Intel leidet weiter unter PC-Flaute
Santa Clara (dpa) - Die sinkenden PC-Verkäufe machen dem weltgrößten Chiphersteller Intel zu schaffen. Nach einem trüben ersten Halbjahr musste der Konzern seine Aussichten für das Gesamtjahr zurückschrauben.
Das einst erfolgsverwöhnte Unternehmen erwartet jetzt nur noch einen stagnierenden Umsatz statt eines kleinen Zuwachses. Der frisch angetretene Konzernchef Brian Krzanich will deshalb alles auf die schnelle Entwicklung von Chips für den mobilen Einsatz setzen.
Im zweiten Quartal schrumpfte der Umsatz im Jahresvergleich um 5 Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar, wie der Konzern am Mittwoch am Sitz im kalifornischen Santa Clara mitteilte.
Der Gewinn fiel sogar um 29 Prozent auf 2,0 Milliarden Dollar (1,5 Mrd Euro). Während sich das Geschäft mit Chips für Datenzentren unverändert hielt, sackte der Umsatz mit Chips für PCs um 7,5 Prozent auf 8,1 Milliarden Dollar ein, der der restlichen Architektur-Gruppe des Unternehmens um 15 Prozent auf 942 Millionen Dollar. Nachbörslich fiel die Aktie um 4 Prozent.
Der frisch angetretene Konzernchef Brian Krzanich hat bereits innerhalb weniger Wochen deutliche interne Umstrukturierungen eingeleitet. „Wir befinden uns in einem massiven Transformationsprozess“, sagte Christian Lamprechter, Chef von Intel Deutschland, der dpa. Krzanich agiere sehr schnell und konsequent und komme in der Belegschaft gut an.
Eines der drei großen Standbeine des Unternehmens, die Intel Architecture Group, sei inzwischen aufgelöst. Alle anderen Unternehmensgruppen berichteten nun direkt an den neuen Chef.
Mit einer neu geschaffenen Unternehmensgruppe für künftige Geräteklassen legt Krzanich die höchste Priorität auf die Entwicklung von Chips für mobile Geräte. „Der Markt wird weiterhin eine große Bandbreite an Computerprodukten nachfragen“, hofft Krzanich, der seit 31 Jahren im Unternehmen ist und seit Mai auf dem Chefsessel sitzt. „Wir werden keine Möglichkeit in der Computerindustrie auslassen“, versprach er.
Der Markt für die von Intel begonnene Gerätekategorie der Ultrabooks, besonders kleiner Laptops, sei im Jahresvergleich um 50 Prozent gewachsen, sagte Deutschland-Chef Lamprechter. Heute gebe es über 150 Designs verschiedenster Geräte. Neue Geräte, die sowohl Tablet als auch Notebook sind, seien eine konsequente Weiterentwicklung dieses Ansatzes. Dafür brauche Intel die richtigen Antworten. „Wir müssen die Märkte schneller adressieren, die überproportional wachsen.“
Bei Tablets und Smartphones, die dem PC-Markt inzwischen den Rang ablaufen, hatte Intel lange Zeit Probleme, sich gegen stromsparende Chips des britischen Designers ARM zu behaupten. Inzwischen nutzen Hersteller von Tablets und Geräten mit Touch-Display auch aktuelle Intel-Prozessoren der Atom-Reihe. Mit dem neuen Chip „Haswell“, der unter anderem in Apples Macbook Air verbaut ist und auch in vielen Hybrid-Geräten zum Einsatz kommen soll, will Intel nun im Markt punkten. „Unsere größte Sorge ist, dass wir eine neue Welle verpassen könnten“, sagte Lamprechter.
Die beiden Marktforschungsfirmen Gartner und IDC hatten jüngst das Problem von Intel deutlich gemacht: Sie schätzten, dass die Zahl der ausgelieferten Personal Computer im zweiten Quartal um etwa 11 Prozent auf rund 76 Millionen Geräte nachgab. Damit schrumpfte der PC-Markt fünf Quartale in Folge, die längste Schwäche-Periode bisher. Bis vor kurzem war solides Wachstum die Norm. Derzeit seien allerdings rund 500 Millionen PCs weltweit im Einsatz, die älter als vier Jahre sind, sagte Lamprechter. Über kurz oder lang müssten diese Geräte ersetzt werden. Der kleinere Intel-Rivale AMD, der ebenfalls schwer von der PC-Flaute erwischt worden war, legt an diesem Donnerstag seine Geschäftszahlen vor.