Handy-Bespitzelung: US-Senator will Aufklärung

New York (dpa) - Angebliche Schnüffel-Software auf Millionen Handys sorgt in den USA für Aufregung. Dem Dienstleister Carrier IQ und Mobilfunk-Konzernen flatterten jetzt unangenehme Fragen eines US-Senators ins Haus.

In Deutschland fragten Datenschützer beim iPhone-Hersteller Apple an.

Der einflussreiche US-Senator Al Franken forderte den Telekom-Dienstleister Carrier IQ sowie Netzbetreiber und Handy-Hersteller am Donnerstag auf, bis Mitte Dezember ausführliche Informationen vorzulegen. Unter anderem will der Vorsitzende des Unterausschusses für Datenschutz und Technologie wissen, ob tatsächlich gewählte Telefonnummern und SMS-Inhalte aufgezeichnet werden.

In Deutschland fragte der zuständige bayerische Datenschützer Thomas Kranig mehr Informationen beim iPhone-Anbieter Apple an. Allerdings gab es bisher keine Hinweise darauf, dass Software von Carrier IQ in Deutschland überhaupt zum Einsatz kam.

Die Aufregung um den möglichen Einsatz der Schnüffel-Software hatte der Software-Spezialist Trevor Eckhart mit seiner Analyse eines HTC-Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android ausgelöst. Er veröffentlichte ein Video, in dem zu sehen ist, wie die Software von Carrier IQ auf dem Handy Suchanfragen und gewählte Telefonnummern schon beim Eintippen aufzeichnet. Diese Daten, ebenso wie komplette SMS-Nachrichten, würden dann an Server von Carrier IQ weitergeleitet, sagte Eckhart. Carrier IQ hilft Netzbetreiber nach eigenen Angaben, die Netze besser zu managen.

Carrier IQ wies die Schnüffel-Vorwurf erneut zurück. Der Dienstleister agiere ausschließlich im Auftrag der Netzbetreiber. Private Informationen würden nicht aufgezeichnet oder weitergeleitet, sagte Carrier-IQ-Manager Andrew Coward dem US-Blog „All Things D“. Die Software verfolge zwar tatsächlich Tastatur-Eingaben mit - aber lediglich um in bestimmten von den Netzbetreibern vorgegebenen Fällen einzugreifen, etwa wenn Nutzern im Telefonat mit einer Kunden-Hotline gebeten werde, einen Code einzutippen.

Insgesamt gehe es bei den gesammelten Daten um Informationen zum Netzbetrieb, etwa wann und wo ein Anruf abbricht. „Wir lesen keine SMS“, betonte Coward. Carrier IQ sehe allerdings den Eingang von Kurznachrichten und die dazugehörenden Telefonnummern.

Der bayerische Datenschützer Kranig wollte am Freitag keine Details zu seiner Anfrage bei Apple nennen. Er habe sie auf Grundlage der bisherigen US-Medienberichte formuliert, Informationen über einen möglichen Einsatz der Software von Carrier IQ in Deutschland lägen seiner Behörde nicht vor. Apple hatte in den USA erklärt, auf dem iPhone seien bis zur Systemversion iOS 4 nur sehr eingeschränkt Daten erhoben worden, wenn sich das Gerät in einem Diagnosemodus befunden habe. Diese Funktion sei vom Kunden abschaltbar gewesen; ab dem neuen Betriebssystem iOS 5 werde der Dienst von Carrier IQ komplett nicht mehr unterstützt.

In den USA wurde inzwischen klarer, bei wem die Software zum Einsatz kommt. So räumten AT&T und Sprint ein, dass sie auf Dienste von Carrier IQ zurückgreifen. Der größte amerikanischen Mobilfunk-Betreiber Verizon Wireless hingegen ist kein Kunde. Auf Nokia-Telefonen laufe die Software grundsätzlich nicht. Das Unternehmen Carrier IQ wirbt auf seiner Website damit, dass die Technologie auf mehr als 140 Millionen mobilen Geräten eingesetzt wird.

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