Gefangene Termine - Synchrone Daten stoßen auf Grenzen

Berlin (dpa/tmn) - E-Mails, Termine und Kontakte jederzeit griffbereit auf allen Geräten? Trendforscher sehen in systemübergreifender Daten-Synchronisation die Zukunft. Doch bislang funktioniert das nur dann anständig, wenn man für alle Geräte das gleiche System nutzt.

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Der Datenaustausch von Gerät zu Gerät kann sehr aufwendig sein. „Daten hin und her zu konvertieren ist inakzeptabel“, sagt Oliver Leisse. „Wir haben für so etwas keine Zeit. Und Zeit ist das wertvollste Gut.“ Der Trendforscher vom Institut See More spricht aus, was viele im Alltag erleben. Niemand will lange darüber nachdenken, ob sich eine E-Mail auf dem PC, dem Handy oder dem Tablet befindet. Auch die persönlichen Kontakte und den Terminkalender möchte man bequem von allen Geräten abrufen. Am besten werden Terminänderungen oder eine neue Telefonnummer direkt auf den anderen Endgeräten übernommen - per Synchronisation.

Markus Weidner ist Redakteur beim Telekommunikationsportal „Teltarif.de“ und nutzt für die Synchronisation seit mehr als zehn Jahren Microsofts Exchange: „Eine Zeit lang bin ich jede Woche nach Berlin gependelt. Seitdem will ich es nicht mehr missen, an allen Geräten den gleichen Datenstand abzurufen“, sagt er. Die beliebtesten Lösungen sind schnell genannt: „Google, Microsoft und Apple bieten verschiedene kostenfreie Möglichkeiten zur Synchronisation an“, sagt er. „Am komfortabelsten ist die Synchronisation von Mails, Kontakten und Kalendereinträgen dann, wenn man bei einer Lösung bleibt, die man an allen Geräten nutzt.“

Vergleichsweise einfach ist der Datenabgleich zum Beispiel dann, wenn man auf einem Android-Gerät die Google-Dienste nutzt oder mit Apple-Geräten seine Mails, Kalender und Kontakte über iCloud synchronisiert. Will man aber beispielsweise Android- und Apple-Geräte auf einen Stand bringen, ist es mit der Einfachheit vorbei. „Google, Apple und Microsoft haben bei Mails, Kalendern und Kontakten geschlossene Welten aufgebaut. Brückenschläge sind möglich, aber meist nur halbherzig“, sagt Rainer Schleevoigt, App-Entwickler aus Hamburg.

Um die Grenze zwischen den Systemen zu überwinden, findet man zahlreiche Anleitungen im Internet, häufig sogar in den offiziellen Online-Hilfeseiten der Unternehmen. So erklärt beispielsweise Apple, wie man einen Outlook-Account auf dem iPhone einrichten und synchronisieren kann. Trotzdem finden sich in Internetforen viele Einträge von Nutzern, die versuchen, Daten zwischen mehreren Systemen abzugleichen und dabei auf Probleme stoßen.

Markus Weidner sieht die systemübergreifende Synchronisation kritisch. Zwar gibt es PC-Software, die das ermöglicht, zum Beispiel den Google Kalender zu Outlook zu übertragen. „Ich würde jedoch davon abraten, permanent zwei Systeme aktuell zu halten. Das ist zu aufwendig und dabei passieren Fehler“, sagt er. Einen Grund für die Hürden bei der Synchronisation sehen sowohl Weidner als auch Schleevoigt in fehlenden Standards: „Microsoft und Apple nutzen Active Sync, Google das Protokoll CalDAV“, sagt Markus Weidner.

Bei Kalendern wird das laut Rainer Schleevoigt am deutlichsten: „Bei Kalendern gibt es bislang kein wirklich durchgängiges System für die Synchronisierung, auch wenn mit iCal ein einheitliches Dateiformat existiert.“ CalDAV sei zwar der Versuch, eine plattformunabhängige Kalendernutzung zu ermöglichen. Doch richtig sauber laufe das noch nicht. Stattdessen setzen die Anbieter lieber auf Einzellösungen.

Das geht so weit, dass es zu Reibereien zwischen den Konzernen kommt. So hat Google beispielsweise Ende 2012 angekündigt, dass Google-Nutzer ab Februar 2013 keine neuen Geräte mehr für den Exchange Active-Sync-Abgleich (EAS) von E-Mails, Terminen und Kontakten anmelden dürfen. Ein Grund sollen die Lizenzen sein, die Microsoft für sein EAS-Protokoll von Google verlangt.

Google empfahl seinen Nutzern den Umstieg auf die offenen Standards IMAP, CalDAV und CardDAV. Zu diesem Zeitpunkt waren CalDAV und CardDAV allerdings noch nicht in das mobile System von Microsoft integriert. Damit bestand die Gefahr, dass neue Windows-Phone-Nutzer Kalender und Kontakte nicht mit Google abgleichen können. Die Gnadenfrist für die Integration wurde mehrfach verlängert. Heute findet man im Online-Hilfe-Bereich von Microsoft unter dem Stichwort eine Anleitung zum „Synchronisieren von Google-Diensten mit Windows“.

Trotz der Reibereien um die systemübergreifende Synchronisation sieht Trendforscher Leisse genau darin die Zukunft und glaubt nicht an geschlossene Systeme: „Bei allen drei Bereichen - Mail, Kalender und Kontakte - liegt die Zukunft nach der Recherche in zwölf Metropolen weltweit eindeutig auf einer systemübergreifenden Synchronisation.“