Hoffnungsträger IFA soll Geschäft beflügeln

Berlin (dpa) - Eine IFA der Superlative soll das schwächelnde Geschäft mit Fernsehern und anderer Elektronik wieder ankurbeln. Die diesjährige Funkausstellung in Berlin ist so groß wie noch nie. Im Mittelpunkt stehen Geräte mit direktem Zugang zum Internet, was neue Dienste und Funktionen ermöglicht.

Bei Hausgeräten planen einige Hersteller Preiserhöhungen, um steigende Rohstoff-Preise aufzufangen. Sony-Chef Howard Stringer kam nach Berlin, um einen Neuanfang nach den schweren Datenpannen anzukündigen.

Die Zahl der Aussteller auf der wichtigsten Messe für Unterhaltungselektronik und Hausgeräte stieg leicht auf 1441, die vermietete Fläche wuchs um vier Prozent. „Bereits heute ist es damit die beste IFA ihrer Geschichte. Noch nie hat die Industrie in so viel Ausstellungsfläche investiert“, sagte Christian Göke, Geschäftsführer der Messe Berlin, zum Auftakt der Pressetage am Mittwoch. Die Industrie habe ein schwieriges erstes Halbjahr erlebt. „Die IFA wird in der Lage sein, die Nachfrage wieder zu stärken.“

Für das Publikum ist die Messe unterm Funkturm vom 2. bis 7. September geöffnet. Wichtige Trends der diesjährigen Messe sind neue Fernseher mit Anschluss ans Internet, die Heim-Vernetzung unterschiedlicher Geräte, Tablet-Computer, E-Books und die Lesegeräte für digitale Literatur, Navigationsdienste und das digitale Radio. Mit neuen Technologien versucht die Branche auch, sich gegen den deutlichen Preisverfall bei den Geräten zu stemmen.

Nach dem Wachstumsfeuerwerk der vergangenen Jahre erlebten die erfolgsverwöhnten Elektronik-Hersteller zuletzt einen herben Dämpfer. Im ersten Halbjahr 2011 wurden weniger TV-Geräte verkauft - auch beim bisher verlässlichen Wachstumsmotor LCD-Fernseher gab es einen Rückgang von 1,3 Prozent. Der Umsatz im TV-Bereich sank angesichts der andauernden Preiskämpfe sogar um gut zehn Prozent.

Als Ordermesse zum Auftakt der wichtigsten Verkaufssaison werde die IFA 2011 der Branche neue Impulse geben, hofft auch der

Aufsichtsratschef der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu), Rainer Hecker. Auf der Messe machten die Aussteller inzwischen Geschäfte von mehr als 3,5 Milliarden Euro. Aus der einstigen Radio- und Fernseh-Messe sei heute die bedeutendste Handelsmesse für die Industrie geworden, sagte Hecker.

Um das Geschäft anzukurbeln, baut die IFA baut ihr Themenspektrum kontinuierlich aus. Vor vier Jahren kam die sogenannte Weiße Ware wie Waschmaschinen, Kühlschränke und Geschirrspüler dazu. Auch diese Branche hat mit einem abgekühlten Geschäft zu kämpfen.

Besonders die hohen Rohstoff-Preise bei Stahl, Kupfer, Nickel und seltene Erden machen den Herstellern zu schaffen. Einige planen deshalb Preiserhöhungen. „Zum Jahresanfang werden wir mit neuen Preislisten herausgehen“, sagte Siemens-Electrogeräte-Geschäftsführer Roland Hagenbucher der Nachrichtenagentur dpa. Es werde „etwas teurer“. Miele-Chef Reinhard Zinkann sprach von „sehr moderaten Steigerungen der Preise im nächsten Jahr“ im niedrigen, einstelligen Bereich.

Die deutschen Hausgeräte-Hersteller erwarten auf ihrem Heimatmarkt in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von 2 bis 3 Prozent auf dann 7,6 Milliarden Euro. Auch der für die Branche wichtige Export wird nach einer Schätzung des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) um 5 bis 8 Prozent zulegen.

Sony-Chef Howard Stringer kam zur IFA, um bei den Kunden nach den verheerenden Hacker-Angriffen auf Online-Dienste des Konzerns um Vertrauen zu werben. „Wir sind überflutet, platt gemacht, gehackt und versengt worden“, sagte Stringer. „Das war gestern.“ Jetzt will Sony seine Produkte und Inhalte neu ordnen und auf einer einheitlichen globalen Plattform zusammenfassen. Unter dem Dach des „Sony Entertainment Network“ sollen künftig sämtliche Elektronikprodukte und Inhalte wie Musik, Videos und Bilder zusammengefasst werden.