Internet-Unterricht von Google: Kritik von Lehrerverband
Berlin (dpa) - Der Internetkonzern Google und die EU-Initiative klicksafe haben gemeinsam Unterrichtsmaterialien zu Suchmaschinen im Internet entwickelt.
Lehrerinnen und Lehrer bekommen in dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Heft Vorschläge für den Aufbau von Unterrichtsstunden, für Arbeitsblätter und Informationen zur Funktionsweise von Suchmaschinen.
Damit werde moderne Informationskompetenz vermittelt, sagte Birgit Kimmel, die pädagogische Leiterin von klicksafe, „genauso, wie wir früher gelernt haben, mit einem Atlas oder einem Lexikon umzugehen“. Noch werde häufig vorausgesetzt, dass sich Schüler mit der Internetsuche auskennten. „Es ist in Schulen noch nicht angekommen.“
Denn die Internetsuche sei für Kinder nicht immer einfach. Sie hätten oft Schwierigkeiten, Werbung und Suchergebnisse voneinander zu unterscheiden. „Vor allem jüngere Kinder gehen davon aus, dass das, was oben steht, das beste Ergebnis ist“, sagte Kimmel.
Dort finden sich bei Suchmaschinen häufig bezahlte Werbeangebote. Auch auf Webseiten sei diese Unterscheidung für Kinder schwierig, sagte Kimmel. Das Überprüfen von Informationen und die geschickte Eingabe von Suchanfragen seien weitere Themen. So tippten Kinder oft ganze Sätze in das Suchfeld ein anstatt allein Substantive.
Für Grundschulkinder empfiehlt sie Kindersuchmaschinen wie fragFinn, die nur geprüfte und als kindersicher befundene Seiten anzeigt. Vertreter von fragFinn arbeiteten ebenfalls an den Lehrmaterialien mit.
Richtig im Internet suchen lernen - mit Unterlagen von Google: Bei Lehrern stößt das auf Kritik. Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) sprach sich für eine unabhängige und neutrale Vermittlung im Unterricht aus.
Es sei an sich nicht unanständig, wenn Google und klicksafe solche Unterlagen erarbeiteten, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzendes des VBE, Rolf Buch, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. „Bedarf besteht immer.“
„Kritisch sehe ich eher, dass immer mehr Schulen und Lehrer darauf angewiesen sind, solche Materialien zu nutzen, weil sie andere, von neutralen Stellen erstellte Materialen nicht zur Verfügung haben“, sagte er. „Dafür fehlt dann das Geld.“
Er regte an, dass die Datenschutzbeauftragten solche Informationen herausgeben könnten. Mit der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen war eine staatliche Stelle an der Entwicklung des Suchmaschinen-Leitfadens beteiligt.
Klicksafe-Pädagogin Kimmel betonte, die Unterlagen seien neutral. So werden in einer Übungsvorlage auch Konkurrenzanbieter wie Yahoo und Bing genannt. Google habe wichtige Informationen zur Funktion von Suchmaschinen beigetragen.
Doch wenn Kinder und Jugendliche sich besser mit der Internetsuche auskennen, hilft das auch den Anbietern. Sabine Frank, die bei Google Deutschland für Jugendschutz und Medienkompetenz zuständig ist, sagte: „Uns ist es wichtig, dass Nutzer kompetent mit unseren Produkten umgehen können.“