Höhere Kosten bremsen Google-Mutter Alphabet
Mountain View (dpa) - Das Google-Geschäft wächst weiterhin schnell, aber die Profite könnten durch den Umstieg der Nutzer auf Smartphones unter Druck geraten.
Im vergangenen Quartal steigerten Google und dadurch auch der Mutterkonzern Alphabet Umsatz und Gewinn deutlich - aber enttäuschten dennoch die hochgesteckten Erwartungen der Anleger. Zudem stiegen die Verluste der anderen Alphabet-Bereiche neben Google binnen eines Jahres von 633 auf 802 Millionen Dollar. Finanzchefin Ruth Porath deutete an, dass Ausgaben künftig genauer unter die Lupe genommen werden.
Im ersten Quartal kletterte der Überschuss von Alphabet im Jahresvergleich von 3,5 auf 4,2 Milliarden Dollar (3,7 Mrd Euro), wie der Internetkonzern am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz legte dank sprudelnder Werbeerlöse bei Google um 17 Prozent auf 20,26 Milliarden Dollar zu. Die Prognosen der Analysten wurden mit den Ergebnissen allerdings verfehlt. Die Aktie fiel im frühen US-Handel am Freitag um über vier Prozent.
Google blieb die Geldmaschine des Konzerns, das operative Ergebnis des Internet-Geschäfts sprang um gut ein Fünftel auf knapp 6,3 Milliarden Dollar hoch. Google stellt auch fast den gesamten Umsatz von Alphabet - die anderen Bereiche erlösten gerade einmal 166 Millionen Dollar nach 80 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Außerhalb von Google gehören zu Alphabet etwa der Spezialist für Heimvernetzung Nest, das Forschungslabor Google X oder das Geschäft mit Glasfaser-Leitungen.
Porath sagte in der Telefonkonferenz nach Vorlage der Zahlen, Google wolle das Vorgehen „rationalisieren“, wenn mehrere Teams verschiedene Ansätze für ähnliche Technologien entwickeln. Das werde erlauben, die Investitionen auf weniger Projekte zu konzentrieren. Laut einem Medienbericht soll der Roboter-Entwickler Boston Dynamics wieder abgestoßen werden. Und bei Nest soll es nach Darstellung früherer Mitarbeiter Probleme mit dem Wachstum und dem Führungsstil der Gründer geben. Porath wich einer Frage dazu aus.
Die Quartalsergebnisse machten auch deutlich, wie wichtig für Google inzwischen das Smartphone-Geschäft ist, in dem europäische Kartellwächter dem Konzern unfairen Wettbewerb beim Betriebssystem Android vorwerfen. Die Mobil-Suche sei ein zentraler Umsatztreiber gewesen, sagte Porath. Mehr als die Hälfte der Nutzer greife auf Google von mobilen Geräten aus zu, hieß es.
Die Mobil-Version des Web-Browsers Chrome werde inzwischen auf einer Milliarde Geräte genutzt. Die EU-Kommission sieht eines der Wettbewerbs-Probleme darin, dass Google den Chrome-Browser auf allen Smartphones vorinstallieren lässt, auf denen Dienste des Konzerns integriert sind.
Zugleich sank der Erlös pro Klick auf eine Anzeige um neun Prozent, weil Werbung auf den kleineren Smartphone-Bildschirmen weniger ertragreich ist. Zugleich machte die höhere Zahl der Klicks den Rückgang mehr als wett. Die Zahlungen an andere Online-Dienste dafür, dass über sie Nutzer zu Google kommen, stiegen um ein Drittel auf 1,22 Milliarden Dollar. Google verdient sein Geld weiterhin vor allem mit Anzeigen im Umfeld der Suchergebnisse. Bei der Videoplattform YouTube wachse der Umsatz „erheblich“, hieß es ohne nähere Zahlen.
Alphabet hatte Ende März Geldreserven von gut 75 Milliarden Dollar, 60 Prozent davon lagen außerhalb der USA.