IT-Branche sieht 2013 Zuwächse
Hannover (dpa) - Drei Monate vor der weltgrößten Computermesse CeBIT sieht die deutsche IT-Industrie keinen Grund für Pessimismus im wirtschaftlich schwierigen Jahr 2013. Im Gegenteil: Nach Einschätzung des Branchenverbands Bitkom werden die Unternehmen trotz eher trüber Aussichten für die Gesamtwirtschaft weiterhin zulegen können.
„Das Wachstum dürfte mit 1,6 Prozent etwas schwächer ausfallen als in diesem Jahr“, sagte Bitkom-Vizechef Heinz-Paul Bonn am Dienstag bei der Vorstellung des CeBIT-Programms in Hannover. „Mit 154,3 Milliarden Euro wird aber ein neuer Umsatzrekord erzielt.“ Zentraler Treiber bleibe die boomende Nachfrage bei Smartphones und Tablet-Computern.
Für das zu Ende gehende Geschäftsjahr rechnet der Verband mit einem Plus von 2,8 Prozent auf 152 Milliarden Euro. Beim Ausblick auf 2013 liege die Schätzung über der volkswirtschaftlichen Prognose der Bundesregierung von einem Prozent, betonte Bonn. Knapp drei Viertel aller Mitgliedsunternehmen erwarteten 2013 steigende Erlöse. 57 Prozent der Firmen planten zudem, neue Jobs zu schaffen.
„Das sind gute Aussichten für die weltweit wichtigste Hightech-Messe“, meinte Bonn. Die CeBIT-Organisatoren setzen vom 5. bis 9. März 2013 vor allem auf geteiltes und gemeinsam genutztes Wissen im Internet. Messechef Frank Pörschmann wollte noch keine genauen Daten zur Aussteller-Beteiligung nennen. „Wir sind, was den Anmeldestand angeht, auf dem Wert des Vorjahres“, sagte er.
Für eine konkrete Besucher-Erwartung sei es ebenfalls zu früh: „Es geht nicht um Optimierung von Zahlen, sondern um Klasse statt Masse“, erklärte Pörschmann. 2012 gelang es der CeBIT, die Ausstellerzahl bei gut 4200 zu halten. Ein Streik im Nahverkehr kostete jedoch Besucher. Insgesamt kamen 312 000 Gäste zur Messe, nach 339 000 im Vorjahr.
Nicht alle Messehallen werden von der CeBIT belegt. Unabhängig von der Fläche gelte aber das Ziel, mehr Geschäftskontakte zu vermitteln. Absagen wichtiger Aussteller gebe es nicht, sagte Pörschmann. „Die Entwicklung ist stabil. Die Großen, die in vergangenen Jahren beteiligt waren, sind weiter dabei.“ Als Beispiele nannte der Manager Samsung, IBM, SAP und Microsoft. Aus China gebe es einige Neuzugänge.
Leitthema der nächsten CeBIT-Auflage ist der Kunstbegriff „Shareconomy“. Er bezeichnet die gemeinsame Nutzung verstreuter Daten. „Es gibt nicht mehr nur Einkäufer und Verkäufer, sondern Menschen, die Interessen teilen“, sagte Pörschmann. Der Trend zeige sich etwa im Zugriff auf Mietsoftware im sogenannten Cloud Computing, in der Übertragung von Musik und Videos sowie Fotodiensten im Netz.
„Soziale Netzwerke bieten einen völlig neuen Zugang zum Kunden“, sagte die Deutschland-Chefin von IBM, Martina Koederitz. Aber auch in den Unternehmen selbst gehe es um Transparenz und flache Hierarchien - kollektiv genutzte Daten kämen dem entgegen. Ihr Kollege Christian Illek von Microsoft sieht dies ähnlich. „Das Individuum rückt stärker in den Mittelpunkt“, erklärte Samsung-Manager Roland Schweyer.
Ein Problem der Branche bleiben massive Engpässe bei Fachkräften. „Es gibt einen Mangel an kreativen Start-ups, aber auch an Talenten“, warnte Pörschmann. 2015 dürften europaweit 700 000 Experten fehlen.
Partnerland der CeBIT 2013 ist Polen. Inzwischen gehöre der Nachbar zu den 20 größten IT-Absatzmärkten der Welt, sagte der Leiter der Abteilung für Handel und Investitionen der polnischen Botschaft in Berlin, Jacek Robak. Der Telekommunikationsmarkt sei nach Russland der zweitwichtigste in Mittel- und Osteuropa. „Wir hoffen, dass 150 bis 200 polnische Unternehmen ausstellen werden“, sagte der Diplomat.