HTC-Aktie steigt nach Patentfrieden mit Apple kräftig an
Taipei (dpa) - Die Aktie des Smartphone-Herstellers HTC hat mit einem Kurssprung auf die Einigung im Patentstreit mit Apple reagiert. Das Papier stieg am Montag an der Taiwan Stock Exchange um 6,86 Prozent bis zum gesetzlich erlaubten Tageslimit.
Allerdings war die Aktie auch danach noch nur die Hälfte vom Preis zu Beginn des Jahres wert. Die HTC-Aktie stand schon länger unter Druck, da der Konzern im Wettbewerb mit Apple und Samsung nicht mithalten konnte. Im jüngsten Geschäftsquartal brachen die Gewinne um 79 Prozent ein.
Zugleich zeigen sich einige Branchenbeobachter besorgt, dass die Einigung auf Dauer zu einer zu großen Belastung für den schwächelnden Smartphone-Pionier werden könnte. HTC werde Lizenzzahlungen an Apple leisten müssen, berichtete das „Wall Street Journal“ am Montag unter Berufung auf informierte Personen. Weitere Details blieben aber nach wie vor im Dunkeln. Die Unternehmen selbst hatten gar keine Angaben zu den Konditionen gemacht. HTC erklärte lediglich, dass es keine bedeutende Belastung für die Finanzen geben werde.
Apple und HTC hatten am Wochenende ihre zwölf verschiedenen juristischen Auseinandersetzungen rund um den Globus beigelegt und eine Vereinbarung auf zehn Jahre abgeschlossen. Die gegenseitigen Patent-Lizenzierungen umfassen nicht nur bisherige, sondern auch künftige Patente. Unklar ist, ob Apple auch seine besonders wertvollen Schutzrechte für Touchscreen-Technologien in den Deal einbrachte. Von Samsung wollte Apple vor einigen Jahren 24 bis 30 Dollar pro Gerät für eine umfassende Patentlizenz haben.
Nach dem Frieden mit HTC ist Apple noch in einen Patentkonflikt mit zwei anderen Herstellern von Geräten mit dem Google-Betriebssystem Android verwickelt. Neben dem schärfsten Rivalen Samsung ist es der Handy-Pionier Motorola, der inzwischen vom Android-Initiator Google übernommen wurde. Beide sind für Apple deutlich stärkere Widersacher als der zuletzt kriselnde HTC-Konzern.
Besonders im Mittelpunkt stehen derzeit Motorola und Google, die von Aufsehern in den USA und Europa unter die Lupe genommen werden. Sie prüfen, ob durch Klagen mit Motorola-Patenten, die zum Grundstock technischer Standards wie etwa UMTS gehören, Konkurrenten benachteiligt wurden. Laut Medienberichten neigt die US-Regierung sogar zu einer Klage. Motorola schaltete in den vergangenen Wochen bei den Gerichtsverfahren bereits einen Gang zurück.
Diese Woche beginnt in Seattle ein Prozess zwischen Motorola und dem Windows-Riesen Microsoft, der mehr Klarheit zu Standard-Patenten bringen könnte. Dabei geht es unter anderem um die Frage, wie hoch die Lizenzgebühren sein dürfen. Für Patente, die zum Grundstock von Standards gehören, gelten besondere Regeln: Sie müssen zur fairen Konditionen und ohne Diskriminierung lizenziert werden. Über die Umsetzung dieses Prinzips gibt es allerdings immer wieder Streit. Laut früheren Gerichtsunterlagen verlangt Motorola für seine Standard-Patente 2,25 Prozent vom Gerätepreis. Das ist nach Ansicht von Apple und Microsoft zu viel.