Kabel BW fällt in amerikanische Hände

Englewood (dpa) - Der neue Besitzer von Kabel BW stammt aus Amerika. Der Medienkonzern Liberty Global aus dem US-Bundesstaat Colorado übernimmt den Kabelnetzbetreiber aus Baden-Württemberg für knapp 3,2 Milliarden Euro.

Das teilten der US-Konzern und der bisherige Eigentümer EQT am Montag mit.

Hinter Liberty Global steckt der US-Medientycoon John Malone. Er verspricht sich eine satte Rendite von seinem Engagement in Baden-Württemberg - dies sei schließlich eine der „wohlhabendsten Regionen in Europa“, wie Liberty Global in der Mitteilung betonte.

Die deutschen Verbraucher würden von der Übernahme profitieren, versicherte Liberty-Global-Chef Mike Fries. Die Kabelnetzbetreiber bauen ihre Netze immer mehr zu Datenautobahnen aus. Neben Fernsehen, Festnetz-Telefon und Internet bietet Kabel BW seit kurzem auch Mobilfunk an.

In der zweiten Jahreshälfte soll der Verkauf abgeschlossen sein. Allerdings könnten kartellrechtliche Probleme lauern, denn die Amerikaner besitzen mit Unitymedia bereits einen Kabelnetzbetreiber in Deutschland. Sie hatten das in Nordrhein-Westfalen beheimatete Unternehmen Ende 2009 geschluckt.

Kabel BW ist der größte Kabelnetzbetreiber im Südwesten mit nach eigenen Angaben inzwischen 2,4 Millionen Kunden. Im vergangenen Jahr war der Umsatz um 14 Prozent auf 563 Millionen Euro gestiegen und das Vorsteuerergebnis hatte sich beinahe auf 93 Millionen Euro verdoppelt.

Bislang war Kabel BW im Besitz des schwedischen Finanzinvestors EQT, der seine Tochter eigentlich an die Börse bringen wollte. Zu dem Umdenken dürften die jüngsten Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten gesorgt haben, namentlich die Unruhen im Nahen Osten und die Krise in Japan.

In Medienberichten waren neben Liberty Global auch die beiden Finanzinvestoren CVC Capital Partners und Hellmann & Friedman als Interessenten genannt worden. Der an der Börse notierte deutsche Branchenprimus Kabel Deutschland soll ebenfalls Absichten gehabt haben.