.“ Der Computer werde nicht länger einen eigenen Markt beherrschen, sondern ihn künftig mit einer großen Palette anderer Geräte teilen, die vom internetfähigen Fernseher bis zum Handy reichen wird.

In den nächsten eineinhalb Jahren erwartet Gartner im traditionellen Geschäft den größten Wachstumsimpuls durch Unternehmen, die ihre veralteten Rechner dringend austauschen müssten. Für viele Unternehmen werde es zunehmend kritisch, da sie noch vom alten Windows XP-Betriebssystem auf eine neuere Plattform umsteigen müssten.