Internationale Blogger zuversichtlich im Kampf gegen Zensur

Berlin (dpa) - Die Meinungsfreiheit im Internet wird sich nach Ansicht internationaler Blogger langfristig gegen staatliche Unterdrückungsversuche behaupten können.

Auf einer Veranstaltung des Senders Deutsche Welle zum Tag der Pressefreiheit sagte der iranische Blogger Arash Apadpour, wenn der Druck an einer Stelle erhöht werde, suche sich das Netz neue Ausweichmöglichkeiten. Ähnlich optimistisch zeigten sich auch Blogger aus China, Russland und der Ukraine.

So gebe es im Iran den Trend, mit Hilfe von Funktechniken wie WLAN und Bluetooth staatlich unkontrollierte „Schatten-Netzwerke“ zu errichten, sagte Apadpour. Dort könne gezeigt werden, dass es verschiedene Realitäten gebe - „eine staatlich unterstützte Realität und eine andere Realität“. Wenn man offline nicht politisch aktiv werden könne, müsse man dies halt online tun. Zuletzt aber komme es darauf an, in der Offline-Welt Veränderungen herbeizuführen, sagte der im kanadischen Exil lebende Betreiber des Blogs „kamangir.net“ (Bogenschütze).

„Wer Journalist ist und frei arbeiten will, muss ins Internet“, sagte der ukrainische Blogger Mustafa Nayyem. Allerdings gebe es immer noch eine gruße Kluft zwischen dem wirklichen und dem digitalen Leben: „Social Media ist für unsere Großmütter wie etwas vom Mars.“

Die Möglichkeiten von lokalen Veränderungen betonte die russische Bloggerin und Open-Government-Aktivistin Alena Popova. Auch die ältere Generation entdecke zunehmend die Möglichkeiten, um sich im Internet ein umfassenderes Bild von der Realität zu machen. „Dieses Publikum verändert schnell die Informationslandschaft in unseren Ländern.“

Der chinesische Blogger und Medienwissenschaftler Hu Yong bezeichnete Kurznachrichtendienste nach dem Vorbild von Twitter als „einen großen Sprung nach vorn, mit dem sich die Menschen in China einen öffentlichen Raum für Diskussionen schaffen“. Als einziger in der Runde äußerte er Bedenken, dass die staatliche Obrigkeit am längeren Hebel sitzen könnte: „Die Regierung ist nicht dumm, das sind sehr kluge Leute.“

Die Blogger gehören der Jury für den Wettbewerb „The BOBs“ an, mit dem die Deutsche Welle jedes Jahr die eindrucksvollsten Blogs und Ausdrucksformen von Online-Aktivisten auszeichnet. Die Preisträger werden am Montag vorgestellt.