Hewlett-Packard laufen die Kunden davon
Palo Alto (dpa) - Auch mit Meg Whitman an der Spitze kommt der weltgrößte Computerhersteller Hewlett-Packard auf keinen grünen Zweig.
Der von Personalquerelen und Fehlentscheidungen im Management gebeutelte Konzern verkaufte im ersten Geschäftsquartal deutlich weniger Desktop-PC, Notebooks, Drucker, Server und Speichersysteme als noch vor einem Jahr.
„Vor uns liegt einiges an Arbeit“, räumte Whitman ein. Das hörten die Anleger nicht gerne: Der HP-Kurs rauschte am Donnerstag im frühen New Yorker Handel um 6 Prozent in die Tiefe.
Der Umsatz war in den Monaten November bis Januar um 7 Prozent auf 30,0 Milliarden Dollar (22,7 Mrd Euro) geschmolzen. Vor allem die Privatkunden hielten sich auffallend zurück. Sie stürzten sich stattdessen auf Tablet-Computer wie Apples iPad oder auf Smartphones wie das iPhone. Der Gewinn brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um beinahe die Hälfte auf unterm Strich 1,5 Milliarden Dollar ein.
HP habe es in den vergangenen Jahren versäumt, in Innovationen zu investieren, sagte Whitman am Mittwoch (Ortszeit). „Und wir waren mit unseren Produkten allzu oft zu spät im Markt.“ Das will sie ändern, indem sie mehr Geld in die Entwicklung steckt. „Wir müssen wieder erstklassig werden.“ Das sei allerdings „keine einfache Aufgabe und nichts, was schnell zu lösen ist“.
Whitman hatte den Job als Konzernchefin im September angetreten - und stand vor einem Scherbenhaufen. Ihr aus Deutschland stammender Vorgänger Léo Apotheker hatte das PC-Geschäft abspalten wollen, weil es zu wenig Gewinn bringe. Daraufhin war der Aktienkurs eingebrochen und Apotheker musste gehen. Whitman entschloss sich, die PC-Sparte zu behalten.
Die jüngsten Geschäftszahlen geben Apotheker indes Recht, der HP als Software- und Servicefirma neu aufstellen wollte, und den britischen Unternehmenssoftware-Anbieter Autonomy für mehr als 10 Milliarden Dollar aufkaufte. Software und IT-Dienstleistungen wie der Betrieb von Rechenzentren waren die einzigen Sparten, die zuletzt noch wuchsen.
Dagegen gingen die PC-Verkäufe um 18 Prozent zurück. Apple zum Vergleich war im vergangenen Quartal nicht nur mehr iPads und iPhones losgeworden, sondern hatte auch die Verkäufe seiner Mac-Rechner um 26 Prozent heraufschrauben können. Das sorgte für einen unglaublichen Gewinn von 13,1 Milliarden Dollar.
HP indes war es nicht einmal in den boomenden Schwellenländern gelungen, die Kundschaft bei Laune zu halten. Der Umsatz in Brasilien, Russland, Indien und China schrumpfte um 13 Prozent. Auch die Gewinnprognose für das laufende zweite Geschäftsquartal fiel schwächer aus als von Analysten erwartet.
Dabei hatte Whitman die Erwartungen bereits gedämpft, indem sie ein schwieriges Geschäftsjahr 2012 prophezeite. Sie hatte nicht nur die unsichere Wirtschaftslage ins Feld geführt, sondern auch Lieferengpässe bei Festplatten angesichts der Überschwemmungen in Thailand.
Der direkte Rivale Dell, der am Dienstag seine Geschäftszahlen vorgelegt hatte, hatte sich besser geschlagen als HP. Er litt zwar ebenfalls unter der Abwanderung der Kundschaft hin zu iPad und iPhone, doch stieg der Umsatz insgesamt leicht dank eines stärkeren Servicegeschäfts.