Google prescht im Wettlauf um Computer am Handgelenk vor
Mountain View (dpa) - Der Wettbewerb bei Computer-Uhren heizt sich auf: Der Internet-Riese Google wirft sein Gewicht in die Waagschale mit einer speziellen Version seines erfolgreichen Betriebssystems Android.
Eine Flut von Android-Uhren steht damit bevor.
Google weitet die dominierende Smartphone-Plattform Android auf das junge Geschäft mit tragbaren Geräten wie Computer-Uhren aus. Der Internet-Konzern stellte am Dienstag (Ortszeit, 18. März) dafür das Projekt Android Wear vor. Als erste Hersteller kündigten Motorola und LG Smartwatches mit der Software an.
Android Wear soll unter anderem dafür sorgen, dass in den Displays der Datenuhren relevante Informationen angezeigt werden und man die Geräte sowie angeschlossene Smartphones mit Sprachbefehlen steuern kann. Die Plattform ist auch für andere Arten kleiner tragbarer Computer gedacht. Schnittstellen für diverse Sensoren sollen Gesundheits-Funktionen möglich machen.
Google heizt damit den Wettbewerb bei Smartwatches weiter an. Die Android-Plattform konnte binnen weniger Jahren die dominierende Rolle im Smartphone-Markt übernehmen. Hersteller von Android-Uhren und App-Entwickler können auf diesem Fundament aufbauen: So können zum Beispiel von Anfang an Benachrichtigungen aus den meisten Anwendungen auch auf den Displays der Smartwatches angezeigt werden.
Computer-Uhren gelten als „das nächste große Ding“ im Technik-Geschäft. Apple arbeitet laut Medienberichten unter Hochdruck an einer iWatch, die mit iPhones verbunden werden kann. Der weltgrößte Smartphone-Anbieter Samsung preschte bereits im vergangenen Jahr mit seiner Smartwatch Galaxy Gear vor. Bei der jüngst vorgestellten zweiten Generation wechselten die Südkoreaner von Android zum eigenen Betriebssystem Tizen.
Außerdem gibt es bereits zahlreiche Modelle verschiedener Hersteller auf dem Markt. Viele dieser Uhren sind aber noch klobig und leiden an Problemen wie kurze Batterie-Laufzeiten oder Lücken im Zusammenspiel mit Smartphone-Apps. Die wenigsten Hersteller entschieden sich dafür, sie als eigenständige Geräte zu entwerfen, die kein verbundenes Handy brauchen.
Für die kleinen Displays der Computer-Uhren ist es besonders wichtig, dass zur richtigen Zeit die gerade nötigen Informationen angezeigt werden. So will man bei einer Google-Suche nicht wie vom PC gewohnt eine Liste von Links, sondern am besten gleich die richtigen Antworten sehen. Google arbeitet seit Jahren daran zum Beispiel bei Verkehr, Reisen oder Restaurant-Empfehlungen, was den Wettbewerbs-Konflikt des Internet-Riesen mit rivalisierenden Suchmaschinen verstärkte. Bei Android Wear werden die Geräte gesprochene Fragen verstehen, dafür muss man sie mit den Worten „Ok Google“ aktivieren.
Der Handy-Pionier Motorola, der zuletzt zu Google gehörte und jetzt von dem Computer-Hersteller Lenovo übernommen wird, veröffentlichte bereits Bilder von seiner Smartwatch Moto 360. Sie sieht wie eine klassische Uhr mit Display statt Zifferblatt aus. LG entschied sich für ein rechteckiges Design. Der Uhren-Hersteller Fossil kündigte ebenfalls eine Zusammenarbeit mit Google bei Android Wear an.