Günstig ins Ausland telefonieren
Düsseldorf/Berlin (dpa/tmn) - Ins Ausland zu telefonieren, muss nicht mehr teuer sein - dank Call-by-Call, Calling-Cards und Voice-over-IP. Manchmal kostet ein Anruf auch keinen einzigen Cent.
Der Sohn geht für ein Semester nach Indien oder die Freundin nach Mexiko. Ihre Stimmen am Telefon zu hören, sorgt bei den Daheimgebliebenen für ein gutes Gefühl. Auch, weil die Zeiten teurer Gesprächskosten vorbei sind. Es gibt unterschiedliche Wege, günstige Gespräche über die eigenen Landesgrenzen hinaus zu führen. Manchmal sind sie sogar kostenlos.
Der eigene Anbieter: „Die Telefonanbieter sind längst nicht mehr so teuer wie früher, als sich die Kosten für Auslandsgespräche schnell überschlagen haben“, sagt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Kunden haben häufig die Möglichkeit, zusätzliche Auslands-Optionen zu buchen: Anrufe in viele Länder der Welt sind dann kostenlos. Das sei oft schon ziemlich nützlich, manchmal bringe es aber auch nichts - etwa wenn das Zielland nicht in der Flatrate enthalten ist. Außerdem verlangen viele Anbieter trotz der Option für Anrufe in ausländische Mobilfunknetze einen satten Aufschlag von bis zu 30 Cent pro Minute.
Call-by-Call: Dieses Verfahren ermöglicht es, den eigenen Telefonanbieter zu umgehen. Der Anrufer wählt eine Vorwahl, und ein anderer Anbieter stellt die Verbindung her. Call-by-Call kann aber nur der nutzen, der einen Festnetzanschluss bei der Deutschen Telekom hat, erklärt Rafaela Möhl vom Telekommunikationsportal Teltarif aus Berlin. „Bei Telefonaten ins Ausland lässt sich im Vergleich zur Telekom oft mehr als die Hälfte sparen.“
Der Weg zur günstigsten Vorwahl führt am einfachsten über einen Tarifrechner im Netz: Dort wählt der Nutzer sein Zielland aus und ob er ins Festnetz oder Mobilfunknetz telefonieren möchte, erläutert Möhl. „Die Rechner werden permanent aktualisiert und zeigen Nummern an, die gerade in dem Moment günstig sind.“ Anrufer sollten aber immer Call-by-Call-Nummern mit Tarifansage wählen. „Die Preise ändern sich manchmal von einem auf den anderen Tag.“ Es bringe deshalb nichts, die beste Nummer aus der Zeitung auszuschneiden und an der Pinnwand aufzuhängen.
Callthrough: Weitervermittlungsdienste, auch Callthrough-Dienste genannt, können alle Anrufer nutzen - auch hierfür gibt es Tarifrechner. Bezahlt werden die Telefonate entweder im Voraus übers Internet oder über Calling-Cards mit Gesprächsguthaben, die immer noch in Internetcafés, Telefonläden und Kiosken angeboten werden. Bei Bezahlung im Nachhinein können Callthrough-Vorwahlen auch direkt gewählt werden, abgerechnet wird dann über die normale Telefonrechnung.
Nach der Einwahl muss man eine PIN eingeben, die man vom Anbieter erhält. Ein Vermittlungscomputer leitet das Gespräch dann zur Zielnummer weiter, erklärt Möhl. Für Anrufer mit Festnetz-Flatrate sei die Einwahl bei Callthrough-Anbietern mit lokaler Festnetznummer sogar umsonst.
Anrufer sollten sich beim Callthrough aber genau über die Konditionen informieren, empfiehlt Möhl. „Vielleicht ist der Minutenpreis bei einem Anbieter günstig, dafür kommt aber jedes Mal eine Einwahlgebühr hinzu.“ Und wer nur immer mal wieder kurz ins Ausland telefoniert, sei mit einer Fünf-Minuten-Taktung bei der Verbindungsabrechnung nicht gut beraten, ergänzt Bradler. „Wenn ich eine Calling-Card mit 30 Euro Guthaben kaufe, sollte ich außerdem sicher sein, dass es meinen Anbieter auch morgen noch gibt.“ Denn die Anbieter wechseln oft ebenso schnell wie die Tarife.
Internet-Telefonie: Diese Technologie wird auch Voice over IP (VoIP) genannt und funktioniert sowohl am PC als auch mit VoIP-fähigen Routern. „Wenn zwei Telefonierer den gleichen Anbieter haben, sind die Gespräche in der Regel weltweit kostenlos“, sagt Manfred Breul vom IT-Verband Bitkom. Das Gespräch von PC zu PC läuft meist über Headset und ein VoIP-Programm, das sogenannte Softphone, das der Anbieter oft bereitstellt. Es gibt aber auch kostenlose Softphones, mit denen mehrere Anbieter gleichzeitig genutzt werden können.
Etwas komfortabler funktioniert Internet-Telefonie mit einem VoIP-fähigen Router, an den das normale Telefon angeschlossen werden kann. Der Nutzer trägt die Zugangsdaten des VoIP-Providers dann nicht in das Softphone, sondern einfach in den Router ein. „Anrufer erreichen über VoIP auch Festnetz- und Mobilfunknummern im Ausland oft vergleichsweise günstig“, fasst Breul zusammen. Genau achten sollte man auf mögliche Grundgebühren, Mindestumsätze oder Einwahlgebühren.
Bei vielen VoIP-Providern kann der Nutzer auch eine Telefonnummer seines Ortsnetzes erhalten, erläutert Breul. „Damit ist man dann selbst bei längeren Auslandsaufenthalten für Anrufer aus Deutschland kostengünstig unter der deutschen Rufnummer erreichbar.“