Gesundheitswesen: Bürger setzen große Hoffnung in IT
Berlin (dpa) - Drei von vier Bundesbürgern glauben, der Einsatz neuer, innovativer IT-Lösungen könnte die Kostenexplosion im Gesundheitssystem nachhaltig stoppen.
Dies ergab eine am Donnerstag veröffentlichte repräsentative Erhebung von TNS Infratest, die vom Software-Konzern Microsoft in Auftrag gegeben wurde. Bei gleichbleibender Qualität könne die Versorgung damit auch langfristig bezahlbar bleiben, meinten 74 Prozent der Befragten. Über 62 Prozent würden ihre Gesundheitsdaten auch gern selbst elektronisch verwalten.
Schlecht vernetzte Ärzte, mangelnde Abstimmung und ineffiziente Behandlungswege sind die häufigsten Kritikpunkte. 80 Prozent der Befragten sind allerdings überzeugt, dass moderne IT-Systeme die Kommunikation zwischen Hausarzt, Facharzt und Patient vereinfachen würden und vor allem in ländlichen Gebieten die Versorgung verbessern könnte.
In modernen IT-Lösungen stecke für das Gesundheitswesen ein großes Potenzial, sagte Microsoft-Manager Henrik Tesch der dpa. Microsoft Deutschland will im Rahmen der Initiative „Chancenrepublik Deutschland“ aufzeigen, welche Möglichkeiten es durch den Einsatz von IT konkret geben könnte.
Zum Beispiel werde noch heute ein verschriebenes Rezept auf dem Verwaltungsweg Dutzende Male angefasst und händisch bearbeitet, sagte Tesch. Dabei gebe es längst digitale Alternativen. Chronisch Kranke, Pflegebedürftige und Menschen in ländlichen Gebieten könnten durch moderne mobile Lösungen ihre Unabhängigkeit und Mobilität bewahren.
Es werde viel über die Gesundheitskarte und mögliche Risiken beim Datenschutz gesprochen, sagte Tesch. Dabei werde das große Potenzial der IT aber noch immer nicht genug erkannt. Um die Selbstbestimmung der Bürger über ihre Krankendaten zu gewährleisten, hat Microsoft gemeinsam mit Siemens IT Solutions and Services die Patientenakte „HealthVault“ („Gesundheitstresor“) entwickelt, in der der Nutzer selbst über alle Daten und Befunde verfügt und die Weitergabe von Informationen selbst verwaltet.
„Wir müssen die Menschen durch IT in die Lage versetzen, ihr eigener Gesundheitsmanager zu werden und Ärzten, Reha-Einrichtungen, Pflegepersonal etc. im Einzelfall einen schnellen Zugriff auf ihre Daten zu gewähren - das kann Leben retten“, sagte Ralph Haupter, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland.
Die nötigen Technologien gebe es bereits längst - wie zum Beispiel eine gute Breitband-Infrastruktur in Deutschland, Lösungen für das Cloud Computing sowie Videokonferenzsysteme, sagt Tesch. Viele Lösungen würden längst in anderen Industriebereichen eingesetzt. eHealth dürfe keine Ausnahme sein, „sondern fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung wie Stethoskop und Thermometer“, sagte Roland Trill, Leiter des Studiengangs eHealth an der Fachhochschule Flensburg.
Für die Umfrage wurden im Zeitraum August und September 2011 von TNS Infratest 1000 Menschen im Alter zwischen 16 und 70 Jahren befragt.